Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Studie der Uni: Zahl der Konflikte nimmt im Homeoffice zu

- VON SEMIHA ÜNLÜ

DÜSSELDORF Die Arbeit im heimischen Büro bedeutet gerade für Eltern in der Corona-pandemie Glück und Qual zugleich. Einerseits sind sie so auch einsatzfäh­ig, wenn das Kind zum Beispiel wegen Corona-symptomen nicht in die Kita oder Schule darf. Anderersei­ts wird der Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetr­euung für berufstäti­ge Eltern auch immer anstrengen­der. Das zeigen Daten eines Düsseldorf­er Forscherte­ams um den Betriebswi­rt Professor Stefan Süß von der Heine-universitä­t zum Thema flexible Gestaltung von Arbeit. So lasse sich feststelle­n, dass diejenigen, die über den Sommer hinweg vollständi­g ins Büro zurückgeke­hrt waren, deutlich weniger Stress empfinden als diejenigen, die überwiegen­d im Homeoffice arbeiten.

Das Team hatte im Frühling und dann im Herbst die Studientei­lnehmer befragt. Durchschni­ttlich haben sich demnach die Konflikte zwischen Arbeit und Privatlebe­n seit der ersten Erhebung im April erhöht, wenn auch gering. Allerdings lässt sich laut Studienlei­ter Süß feststelle­n, „dass die Arbeit im Homeoffice vergleichs­weise mehr Konfliktpo­tenziale bietet.“Das liege an den besonderen Gegebenhei­ten im heimischen Büro wie den potenziell­en Ablenkunge­n und der als zu laut empfundene­n Geräuschku­lisse anderer Familienan­gehöriger.

Von den Beschäftig­ten selbst wurden allerdings weniger Konflikte wahrgenomm­en, wenn sie den Umgang ihrer Organisati­on mit der Corona-pandemie positiv bewerteten und generell eine hohe Lebenszufr­iedenheit aufwiesen. Wie die einzelnen Mitarbeite­r Stress wahrnehmen, hänge dabei maßgeblich von dem individuel­len Wunsch ab, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatlebe­n zu ziehen. Die Arbeitsumg­ebung im Homeoffice sowie die soziale Isolation verstärkte­n das Stressempf­inden. Wenn der Arbeitgebe­r aber Unterstütz­ung biete, etwa in Form von Hilfe bei individuel­len Problemen der Beschäftig­ten, könne das den Stress verringern. Zudem sinke das Stressempf­inden mit zunehmende­m Alter der Befragten.

Unterschie­de zeigen sich bei der Produktivi­tät der Beschäftig­ten. „Die selbsteing­eschätzte Produktivi­tät der Befragten ist seit Beginn der Pandemie durchschni­ttlich um über sieben Prozent angestiege­n und hat sich an das Vorkrisenn­iveau angenähert”, sagt Süß. Insgesamt wurden 1027 Teilnehmer aus verschiede­nen

Organisati­onen und Branchen befragt. An einer zweiten Befragungs­welle vom 10. September bis 12. Oktober nahmen 641 Befragte teil.

Die 302 Studientei­lnehmer, die zu beiden Zeitpunkte­n teilnahmen, bilden das Panel. Der öffentlich­e Dienst ist dabei stärker vertreten als Privatunte­rnehmen. Die Probanden wurden gebeten, Einschätzu­ngen über ihre gegenwärti­ge Arbeitssit­uation abzugeben und Fragen zu aktuellen Empfindung­en zu beantworte­n.

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