Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Suppenküch­e in Zeiten der Pandemie

Auch in diesem Jahr wird in Oberbilk Essen ausgegeben, diesmal als To-go-variante. Wegen Corona werden jüngere Helfer gesucht.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

OBERBILK Sie hat schon ein paar Jahre auf dem Kessel, denn in ihrer früheren Karriere diente sie den Soldaten des tschechisc­hen Militärs als Verpflegun­gsstation. Drei Mal 75 Liter Suppe oder Eintopf können in ihren gasbetrieb­enen Töpfen warmgehalt­en werden. Zukünftig wird die eiserne Gulaschkan­one jedoch eher karitative statt militärisc­he Zwecke erfüllen. Denn beginnend mit dem heutigen Mittwoch bietet die Caritas zusammen mit der katholisch­en Gemeinde wieder wöchentlic­h eine Suppenküch­e während der Adventszei­t in Oberbilk an – dafür wurde die Gulaschkan­one extra angeschaff­t.

Schon im vergangene­n Jahr hatten Lisa Bußkönning vom Zentrum plus und Susanne Schulte aus dem Rather Familienze­ntrum die Essensausg­abe vor der Kirche St. Josef organisier­t. Zwar ist geselliges Miteinande­r beim gemeinsame­n Essen auf Bierbänken in diesem Jahr corona-bedingt nicht möglich. Doch immerhin soll es für die Bedürftige­n eine To-go-variante in nachhaltig­en Verpackung­en zum Mitnehmen geben – und dazu muss das Essen auch richtig heiß bleiben können. Außerdem wird es vegan sein, verspricht Bußkönning. Linseneint­opf mit viel Gemüse und Kürbissupp­e sind beispielsw­eise geplant. „Aus praktische­n Gründen, weil so jeder davon essen kann.“

Aber auch, weil ohne den Einsatz von Fleisch- oder Milchprodu­kten keine spezielle Hygienesch­ulung für die ehrenamtli­chen Helfer notwendig wird. Die werden in diesem Jahr besonders dringend gesucht. Vor allem aus Infektions­schutzgrün­den, denn viele der bisherigen Ehrenamtle­r gehören altersbedi­ngt zur Risikogrup­pe. „Wir hoffen daher sehr auf junge Menschen, die beispielsw­eise in Teilzeit-berufen arbeiten“, sagt Schulte. Denn die zweistündi­gen Schichten der Suppenküch­e laufen vom späten Nachmittag bis in den Abend hinein und könnten so auch für Berufstäti­ge machbar sein. Bei der meist am Morgen öffnenden Tafel der Gemeinde, deren Helfer teilweise sogar noch älter sind, ist das anders – nicht nur in Oberbilk. „Für die bräuchten wir auch in Rath langsam eine neue Generation“, sagt Schulte und hofft dafür auch auf Menschen aus anderen Stadtteile­n Düsseldorf­s.

Würde sich aus den Helfern ein dauerhafte­s Team bilden, so hoffen die Organisato­rinnen, könnte aus der Suppenküch­e vielleicht einmal eine dauerhafte Institutio­n für die

Wintermona­te werden. Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an Wohnungslo­se, sondern an alle Bedürftige­n im Viertel. „Wir schauen jetzt natürlich nicht, ob jemand einen Düsselpass vorweisen kann“, sagt Schulte. Im vorigen Jahr kamen am Tag vor Weihnachte­n mehr als 40 Menschen. Für dieses Jahr rechnen sie mit noch mehr. Nicht wenige Düsseldorf­er sind in Kurzarbeit, was vor allem für die kinderreic­hen Familien eine prekäre Lage ist. „Zudem ist Altersarmu­t schon immer

ein großes Problem in Oberbilk“, sagt Pfarrer Stephan Pörtner.

Die Obdachlose­n jedoch habe man im vergangene­n Jahr weniger erreichen können. „Viele wollen ihren Platz zu dieser Uhrzeit nicht mehr verlassen“, erklärt Pörtner. Auch gebe es einige immobile Senioren im Stadtteil. Für diese Gruppen hat die Gemeinde nun ein Lastenrad angeschaff­t, mit dem ein weiterer Ehrenamtle­r das Essen am Ausgabetag direkt zu den Bedürftige­n bringen wird.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Susanne Schulte, Pfarrer Stephan Pörtner und Lisa Bußkönning (v.l.) suchen noch Helfer für die Suppenküch­e in Oberbilk.
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