Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Im Krankenhaus fühle ich mich sicher“
Das Protokoll Bei der Arbeit im Krankenhaus trägt Ursula Rautenberg Maske. Auf der Straße jedoch sieht sie dadurch ihre Freiheit eingeschränkt.
Es war die richtige Entscheidung, die Maskenpflicht in Düsseldorf wieder aufzuheben und nur noch auf die Innenstadt zu begrenzen. Nun können die Leute selbst entscheiden. Ich trage eine Maske, wenn ich es für sinnvoll halte – wenn es voll und eng ist, setze ich eine Ffp2-maske auf, ansonsten eine medizinische Maske aus dem Krankenhaus. Und wenn weit und breit kein anderer Mensch ist, eben gar keine.
Ich persönlich habe mich sehr eingeschränkt gefühlt, als ich draußen auf der Straße dauerhaft eine Maske tragen musste. Dieses Luft holen, wenn ich aus dem Krankenhaus oder vom Einkaufen komme, hat einfach gefehlt. Ich habe mich auch schwer damit getan, diese Regel zu verstehen, wenn selbst Virologen bestätigen, dass das Ansteckungsrisiko an der frischen Luft gering ist. Dass ich bei meiner Arbeit im Krankenhaus Maske trage, ist selbstverständlich. Ich bin Krankenschwester, arbeite in der Diabetes-beratung und gehe von Station zu Station. Da hat man immer die Sorge, dass man etwas herumschleppt und Patienten oder andere Mitarbeiter ansteckt. Und auch von einigen meiner Kollegen höre ich, dass sie Angst haben, das Virus mit nach Hause in ihre Familien zu nehmen.
Zumal ich noch nie auf das Coronavirus getestet wurde. Die Reihentests stehen nur Mitarbeitern zu, die im Risikobereich arbeiten, oder natürlich, wenn man Symptome hat oder Kontakt zu einem Infizierten hatte. Aber im Krankenhaus fühle ich mich sicher, unsere Corona-station ist der sicherste Raum überhaupt. Das Risiko sehe ich eher im privaten Bereich, da bin ich selbst sehr vorsichtig und spreche sofort an, wenn es mir irgendwo zu eng wird.
Ich sehe aber eine klare Trennung zwischen Job und Privatleben. Wenn mir neben der Arbeit und den Sorgen, die damit verbunden sind, auch noch der Freiheitsdrang genommen wird, fällt mir das extrem schwer. Ich reduziere wegen meines Berufs schon weitestgehend alle privaten Kontakte.
Auch an meinem Geburtstag habe ich Freunden gesagt: „Überleg es dir gut, ob du vorbeikommen willst. Wir holen das lieber nach.“Ich möchte schließlich niemanden gefährden.
Die Leute in meinem Umfeld aber wollen selbst entscheiden, ob sie das Risiko eingehen.
Eine gute Lösung, mit der alle leben konnten, war darum immer das Spazierengehen an der frischen Luft. Man kann ja auf Abstand bleiben und auf Umarmungen verzichten. Aber selbst Spaziergänge sind mit Maske unangenehm geworden. Darum bin ich froh, dass man zumindest außerhalb der Innenstadt wieder ohne unterwegs sein darf. Ich hoffe auch, dass sich die Menschen dann wieder besser verteilen. Ich wohne im Düsseldorfer Süden und hier gab es letztens am Wochenende einen Menschenauflauf ohnegleichen. Da wird es dann erst recht zu eng.
Meiner Meinung nach brauchen wir mehr Aufklärung. Die Leute müssen verstehen, dass Corona eine gefährliche Krankheit ist, und sie müssen wissen, wie sie sich davor schützen können. Aber es ist ja nicht so, dass man die Maske aufsetzt und alles ist gut. Fehlende Aufklärung führt auch zu mehr Angst, zum einen bei Risikogruppen, aber auch zwischenmenschlich.
Ich beobachte immer wieder, wie Menschen sich bedroht fühlen und zur Seite springen, wenn eine Person zu nah an ihnen vorbei läuft. Darum ist es für alle wichtig zu wissen, wie man sich richtig verhält und welche Maske schützt.