Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Fortuna war immer etwas Besonderes“
MARKUS ANFANG Der 46-Jährige kehrt am Freitag als Trainer von Darmstadt 98 nach Düsseldorf zurück.
Markus Anfang hat als Profi vier Jahre lang das Trikot von Fortuna getragen. Mit unserer Redaktion spricht er über seine Gefühle vor dem Gastspiel seines aktuellen Klubs Darmstadt 98 am Rhein.
Ihr nächster Gegner Fortuna hat in Bochum 0:5 verloren. Wie passt Ihnen das in den Kram?
ANFANG Es macht es für mich als Trainer des nächsten Fortuna-gegners auf jeden Fall schwieriger. Man möchte das Spiel ja zur Analyse heranziehen, und das ist in diesem Falle praktisch hinfällig. Fortuna geriet nach nicht einmal drei Minuten in Unterzahl, das ist dann kein gleichwertiges Spiel mehr. Diese Partie gibt jedenfalls in keinster Weise die Qualität der Düsseldorfer wieder.
Wie schätzen Sie die Qualität Fortunas denn ein?
ANFANGDIE Qualität im Düsseldorfer Kader kann den Aufstieg auch hergeben. Aber natürlich weiß man auch, dass es nach einem Abstieg eine schwierige Situation ist.
Die Tabelle lässt für Sie wie für Fortuna noch alle Möglichkeiten, nach oben wie nach unten. Wie weit sehen Sie sich auf Ihrem Weg?
ANFANG Das ist halt die Zweite Liga! Ich kenne sie nur so, deshalb schaue ich gar nicht so auf die Tabelle. Wir hätten gemessen an unseren Leistungen mehr Punkte holen müssen, aber das hat auch seinen Grund: Es ist eine junge Mannschaft, die noch Erfahrungen sammeln muss. Wir möchten einen etwas anderen Fußball spielen als zuletzt, und da passieren anfangs natürlich noch Fehler.
Sie selbst hatten vor Darmstadt zwei sehr unterschiedliche Trainerstationen. Bei Holstein Kiel sehr erfolgreich, und in Ihrer Heimatstadt Köln wurde es erheblich schwieriger. ANFANG In Kiel habe ich eine Mannschaft übernommen, die in der Dritten Liga im unteren Tabellendrittel stand. Wir haben es dann gleich geschafft, in die Zweite Liga aufzusteigen, damals zum ersten Mal seit 36 Jahren. Und dort ging es weiter, wir sind nicht wie ein klassischer Aufsteiger durch die Saison gegangen, auch nicht mit der Art, wie wir Fußball gespielt haben. Leider sind wir dann in der Relegation an Wolfsburg gescheitert. Warum war es beim 1. FC Köln anders?
ANFANGICH bin zu einem Verein gekommen, der einfach aufsteigen musste. Mit einer Mannschaft, die im Vorjahr sang- und klanglos abgestiegen war. Dennoch wurde erwartet, dass man jedes Spiel früh für sich entscheidet und am besten auch noch ganz klare Ergebnisse erzielt.
Sie waren zweimal bei Fortuna, wie würden Sie diese Phasen vergleichen?
ANFANG Es war einmal der Beginn meiner Karriere und einmal das Ende. Die erste Phase war etwas ganz Besonderes: in der Bundesliga im Rheinstadion zu spielen, die Klasse zu halten, dabei eine der besten Rückrundenmannschaften der ersten Liga zu stellen, das war schon phänomenal.
Haben Sie noch Kontakte aus der Zeit damals?
ANFANG Zu Aleks und Marita Spengler habe ich immer mal wieder Kontakt, auch zu Bernd Restle oder Leuten aus dem Vorstand. Spielerkollegen habe ich natürlich ebenfalls öfters getroffen, „Lumpi“Lambertz etwa oder auch Jens Langeneke. Und wenn ich nach Düsseldorf komme, dann fühle ich mich einfach wohl.
Auch am Freitag, selbst wenn keine Zuschauer dabei sind?
ANFANG Auf jeden Fall. Zum Fortuna-umfeld habe ich immer noch viele Verbindungen.
Und das als Kölner?
ANFANG Ich bin halt ein Rheinländer. Ich habe auch in Leverkusen gespielt und in Duisburg. Mit den Rivalitäten unter den Städten habe ich weniger ein Problem. Damals war es für mich etwas ganz Besonderes, Profi in Düsseldorf zu sein, Fortuna war für mich immer etwas Besonderes. Bei ihr bin ich groß geworden, und ich habe immer verfolgt, wie es bei ihr weitergegangen ist. Das sage ich auch nicht einfach nur so.