Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Weihnachtsgeschenke für Kunstfreunde
Jahresgaben der Kunstvereine sind die Einstiegsdroge für Sammler. Ein Überblick über Angebote aus der Region.
DÜSSELDORF Jahresgaben gelten als „weiche Drogen“der Kunstvereine, sind es doch Kunstwerke zu erschwinglichen Preisen, die die Leidenschaft zum Sammeln wecken sollen. Sie stärken die Mitgliederbindung und helfen, die Etats der Häuser aufzubessern. In der Regel teilen sich Künstler und Kunstvereine den Gewinn. Wer also ein solches Werk kauft, tut mehrfach Gutes für die Kunst. Wir geben Tipps zu attraktiven Angeboten.
Kölnischer Kunstverein Als Moritz Wesseler 2013 Direktor des Kölnischen Kunstvereins wurde, musste er dringend Mitglieder werben, um mit Düsseldorf gleichzuziehen. Dafür hatte er eine ungewöhnliche Idee, die auch unter seinen Nachfolgern gilt: Der Verein verschenkt eine handsignierte Arbeit an seine Mitglieder. Diese „Vereinsgabe“wird durch den jährlichen Mitgliedsbeitrag (60/20 Euro) finanziert. Hinzu kommen die Produktionskosten, die diesmal 15 Euro betragen. Ein Schnäppchen, das aktuell vom Düsseldorfer Akademieprofessor Marcel Odenbach stammt. Es zeigt einen Siebdruck auf einem Taschentuch mit dem Kopf des Lamm Gottes und der doppeldeutigen Unterzeile „man weiß ja, was damals passiert ist“. Odenbach ließ sich vom Genter Altar der flämischen Maler Jan und Hubert van Eyck inspirieren. Der Kölnische Kunstverein hält insgesamt die beste Auswahl an Jahresgaben bereit.
Kunstverein Düsseldorf Dieser Traditionsverein mit 3000 Mitgliedern und Sitz in der städtischen Immobilie der Kunsthalle ist finanziell gut aufgestellt. Selbstverständlich setzt er die jahrhundertealte Tradition mit den Jahresgaben fort. Uns gefiel Dominique Gonzalez-foersters gerahmter digitaler Pigmentdruck „Marienbad Électrique“(2400 Euro). Die Kollegin von Odenbach an der Akademie lässt uns glauben, sie trete als feministische Schauspielerin Delphine Seyrig in Erscheinung, genauer, in deren Rolle als lesbische Vampirin Elizabeth Bathory aus dem Film „Les lèvres rouges“.
Neuer Aachener Kunstverein Er ist immer wegen seiner avantgardistischen Ausstellungen und seiner Jahresgaben eine Reise in der coronafreien Zeit wert. So gibt es von Tom Król, einst Student in Düsseldorf, 15 Kopfmasken in Aquarell, allesamt Unikate. Sie beschwören ein Gefühl von Unbehagen und Faszination (450 Euro). Tim Berresheim, Protagonist der computergenerierten Kunst, präsentiert augmentierte Kunst. Im Zuge der Arbeit mit CGI und DGI entstehen kleine, bühnenhafte Bildwelten (3400 Euro) aus Fotografien, Siebdrucken oder Computerprints, die sich im dreidimensionalen, illusionistischen Raum abspielen.
Museumsverein Abteiberg Mönchengladbach hat einen Riecher für das Neue. Es bot schon 2007 ein Foto von Koenraad Dedobbeleer an, der erst jetzt Professor für Bildhauerei in Düsseldorf ist. Das Foto zum Museum X ist immer noch zu haben (400 Euro). Aktuell macht die Amerikanerin Andrea Bowers aus Berlin von sich reden. Sie präsentiert fünf Zeichnungen in Graphit, Kohlestift und Pastell (jeweils 5000 Euro) und zitiert dabei die originale Jacke von Petra Kelly aus dem Nachlass der Politikerin. Wer es lustiger haben will, kann sich über Thomas Virnichs „Gipfel“in 15 Varianten (1200 Euro) amüsieren. Virnich ist ein gern gesehener Gast von Trödelmärkten. Dort hat er banale Ansichten von Bergmotiven auf Holz erstanden, zerlegt, einheitlich breit auf 40 Zentimeter beschnitten und dann die gefundenen Motive mit viel Farbe begraben.
Museum Kurhaus Kleve Das Haus an der Via Romana bietet exzeptionelle Editionen. Talisa Lallai besticht durch ihre fiktiven Naturmotive. Kleve bietet einen Inkjet-print im Künstlerrahmen in 25-facher Auflage für 315 Euro an. Erwin Wurms Foto „be nice to your curator“(963 Euro) ist ein Schmunzelfoto, das das Verhältnis zwischen Künstler und Kurator glossiert. Es entstand 2005, als der österreichische Performance-künstler dem damaligen Direktor des Ludwig Forums in Aachen gleich drei Tafeln Schokolade in den Mund schob. Das Opfer war Harald Kunde, der heute das Museum Kurhaus Kleve leitet und vermutlich froh wäre, wenn ihn Mäzene wie das Ehepaar Ludwig mit Schokolade verköstigen würden.