Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Jjunges Torhüter-duo macht Hoffnung

Die DEG wagt außergewöh­nliches Experiment: Auf der wichtigste­n Position versucht sie es mit zwei jungen Spielern.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Selbst die treuesten Anhänger brauchen in dunklen Stunden etwas, woran sie sich hochziehen können. Da bilden die Fans der Düsseldorf­er EG keine Ausnahme. Nachdem ihr Team am Mittwochab­end gegen Bremerhave­n lange recht planlos übers Eis gefahren war, herrschte nicht etwa Aufruhr in den sozialen Medien, das Thema der Stunde war Hendrik Hane. Hatte der junge Torhüter doch dafür gesorgt, dass das Ergebnis (2:3) deutlich erträglich­er aussah als der Auftritt seiner Vorderleut­e. Und weil in den Spielen zuvor bereits Mirko Pantkowski überzeugt hatte, waren sich die Fans einig: Im Tor wird die DEG dieses Jahr keine Probleme bekommen.

Für abschließe­nde Urteile ist es natürlich reichlich früh, die richtige Saison der Deutschen Eishockey-liga (DEL) beginnt ja erst in knapp zwei Wochen. Das weiß auch Niki Mondt: „Schön, dass sie einen guten Eindruck machen, aber das müssen sie halt auch in der Liga zeigen“, sagt der Manager, der im Sommer viel Lob für sein Experiment bekam. Denn nach dem Abgang von Mathias Niederberg­er nach Berlin holte er keinen erfahrenen Mann als klare Nummer eins vor dem 20-jährigen Hane. Er verpflicht­ete den nur zwei Jahre älteren Pantkowski. Was auch innerhalb des Teams ankam: Er sei „ein absoluter Fan der Entscheidu­ng“, sagte Kapitän Alexander Barta. „Wir meckern in Deutschlan­d immer, dass die jungen deutschen Spieler oder Torhüter nicht die Chance bekommen, und jetzt haben sie die.“

Mutig ist die Entscheidu­ng aber allemal. Zwar sind Hane und Pantkowski laut Mondt „die besten deutschen Torhüter ihrer Jahrgänge“, aber im Eishockey entwickeln sie sich in der Regel auch langsamer, weil der körperlich­e wie mentale Druck so groß ist. Und es gibt ja die alte Weisheit, nach der der Erfolg eines Teams zu 60 Prozent von seinem Torwart abhängt. Manche Beobachter halten das allerdings für Quatsch, der Einfluss sei viel größer.

Da bilden ein 20- und ein 22-Jähriger schon ein außergewöh­nliches Duo. Andere Beispiele gibt es kaum. Zumindest ähnlich versuchten es die Eisbären Berlin vor zwei Jahren mit Marvin Cüpper und Maximilian Franzreb, der eine 24, der andere 22. Doch nach ein paar Wochen kam der erfahrene Kanadier Kevin Poulin. Ein ähnlicher Transfer wäre trotz der schwierige­n Finanzlage auch bei der DEG möglich, aber aktuell sieht niemand Bedarf. Obwohl sich Hane und Pantkowski während der Vorbereitu­ng mit Corona infizierte­n und wochenlang nicht trainierte­n.

Entspreche­nd schwer waren die ersten Turnierspi­ele. Hane kassierte elf Treffer und sah nicht immer souverän aus. Auch er selbst fand seine Auftritte in Wolfsburg und Bremerhave­n „nicht optimal, aber da haben wir mit halbem Kader gespielt und erst eine Woche Vorbereitu­ng gehabt, da war es zu erwarten“.

Umso besser war er am Mittwoch, als die DEG zwar erneut zahlreiche Großchance­n zuließ, er diesmal aber die meisten entschärft­e, am Ende stand er bei 43 Paraden. Ein „gutes Spiel“sei das gewesen, sagte der auf wie neben dem Eis auffällig ruhige 20-Jährige, der das Eishockeys­pielen einst an der Brehmstraß­e erlernte.

Einen anderen Weg ging Pantkowski. Mit 16 Jahren verließ er seine Heimat Kassel in Richtung Mannheim, wurde Jugendmeis­ter und

durchlief wie Hane sämtliche U-NAtionalma­nnschaften. Bei den Profis setzte er sich dennoch nicht durch, wurde immer wieder an Zweit- und Drittligis­ten verliehen. Im Sommer hatte er genug, suchte einen neuen Klub und fand die DEG.

Doch dann kam die Pandemie, die Chance, die neuen Kollegen früh kennenzule­rnen, war dahin. Und als es endlich losging, infizierte er sich und musste in Quarantäne. Erst im dritten Turnierspi­el gegen Krefeld durfte er ran, auch danach gegen Wolfsburg. Und kassierte im Schnitt nur 1,48 Tore, besser ist niemand im Turnier. Auch seine Fangquote (93,6 Prozent) gehört zu den Besten. Zur Freude von Trainer Harold Kreis: „Mirko hat sehr gut und mit viel Selbstvert­rauen gespielt, gerade dafür, dass er länger weg war.“

Was das für die Saison heißt? Unklar. „Wie die Regelung hundertpro­zentig aussieht, kann man noch nicht sagen“, sagt Kreis. Ähnlich klingt Manager Mondt: „Das ist eine offene Nummer. Vielleicht teilen sie es sich 60:40 auf, wenn nicht sogar 50:50.“So ist es aktuell, am Montag in Krefeld ist Pantkowski wieder dran. Und geht es nach den DEGFans, gibt es danach mehr zu bejubeln als einen starken Torhüter.

 ?? FOTO: BIRGIT HÄFNER ?? Torwart Hendrik Hane war nach der 2:3-Niederlage gegen Bremerhave­n das Thema der Stunde. Denn der 20-Jährige hatte dafür gesorgt, dass sein Team nicht höher verlor.
FOTO: BIRGIT HÄFNER Torwart Hendrik Hane war nach der 2:3-Niederlage gegen Bremerhave­n das Thema der Stunde. Denn der 20-Jährige hatte dafür gesorgt, dass sein Team nicht höher verlor.

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