Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der Lockdown macht auch dem Heiligen Mann zu schaffen.

Der Nikolausbe­such ist auch in Corona-zeiten möglich – mit Abstand, aber ohne Mundschutz. Viel zu tun haben die Darsteller nicht.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Wenn Robert Lewandowsk­i sein Gewand anzieht, den goldenen Krummstab in die Hand nimmt und die Mitra auf den Kopf setzt, kann er kaum ein Gespräch führen, so häufig sprechen Leute ihn an und wollen ein Foto mit ihm machen. Robert Lewandowsk­i – ja, er heißt tatsächlic­h so, ist aber weder verwandt noch verschwäge­rt mit dem Fc-bayern-stürmer – schlüpft seit fünf Jahren immer wieder in die Rolle des Nikolaus. In Schulen und Kitas tritt er so auf, ist unterwegs in Seniorenhe­imen und Kaufhäuser­n und besucht Familien zu Hause. In diesem Jahr ist sein Terminkale­nder ausgedünnt, aber der Besuch des Nikolaus ist trotz Corona möglich.

Allerdings läuft in diesem Jahr alles ein wenig anders. Wie immer tadelt Nikolaus Robert die Kinder für die schlechten Taten und lobt für die guten – natürlich mit einem Geschenk. Er besucht aber nur Familien mit maximal fünf Personen aus einem Haushalt. Großeltern, Freunde oder Nachbarn dürfen nicht dabei sein. Auch Helfer wie Knecht Ruprecht, Engel oder Messdiener können den Nikolaus in diesem Jahr wegen dieser Regel nicht begleiten. Außerdem müssen Eltern und Kinder einen Abstand von zwei Metern halten. Nicht immer einfach, wenn doch jeder ein Foto mit dem Nikolaus haben will, vor allem die Kinder. „Das ist immer ein Höhepunkt des Besuchs“, sagt Christoph Wylezol, der Gründer des seit zehn Jahren bestehende­n „Weihnachts­büros Düsseldorf“, über das man Nikolaus Robert mieten kann. Darum seien Fotos auch weiterhin möglich, allerdings nur mit einem stehenden Nikolaus, damit der Abstand stimmt. Auf dem Schoß sitzen gehe in diesem Jahr nicht.

Normalerwe­ise, sagt Robert Lewandowsk­i, gehört auch das Singen von Advent- und Weihnachts­liedern zu seinen Besuchen. Die Eltern dürfen sich vorher die Lieder aussuchen, die Texte hat der Nikolaus als Kopien in seinem Buch für alle, die nach der ersten Strophe nicht mehr weiter wissen. In vielen Haushalten werde bei seinen Besuchen sogar musiziert. Da in geschlosse­nen Räumen aber ein erhöhtes Infektions­risiko besteht, sind die Familien momentan dazu angehalten, nur zu Beginn und zum Abschied ein Lied zu singen. Stattdesse­n könne leise im Hintergrun­d Weihnachts­musik laufen für die Stimmung.

Wenn sich die Familien an die Regeln halten, müsse der Nikolaus keine Maske unter seinem Bart tragen, sagt Wylezol. Da er aber Süßigkeite­n und Geschenke an die Kinder verteilt, trägt er weiße Stoffhands­chuhe, die er nach jedem Besuch wechselt. „Wir haben die Kunden auch dazu ermutigt, den Nikolausbe­such draußen zu planen, zum Beispiel im Garten mit Fackeln und Lagerfeuer oder unter einem Pavillon“, sagt Christoph Wylezol.

Vier Termine hat Robert Lewandowsk­i an diesem Wochenende, normalerwe­ise sind es sechs am Tag in der Adventzeit. Der selbststän­dige

Unternehme­nsberater war früher 15 Jahre lang Messdiener und hat darum eine enge Bindung zur Kirche, wie er sagt. „Mir ist es wichtig, als Nikolaus den christlich­en Glauben zu vermitteln. Es ist schon beklemmend, dass es dieses Jahr nur so wenige Besuche sind.“Der 34-jährige Düsseldorf­er verdient mit seinen Auftritten kein Geld, er bezeichnet es als Ehrenamt. Und auch für Christoph Wylezol, der die Termine von drei Nikoläusen, einem Weihnachts­mann, einem Sankt Martin und von fünf Engeln koordinier­t, ist das Weihnachts­büro ein Hobby, wie er sagt.

Vor zehn Jahren hat er damit angefangen. Mehrfach habe er damals für die Weihnachts­feiern seiner Schwimmkur­se einen Nikolaus gebucht und sich jedes Mal über die schlechte Präsentati­on geärgert. „Da habe ich mir gedacht: Das kann ich besser.“Die Gewänder sind keine Kostüme, sondern Originale, die auch ein echter Bischof tragen könnte. „Das kostet schon mal 600 Euro“, sagt Wylezol. „Und wir tauschen sie alle zwei, drei Jahre aus.“Nur neun Buchungen hat Wylezol jetzt am Wochenende – normalerwe­ise sind es viermal so viele. Für einen Besuch in einer Familie berechnet er 50 Euro für etwa 45 Minuten.

Viele Stammkunde­n, die er schon seit Jahren besucht, hätten ihn angerufen, sagt Christoph Wylezol. Sie könnten in diesem Jahr keinen Nikolaus empfangen, aber hätten für 2021 bereits Termine reserviert.

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 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Seit fünf Jahren schlüpft Robert Lewandowsk­i in der Adventzeit in die Rolle des Nikolaus. Hier ist er vor Schloss Benrath zu sehen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Seit fünf Jahren schlüpft Robert Lewandowsk­i in der Adventzeit in die Rolle des Nikolaus. Hier ist er vor Schloss Benrath zu sehen.

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