Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Die Händler kämpfen ums Adventsgeschäft
Der Einzelhandel ist erfinderisch. Die Branche will sicheres Einkaufen in weihnachtlicher Atmosphäre ermöglichen.
DÜSSELDORF Mit Einfallsreichtum versuchen die Düsseldorfer Händler, das für sie so wichtige Weihnachtsgeschäft zu retten. Der Balanceakt zwischen Infektionsschutz und möglichst guten Geschäften mit Adventsatmosphäre fördert kreative Ansätze. Zum Beispiel einen Nikolaus, den das Forum Stadtmarketing am Samstag von Altstadt bis Schadowstraße ins Treiben schickt. Der verteilt Schokolade, aber auch Masken. „Er soll zudem freundlich ermahnen, wenn Abstände nicht eingehalten werden“, sagt Frank Hermsen, Vorsitzender des Forums.
Der Handel will trotz der Absage des Weihnachtsmarktes für stimmungsvolles Ambiente sorgen. Neben Beleuchtung von Kö und Altstadt gibt auch wieder Steiff-schaufenster im Kaufhof an der Kö und den Weihnachtsbaum mit Show-effekt in den Schadow Arkaden.
Ein weiterer Fokus liegt auf dem Infektionsschutz. Das Kundenaufkommen im Kaufhof oder bei Franzen an der Kö wird elektronisch gezählt. Die von der Stadt in Absprache mit Forum Stadtmarketing engagierten Verkehrskadetten sollen darauf achten, dass Schlangen nicht die Fußgängerströme behindern und Abstände eingehalten werden. Der städtische Ordnungsund Servicedienst kontrolliert zudem die Maskenpflicht. Die Polizei beobachtet das Verkehrsaufkommen, rechnet aber nicht mit so vielen Besuchern wie im Vorjahr. Dafür sprechen Zahlen vom ersten Adventssamstag, als nach Daten von Hystreet auf Kö und Flinger Straße halb so viele Menschen wie vor einem Jahr unterwegs waren.
Das trifft den Handel hart, da er sonst 20 bis 25 Prozent seiner Jahresumsätze in November und Dezember verbucht. Nun rechnet die Peek & Cloppenburg KG in Düsseldorf mindestens mit einem Minus von 25 Prozent für die beiden Monate. In das 16.000 Quadratmeter große Geschäft an der Schadowstraße dürfen nach neuer Regelung nur 800 statt 1600 Personen. Eingänge, Maskenpflicht und Schlangen werden laut Unternehmen an Samstagen von zusätzlich eingestellten Mitarbeitern, die Kundenzahl „durch verschiedene Systeme“kontrolliert.
Um so mehr versuchen Händler, den Kunden mit mehr Service entgegen zu kommen. Das Forum Stadtmarketing bietet auf der Kasernenstraße hinter dem Carschhaus mit dem Logistiker Incharge einen Geschenke-service an. Einkäufe konnen gratis zwischengeparkt werden. Für zehn Euro werden sie nach Hause geliefert.
Auch Inhaber von Geschäften in den Stadtteilen setzen auf Dienstleistung. Vera Fiele vom Spielzeuggeschäft „Kaiserswerth’chen“ermöglicht Video-shopping. Mit einer Kamera zeigt sie den Kunden, was für sie interessant sein könnte. Diese können sich ihre Einkäufe nach Hause liefern lassen – auf Wunsch verpackt. Champagner-expertin Petra Voigtmann von Ever-champ an der Jahnstraße hat Probierpakete verschickt, das Tasting mit Winzern fand dann per Stream bei YouTube statt. Probieren im Laden ist zurzeit verboten. In Kürze werden Online-bestellungen möglich, die per Qr-code auf dem Handy aus einer vor dem Geschäft aufgestellten Box geholt werden können. „Ein völlig kontaktloser Einkauf“, sagt sie.
Um die Kundenströme zu entzerren, hat Christina Angsten von der Buchhandlung Lesezeit in Kaiserswerth mehr Zeit und mehr Raum geschaffen. Eine an das Geschäft angrenzende Garage wurde in eine Abholstation für bestellte Bücher umgewandelt, die Öffnungszeiten am Samstag wurden bis 18 Uhr ausgedehnt. Die Buchhändlerin berät auch per Telefon und liefert die Ware an ihre Kunden aus.
Metzger Brosi an der Nordstraße will vor allem, dass Kunden vor der Tür nicht im Regen stehen. Deshalb hat er einen 14 Meter langen Unterstand gebaut. Obwohl nur noch vier Leute ins Geschäft dürften, sei die Wartezeit nicht länger. „Wir bedienen jeden Kunden mit zwei Mitarbeitern“, sagt Philipp Brosi.