Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der Wolf und seine Ente

Wer Ente fährt, der erlebt auch was, so wie Dietmar Wolf, der viele Erinnerung­en zu Papier gebracht hat. Entstanden ist ein Buch mit dem Titel „Entengesch­ichten“, die manchmal wahr sind und manchmal „erstunken und erlogen“.

- VON NICOLE KAMPE

FRIEDRICHS­TADT Als Kind hatte Dietmar Wolf ein Sparschwei­n. Auf der einen Seite klebte ein Sticker von einem Porsche 911, „aber ich wusste, dass ich mir den nie leisten kann“, sagt Wolf, der auf der anderen Seite der Spardose das Bildchen einer Ente befestigte, „die fand ich auch gut“, so der 62-Jährige, der damals aber nicht ernsthaft daran dachte, sich irgendwann wirklich eine Ente zu kaufen.

Irgendwann brauchte er ein Auto, mit dem er vorfahren konnte, als Reiseverke­hrskaufman­n war er viel unterwegs. Das war der Beginn einun ein Buch herausgege­ben. „Entengesch­ichten“von Anton Wolfpril – das ist Dietmar Wolfs Pseudonym, das er vor Jahren von einem Redakteur des Enten-magazins bekam. Damals war der 62-Jährige auch zweiter Vorsitzend­er eines Enten-dachverban­ds, der spinnefein­d war mit dem Entenschna­bel. Als Anton Wolfpril konnte er inkognito seine Texte veröffentl­ichen.

Das Buch ist zeitlich auf ein Jahr begrenzt. Es fängt mit Weihnachte­n an und hört mit Weihnachte­n auf. „Ente, ein Auto wie Weihnachte­n“, damit schließt Wolf das letzte Kapitel. Der Protagonis­t, ein Ich-erzähler namens Anton Wolfpril – verheirate­t, Familienva­ter und auch ein bisschen freiheitsl­iebend – will seiner Liebsten eine Ente zu Weihnachte­n schenken. In einer Annonce entdeckt er ein quietschge­lbes Modell, muss vor dem Kauf aber erstmal das Familienko­nto plündern. Das ist aber leer, also pumpt er seinen Vater an. Als er beim Händler eintrifft, ist die gelbe Ente weg, Wolfpril nimmt stattdesse­n eine grüne. Und muss an Heiligaben­d feststelle­n, dass seine Frau die gelbe gekauft hat, zu Weihnachte­n, für ihren Mann Anton Wolfpril.

Diese Geschichte ist frei erfunden, „erstunken und erlogen“, sagt Wolf, „meine Liebste würde nie eine Ente fahren.“Andere Texte hat Wolf aber genau so erlebt, oder einer seiner Enten-freunde. Richtung Süddeutsch­land war sein Kumpel mit der Gattin unterwegs, der Abhang am Elzer Berg recht steil. Die Ente nahm Fahrt auf, wurde immer schneller, 130 Kilometer pro Stunde. „Und plötzlich fiel die Heckscheib­e raus“, sagt Wolf. Das Erlebnis schreib er auf, „ab und zu übertreibe ich auch ein bisschen“, sagt der 62-Jährige, in dessen Buch die Ente nach der Bergabfahr­t einen Totalschad­en erleidet. Das passiert aber nur einmal im Buch, meistens bleibt die Ente ganz. Mehr oder weniger jedenfalls. Mal wird sie geklaut, mal landet sie im Graben – wer Ente fährt, der erlebt auch was.

Platz für 16 Kurzgeschi­chten hat es in Dietmar Wolfs Erstlingsw­erk gegeben, viele Texte liegen noch daheim in der Schublade. Mit Titeln wie „Vive la 2CV“oder „Elsa, die Gummibärch­enkuh“hat der 62-Jährige seine Kurzgeschi­chten überschrie­ben – frech und witzig, so wie Wolf auch im wahren Leben ist. Er hat immer einen Spruch parat und meistens auch das letzte Wort, wie bei den Verhandlun­gen mit dem Verleger.

Die beiden tranken ein Bier, und dann noch eins. Dann kam der Kräutersch­naps, „den hat er nicht vertragen“, sagt Wolf, „das war mein Glück“. Am 27. Juli sind Anton Wolfprils Entengesch­ichten erschienen – ein Datum, das Enten-liebhaber kennen werden. Vor 30 Jahren rollte am 27. Juli der letzte 2CV in Portugal vom Band.

Anton Wolfpril Entengesch­ichten, Preis 14,90 Euro, ISBN: 978-3-98216080-1

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RP-FOTO: A. ORTHEN Zum 60. hat Dietmar Wolf eine Holzente bekommen mit der Inschrift: „Die Ente frisst den Wolf“– eine Anspielung auf die Reparaturk­osten.
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Langsam wie eine Schnecke: Mit seiner Ente namens Dolly (so heißt die Sonderlack­ierung) macht Wolf gerne gemütliche Ausfahrten.

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