Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Hoffen auf Weihnachten – auch ohne Happy End
Lieber Dezember, Du bist der letzte Monat in diesem Jahr. Und ich könnte da noch ein Happy End gebrauchen.
Diesen Spruch bekam ich in den letzten Tagen per Whatsapp zugeschickt und ich glaube, dass er vielen Menschen aus den Herzen spricht. Wie sehr sehnen wir uns doch nach Normalität am Ende dieses außergewöhnlichen Jahres. Aber auch der Dezember wird ganz von dem Coronavirus geprägt sein. Und das Happy End ist erst einmal nicht in Sicht; nicht für die Patienten auf den Intensivstationen, nicht für die Ärzte und Pflegekräfte, aber auch nicht für die Beschäftigten in Kultur und Gastronomie, die um ihre berufliche Existenz fürchten müssen und auch nicht für alle anderen, die ihren Alltag umstellen und auf viele liebgewonnene Traditionen in diesen Wochen verzichten müssen.
Menschen, die ohnehin unter Einsamkeit, Obdachlosigkeit und Perspektivlosigkeit leiden, erfahren mit voller Härte die zugemuteten Kontaktbeschränkungen.
Aber so idyllisch, wie es uns die Werbeindustrie glauben machen möchte, war die Adventszeit für die meisten Menschen auf der Erde nie. Auch in dieser Zeit gab es immer Hunger, Gewalt, Zerstörung. Und Weihnachten feiern wir eben nicht, damit wir uns in perfekte Traumwelten flüchten können, sondern umgekehrt: dass Gott in genau diese Welt kommt, mit ihren Sonnen- aber auch ihren Schattenseiten und dieses zutiefst ambivalente Leben mit uns teilen möchte, weil er uns unbedingt liebt.
Damit ist eine neue Wirklichkeit entstanden: Gott wohnt in dieser Welt und er wird sie niemals allein lassen. Wir dürfen hoffen – nicht auf ein schnelles Happy End, aber immer wieder neu auf Gottes Zukunft mit uns: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Seht, ich mache alles neu.“(Offb 21, 4f.)
Diese Hoffnung verändert unser Leben schon jetzt.
Diakon Matthias Heyen