Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Mehr Vertrauen wagen!
Mut wäre gerade jetzt an den Schulen wichtig. Doch häufig fühlen sich auch Düsseldorfer Schulleiter ausgebremst. Sie wünschen sich mehr Autonomie, wenn es darum geht, Präsenzunterricht und das Lernen auf Distanz miteinander zu kombinieren.
Der Frust an vielen Düsseldorfer Schulen über fehlende Freiheiten beim Umgang mit der Pandemie sitzt tief. Grund sind die häufig als eng empfundenen Ansagen aus dem Schulministerium. „Warum dürfen wir nicht mehr, was wir vor den Sommerferien erfolgreich ausprobiert haben?“, fragt eine Hauptschullehrerin, die gerne wieder ihre Klasse teilen würde. Ihr Problem: Proppenvolle Klassenräume passen nicht zu dem, was sie ihren Schülern tagtäglich einzubläuen versucht: Dass am Ende Abstand – neben den Masken – am besten vor dem gefährlichen Coronavirus schützt.
Irgendetwas läuft schief, wenn erfahrene Pädagogen, die an einem Düsseldorfer Berufskolleg jeden Tag Verantwortung für bis zu 4000 junge Menschen tragen, ihre aufwändig erarbeiteten Konzepte zur Kombination von Präsenz- und Distanzunterricht in der Schublade verstauben lassen müssen. Viele empfinden das als verpasste Chance. Zum einen, weil schon morgen bei der nächsten Lockdown-verschärfung aus der Chance eine bittere Notwendigkeit werden kann. Zum anderen, weil Wechselmodelle und digitales Lernen auf Distanz ohnehin den Schulalltag der Zukunft neu justieren werden. Das einzuüben und dabei mehr Spielräume zu lassen, wäre also klug. Den Vorrang des Präsenzunterrichts stellt das nicht in Frage. Es sollte aber möglich sein, ihn eben nicht nur in besonderen Lagen (Super-hotspot vor Ort, viele Quarantänen) zu ergänzen. Wenn nötig mit einer Genehmigung von oben. Aber diese muss auch abrufbar sein.