Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Handel fordert neue Hilfen
Wirtschaftsvertreter wollen ausreichend vom Staat entschädigt werden.
DÜSSELDORFNACH der Ankündigung eines harten Lockdowns haben Wirtschaftsvertreter schnelle Hilfen verlangt. Arndt Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW, sagte: „Die Politik steht angesichts der hohen Infektionszahlen vor ganz schwierigen Entscheidungen. Wir alle hoffen, dass die Zahlen so schnell wie möglich sinken.“Wenn die Politik sich nun gezwungen sehe, das öffentliche Leben weiter herunterzufahren, müsse den jetzt zusätzlich betroffenen Betrieben mit angemessenen Finanzhilfen schnell und unbürokratisch geholfen werden. „Bei aller Sorge über die aktuelle Pandemielage müssen wir aber trotzdem darauf achten, dass die Wirtschaft nicht komplett abgewürgt wird. Insbesondere die internationalen Wertschöpfungs- und Lieferketten müssen – soweit es eben geht – aufrechterhalten bleiben.“
Angesichts der großen volkswirtschaftlichen Schäden sei es sowohl aus ökonomischen als auch aus sozialpolitischen Gründen zwingend notwendig, dass die Politik schon jetzt eine verlässliche Exit-strategie aus dem Lockdown entwickele und dann auch umsetze, sagte Kirchhoff. „Das ist für viele Unternehmen und Arbeitsplätze in diesem Land von existenzieller Bedeutung.“
Vor allem der Einzelhandel blickt mit wachsender Sorge auf die drohenden Schließungen. „Wir sind alarmiert und besorgt“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, unserer Redaktion. Auch er verlangt schnelle Hilfen der Politik. Wenn der Handel anders als die Gastronomie keine Sofortzahlungen bekommen solle, sei dies ein Unding. „Viele haben noch nicht einmal Zahlungen aus der Überbrückungshilfe bekommen.“Achten zeigte sich besorgt mit
Blick auf einen nun drohenden Kundenansturm: „Wie gehen wir damit um? Auch da muss die öffentliche Hand helfen. Der Handel kann nicht der Dompteur der Menschenmassen sein.“
Auch im Buchhandel herrscht Sorge. „Wir haben im ersten Lockdown, der fünf Wochen gedauert hat, etwa 65 Prozent Umsatz verloren. Das ist nicht aufzuholen. Wir fürchten auch jetzt erhebliche Einbußen“, sagte Anja Bergmann, Regionaldirektorin NRW des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Sie hoffe, dass im Falle einer Schließung wie im Frühjahr zumindest die Lieferdienste und Abholstationen weiterarbeiten könnten. „Das bieten auch viele kleine Buchhändler an, sodass die Kunden weiter vor Ort einkaufen können“, so Bergmann. Insgesamt habe sie das Gefühl, dass viele, die zu Weihnachten Bücher verschenken wollten, schon früher in die Läden gegangen seien als in den vergangenen Jahren.
Mit mehr als einer Million Beschäftigten zählt der Einzelhandel zu den größten Branchen des Landes. Mehr als 75.000 Unternehmen sind in dem Bereich tätig, 20 Prozent aller bundesweit tätigen Einzelhandelsunternehmen.