Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

EX-OBERBÜRGER­MEISTER

Der Ex-oberbürger­meister sagt, „dass sich die Entzugsers­cheinungen sehr in Grenzen halten“.

- VON NICOLE ESCH

Thomas Geisels neues Leben

DÜSSELDORF Von jetzt auf gleich ist das Leben anders. Für Thomas Geisel (SPD) ereignete sich dieser Moment am 27. September, als er in der Stichwahl um das Oberbürger­meisteramt gegen Stephan Keller (CDU) verlor. Der Wahlkampfs­tress sei längst von ihm abgefallen, sagt er. „Ich habe erfreut festgestel­lt, dass sich die Entzugsers­cheinungen sehr in Grenzen halten“, meint er. „Die einzige Folgeersch­einung ist, dass ich biologisch immer noch so programmie­rt bin, dass ich um halb fünf morgens aufwache. Das kann man wohl nicht von einem Tag auf den nächsten einfach abstellen.“Aber er drehe sich dann einfach um und schlafe wieder ein.

Am Wochenende war Geisel mal wieder öffentlich zu erleben. Mit der 1. Flötistin der Düsseldorf­er Symphonike­r, Ruth Legelli, gab er zwei Konzerte in Drk-altenheime­n. Die Bewohner des Altenheims in Wersten schoben die Gardinen beiseite und öffneten die Fenster, damit sie möglichst viel von dem Konzert im Garten mitbekomme­n konnten. Zusätzlich wurde die Darbietung über das Hausradio übertragen.

Dem Duo machte es sichtlich Spaß, vor diesem Publikum zu spielen, denn trotz Zeitdrucks – es sollte rasch das Mittagesse­n geben – war es kaum zu stoppen. Von Weitem waren Bewohner zu hören, die leise die Weihnachts­lieder zur Instrument­al-einlage mitsangen. „Unsere Senioren sind sehr glücklich. Solche Veranstalt­ungen kennen sie ja zurzeit gar nicht“, sagte Jasmin Schürgers vom DRK.

Geisel, der das OB-AMT am 1. November an Keller übergeben hat, spielt schon seit seiner Kindheit Querflöte. Lange Zeit habe er das

Spiel vernachläs­sigt, erzählte er am Rande des Konzertes erzählte. „Aber dann habe ich von der Verwaltung­skonferenz zwei Flötenstun­den bei Ruth Legelli geschenkt bekommen. Seitdem musizieren wir gemeinsam.“In diesen eineinhalb Jahren sei er immer besser geworden und zeige viel Kondition, findet Legelli. In dem Duo spielt der Ex-oberbürger­meister die erste Flöte. „Das macht mehr Spaß, und die Ruth passt auf, dass ich mich nicht vergaloppi­ere. Man muss dazu allerdings sagen, ich bin vielleicht die erste Stimme, aber eigentlich spiele ich die zweite Geige.“

Was macht er sonst? Über mangelnde Beschäftig­ung könne er nicht klagen, sagt Geisel. „Da fällt mir genug ein, und in den letzten Jahren ist auch viel liegengebl­ieben.“Außerdem könne er sich jetzt mehr um seine Familie kümmern. „Da gibt es so einiges, was mir am Herzen liegt.“Natürlich fühle er sich durch Corona beeinträch­tigt, er wisse aber auch, wie gut es ihm im Vergleich zu denen, die allein seien, gehe. „Schön war die Zeit nicht. Wir brauchen alle menschlich­e Nähe wie die Luft zum Atmen, und die fehlt manchmal. Aber für mich ist das nicht so schlimm. Ich habe fünf Kinder, und wenn wir zu siebt zu Hause sind, ist immer was los. Mir geht es gut, und ich bin zufrieden.“

Das Kapitel Oberbürger­meister scheint er erst einmal abgeschlos­sen zu haben. „Ich hatte sechs tolle Jahre. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm, dass sie vorbei sind. Ich mag den Grundsatz: Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch etwas Gutes enthält. Jetzt

kommt etwas Neues. Das ist auch nicht schlecht.“Pläne für die Zukunft hat er, er will sie aber noch nicht verraten.

Wie bei vielen anderen Menschen auch hat die Weihnachts­zeit auch bei Familie Geisel dieses Jahr schon etwas früher angefangen. „Den Baum haben wir schon am 1. Advent aufgestell­t. Wenn man so viel Zeit zu Hause verbringt, ist das nett“, findet er. Die Geschenke habe er auch schon fast alle. „Teilweise sind sie sogar schon verteilt und werden bereits benutzt. Aber Weihnachte­n kommen sie noch mal unter den Baum“, erzählte er. Eigentlich hatte die Familie vor, über die Feiertage in Österreich Ski zu fahren, aber daraus wird nichts. „Wir werden nun zuhause schön kochen, im begrenzten Umfang bescheren und ein wenig musizieren.“Geisel ist nämlich nicht der einzige Musiker in der Familie. Eine Tochter spielt Klavier und Flöte und zwei Töchter Klavier. „Die haben ein kleines musikalisc­hes Programm vorbereite­t.“

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 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Thomas Geisel und die Profi-musikerin Ruth Legelli spielten am Sonntag unter anderem im Drk-seniorenze­ntrum Wersten. Unter ihrer Anleitung ist er besser geworden, sagt Geisel.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Thomas Geisel und die Profi-musikerin Ruth Legelli spielten am Sonntag unter anderem im Drk-seniorenze­ntrum Wersten. Unter ihrer Anleitung ist er besser geworden, sagt Geisel.

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