Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
LOKALE WIRTSCHAFT
Am Samstag füllte sich die Innenstadt erst am Nachmittag. Die erneuten Schließungen erwarten die Händler mit gemischten Gefühlen.
Das große Chaos blieb beim Weihnachtseinkauf aus.
DÜSSELDORF Noch schnell fürs Fest Geschenke kaufen, bevor nichts mehr geht. Die Händler sowie die Verantwortlichen bei Stadt und Polizei rechneten für den Samstag vor dem 3. Advent mit einer vollen City. Denn was am Sonntag verkündet wurde, hatte sich bereits zuvor abgezeichnet: Die weiterhin zu hohen Corona-infektionszahlen machen einen harten Lockdown mit weitgehender Schließung der meisten Läden unausweichlich.
Doch der Samstag in der Düsseldorfer Innenstadt verlief den Großteil des Tages entspannt. „Das befürchtete Chaos im Einzelhandel ist in Düsseldorf ausgeblieben. Die Kunden haben sich überwiegend diszipliniert verhalten,“bringt es Björn Musiol vom Handelsverband NRW auf den Punkt. Auch die Polizei meldete kein besonderes Einsatzaufkommen. „Es ist deutlich entspannter als erwartet“, bestätigt Frank Hermsen, Geschäftsführer des Forums Stadtmarketing. Viele Stellplätze in den Parkhäusern waren noch frei. Erst am Nachmittag änderte sich das. Zumindest streckenweise wurde es voll.
„Insgesamt glichen die Zahlen denen des zweiten Adventssamstags. Aber der Zustrom wurde, beispielsweise an der Tuchtinsel, dieses Mal besser gemanagt“, sagt Thomas Görner, Geschäftsführer von Foto Koch und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Schadowstraße am Sonntag. Vor allem an der
Tuchtinsel war es zuletzt zu Gedränge gekommen, die wegen der Corona-pandemie notwendigen Abstände konnten nicht eingehalten werden. Das war nun besser. „Insgesamt war es moderat. Ich würde sogar sagen: Es war nicht einmal so voll wie an normalen Samstagen außerhalb des Weihnachtsgeschäfts“, sagt Görner.
Auch auf der Kö herrschte in einigen Abschnitten beinahe Normalbetrieb. Die Schlangen vor den Läden blieben zunächst aus. Lediglich vor Tiffany reihten sich die Menschen aneinander, die Schlange endete fünf Geschäfte weiter. Bei Franzen an der Kö sprang die Zählampel, die den Zutritt in das Traditionsgeschäft regelt, nur sporadisch auf Rot. Inhaber Claus Franzen geht davon aus, dass der Umsatz bei etwas mehr als der Hälfte des Vorjahres lag. Genaue Zahlen hat er am Sonntag noch nicht. „Aber mit bis zu 30 Prozent weniger muss man wohl rechnen“, sagt er. „Unangenehm“sei das Warten bei diesem Wetter, sagt Anja
Bauer, die mit ihrer Freundin Tina Koenen am Samstag mitten im Geschehen war. „Jetzt haben wir natürlich Glück, dass wir noch schnell alle Weihnachtseinkäufe erledigen können.“Den sich bereits abzeichnenden Lockdown finden die beiden Bocholterinnen richtig. Claudia Schmitz-schussler war mit ihrem Mann schon gegen 10 Uhr aus Essen angereist. „Ich kaufe lieber im Laden als online“, sagt sie. Draußen im Freien habe sie keine Sorge vor einer Ansteckung und drinnen sei die Situation durch die aktuellen Regelungen auch entspannt.
Den ruhigen Auftakt belegen am Samstag auch die Zahlen aus den Parkhäusern. Um 12.30 Uhr waren von 2246 Plätzen in den Altstadt-parkhäusern noch 1748 frei, bei der Kö waren es 2502 von 4412, an der Schadowstraße 1037 von 1669. Ab 14 Uhr wurde es dann merklich voller, vor einigen Geschäften bilden sich Schlangen. „Das liegt aber in diesem Jahr vor allem an den Zugangsbeschränkungen und weniger an der Gesamtfrequenz“, sagt Görner. Entsprechend hatten die Parkhäuser auch um 17 Uhr noch freie Plätze. „Dass nun alle wegen des Lockdowns ihre Einkäufe vorgezogen hätten, kann man sicher nicht sagen“, sagt Martin Lück. Der Vorsitzende der Altstadtgemeinschaft hat zwei Optiker-geschäfte an der Heinrich-heine-allee und in Oberkassel. In beiden Läden hatte er gut zu tun. Den neuen Lockdown kann der 67-Jährige nachvollziehen, auch, wenn der Einschnitt gerade in der Altstadt noch einmal neue Sorgen auslöse. Dennoch glaubt er an Perspektiven für die Innenstadt. „Gerade für Düsseldorf wird es trotz allem auch ein Morgen geben“, sagt Lück. Davon ist auch Franzen überzeugt. „Wir müssen dran bleiben und auf allen denkbaren Kanälen – darunter im Online-bereich und auf Social Media – tun, was technisch und rechtlich möglich ist.“Ab Mittwoch zu schließen sei schlimm, „aber es nützt nichts, den Kopf den Sand zu stecken“.