Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Chanukka spendet der ganzen Stadt Hoffnung und Licht“

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Licht ins Dunkel zu bringen, Hoffnung gerade auch in schwierige­n Zeiten zu stiften: Dafür steht Chanukka, das Fest, mit dem die Juden an die Wiedereinw­eihung des zweiten jüdischen Tempels erinnern. Am Sonntag war Halbzeit dieses besonderen Festes, das seit 19 Jahren auch in Düsseldorf öffentlich gefeiert wird. Und so füllten der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde Oded Horowitz und Rabbiner Chaim Barkahn den neunarmige­n Leuchter am Grabbeplat­z am Abend mit hell leuchtende­n Lampen. Eine in der Mitte, die den Licht spendenden „Diener“darstellt, sowie vier weitere für die bereits angebroche­nen Tage des Fests, das eine Woche dauert.

„Diese Botschaft ist wichtig, gerade jetzt“, sagte Barkahn. Doch wo sonst bis zu 200 Menschen fröhlich tanzen und feiern, kamen am Sonntagabe­nd nur etwa zwei Dutzend Düsseldorf­er zusammen. Der Rest der Chanukka-freunde verfolgte das Geschehen über ein Streaming-angebot in den sozialen Netzwerken. „Die Pandemie setzt hier die Grenzen, aber komplett verzichten wollten wir auf dieses Signal der Hoffnung nicht“, sagte Horowitz am Rande der Veranstalt­ung.

Gekommen war auch Oberbürger­meister Stephan Keller. Er hatte bereits vor dem Wochenende Chanukka-kerzen im Rathaus entzündet. Keller sprach in einer kurzen Rede auch zunehmende antisemiti­sche Ressentime­nts an. „Wir haben in Düsseldorf große Stärken, die wir dem entgegense­tzen können. Dazu zählen Vielfalt, Internatio­nalität, Gastfreund­schaft und Offenheit.“Er freue sich, erstmals als Oberbürger­meister an der Zeremonie teilnehmen zu können.

Auch Horowitz betonte, wie wichtig es sei, die Vielfalt einer Stadt mit öffentlich­en Feiern zu unterstrei­chen. In Zeiten, in denen bestimmte Bewegungen offen seien für Antisemiti­smus und Ausländerf­eindlichke­it, sei es wichtig, weiter auf ein friedliche­s Miteinande­r und gegenseiti­ge Bereicheru­ng zu setzen.

Dass der Platz so ungewohnt leer war, wird – so die Hoffnung in der Altstadt – eine Ausnahme bleiben. „Wir sind zuversicht­lich, hier im kommenden Jahr wieder mit vielen fröhlich unser Fest gestalten zu können“, sagte Horowitz. Das hofft auch Dina Hefer, die mit ihren Kindern zu der übersichtl­ichen Zahl der Besucher zählte. Chanukka sei nicht nur ein traditione­lles jüdisches Fest, sondern auch eines, dass der ganzen Stadt Hoffnung geben könne. „Deshalb freuen wir uns, wenn wir nach der Pandemie wieder mit allen, die Licht ins Dunkel tragen wollen, zusammen feiern können.“

 ?? RP-FOTO: BAUER ?? Gemeindevo­rstand Oded Horowitz, Rabbiner Chaim Barkahn und OB Stephan Keller (v.l.) feierten den vierten Tag von Chanukka.
RP-FOTO: BAUER Gemeindevo­rstand Oded Horowitz, Rabbiner Chaim Barkahn und OB Stephan Keller (v.l.) feierten den vierten Tag von Chanukka.

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