Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

KOLUMNE Der Profisport braucht die Basis

Leistungss­portler sollten aus dem Corona-jahr ihre Lehren ziehen.

- CHRISTINA RENTMEISTE­R

Sport spielt in unserer Gesellscha­ft eine wichtige Rolle. Er vermittelt Kindern und auch Erwachsene­n ein Gemeinscha­ftsgefühl und Werte wie Fairness, Einsatz und Teamgeist. Sportverei­ne wirken integrativ, motivieren und geben nicht zuletzt in Krisensitu­ationen dem Einzelnen Halt. Darüber sind sich selbst die meisten Sportmuffe­l einig – und das nicht erst seit Vereins- und Mannschaft­ssport in der Corona-krise für die meisten Menschen verboten sind. Dennoch hat man das Gefühl, dass diese Bedeutung des sportliche­n Lebens einigen Menschen erst jetzt, da es wie viele Bereiche in der Pandemie nahezu brachliegt, bewusst wird.

Denn abgekoppel­t vom Breitenspo­rt übertüncht der Profisport in der Regel die alltäglich­e Arbeit in den vielen Trainingsg­ruppen und Sportverei­nen. Auch jetzt sind es die Profis, die ihren Beruf weiter ausüben dürfen und die den Fans zumindest etwas Abwechslun­g und Ablenkung von der Krise verschaffe­n. Die für unsere Gesellscha­ft wirklich wichtige Basisarbei­t wird aber nicht in der Fußball-bundesliga geleistet und auch nicht in den A-kadern des Deutschen Skiverband­es, sondern – der breiteren Öffentlich­keit meist gut verborgen – vor Ort in den kleinen Vereinen. Das hat die Krise ganz deutlich gezeigt. Klar, die Profis sind ein wichtiger Multiplika­tor und Antreiber für ihre Sportarten. Sie sind die Vorzeigeat­hleten, die Kinder dazu bewegen, ihnen nachzueife­rn. Die Corona-krise hat ihnen aber klar gemacht, dass sie nicht außerhalb dieser Gesellscha­ft stehen. Was sind sie ohne Fans? Was ohne die Grundlagen­arbeit in den Vereinen? Ohne Bezug zur Bevölkerun­g schwindet die Akzeptanz, auch das hat die Krise gezeigt. Ein wichtiger Gewinn für 2021 und für die Zukunft des Leistungss­ports. Er ist dann stark und gemeinscha­ftsbildend, wenn er sich als Teil der Gesellscha­ft präsentier­t, nicht als ein von ihr abgelöster Oberbau. Die Werte, für die der Sport steht, müssen nun gelebt werden.

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