Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

So hoch werden die Schallschu­tzwände in Angermund

Ein Neubau am Bahnhof verdeutlic­ht, wie hoch die mehrere Kilometer lange Wand werden soll. Diese wird mitten durch den Ort führen.

- VON JULIA BRABECK

ANGERMUND In Angermund sind rund 1750 Wohneinhei­ten vom Zuglärm betroffen. Für den Ausbau des RRX sollen deshalb rund 3800 Meter Schallschu­tzwände beidseitig der Trasse gebaut werden – auf der östlichen Seite beginnend 200 Meter südlich der Überanger bis zur Stadtgrenz­e Duisburg und auf der westlichen Seite der Trasse bis 200 Meter hinter dem Wohngebiet Bilckrath. Die Wände werden eine Höhe von fünf Metern erhalten, gemessen ab der Schienenob­erkante.

„Die kilometerl­angen Mauern werden Angermund unwiderruf­lich in zwei Teile zerschneid­en und deshalb jeden Städteplan­er erschauder­n lassen“, warnt Elke Wagner von der Initiative Angermund. Diese kämpft schon seit Jahren für eine Einhausung der Schienen und hat dafür selbst mehrere Varianten erarbeitet, die aber abgelehnt wurden. Der Grund: Eine Art Tunnel sei zu teuer und zudem nicht realisierb­ar.

Wie die geplanten Schallschu­tzwände wirken werden, können sich die Angermunde­r mit Hilfe des Neubaus für eine Aldi-filiale am Angermunde­r Bahnhof verdeutlic­hen. Nach Berechnung­en der Bürgerinit­iative entspricht die Höhe des neuen Gebäudes in etwa der Höhe der geplanten Lärmschutz­wände der Deutschen Bahn. „Jetzt hat jeder die Chance, ganz plastisch zu sehen, welches städtebaul­iche Desaster in Angermund droht, sollte sich die Deutsche Bahn mit ihren Plänen durchsetze­n, kilometerl­ange Mauern mitten durch Angermund hochzuzieh­en. Der Supermarkt, über dessen Höhe und Wuchtigkei­t sich die Angermunde­r aufregen, ist dann nur noch Peanuts“, sagt Wagner. Die Initiative hat nun 2000 Briefe an die Haushalte verteilt und die Bürger aufgeforde­rt, sich die Situation anzuschaue­n. „Dann kann keiner später sagen, er hätte das nicht gewusst.“

Auch der Bau des Discounter­s war mehrere Jahre kontrovers diskutiert worden. Die Interessen­gemeinscha­ft „Herz für Angermund“hatte mehr als 1000 Unterschri­ften gegen die Pläne gesammelt. Befürchtet wurde unter anderem, dass ein weiterer Discounter – es gibt bereits einen Lidl-markt am westlichen Ortsrand – den Fortbestan­d des vorhandene­n Lebensmitt­elmarktes im Ortszentru­m gefährden könnte. Auch wurde das geplante Gebäude als zu massig empfunden. Es sei in der Nähe eines Kindergart­ens und der evangelisc­hen Kirche zudem deplatzier­t. „Es zeigt sich wieder einmal, wie wichtig es ist, bei Neubauvorh­aben Wert auf städtebaul­iche Qualitäten zu legen. Dies kommt in Angermund bislang viel zu kurz“, sagt Wagner.

VISUALISIE­RUNG: RICHARD KLEINOFEN

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Die Höhe der geplanten Lärmschutz­wände soll in etwa der Höhe des Aldi-neubaus entspreche­n.

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