Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Royals im Münsterland
An einem noch geheimen Ort in Westfalen wird mit Hollywood-prominenz ein Film über das letzte gemeinsame Weihnachtsfest von Prinz Charles und Lady Diana produziert. Eine Casting-agentur sucht dafür noch Statisten.
MÜNSTER Die Ehe von Charles und Diana ist seit der neuen Staffel von „The Crown“auf Netflix wieder Gesprächsthema – auch bei Leuten, die sich normalerweise wenig für Königshäuser interessieren. Da trifft es sich bestens, dass im Münsterland nun auch ein Film gedreht werden soll, der sich mit einem Teil der Familiengeschichte der Windsors befasst. Dafür sucht die Agentur Eick aus Ennepetal Statisten mit oder ohne Schauspielerfahrung. „Wir brauchen 300 Komparsen und Kleindarsteller, gerne Köche, Kellner, Soldaten, Polizisten, Leute mit Ballett- und Jagderfahrung“, sagt Gregor Weber, Mitinhaber der Casting-agentur.
„Spencer“, so der Arbeitstitel, handelt von einem Weihnachtsfest der Royals Anfang der 90er-jahre auf Gut Sandringham. Die Ehe zwischen Charles und Diana, deren Mädchennamen Spencer lautete, ist längst abgekühlt; Gerüchte über Affären und die bevorstehende Trennung machen die Runde. Kristen Stewart („Twilight“) spielt Lady Diana. Regie bei dieser internationalen Co-produktion führt der Chilene Pablo Larraín, der schon bei „Jackie“bewiesen hat, dass er einen entlarvenden
Blick hinter die Glamourfassade einer prominenten Familie werfen kann. Damals waren es die Kennedys. Nun ist es das britische Königshaus, das er mit dem oscar-nominierten Drehbuchautor Steven Knight („Peaky Blinders“) unter die Lupe nimmt.
Wer als Statist dabei sein will, kann sich noch bis 31. Dezember bei der Agentur Eick bewerben.„wir suchen europäische Gesichter mit gepflegtem, adligem Aussehen“, sagt Gregor Weber. Was das sei? „Zum Beispiel hohe Wangenknochen. Nasenpiercings, Permanent-make-up und gesträhnte Haare gehen eher nicht“, erklärt er. Weber und seine Casting-agentur, die sein Kompagnon Burkhard Eick 1997 für den Dreh von Tom Tykwers Film „Heaven“gründete, suchen Personen mit Berufserfahrung etwa als Polizist oder Soldat. Denn von der Erfahrung könne man beim Film profitieren. Außerdem hätten „Originale“eine andere Haltung, eine andere Körperspannung, etwa wenn sie eine Wache oder einen Leibwächter spielen sollten. Auch englische Muttersprachler seien gefragt. Für eine Szene sei Ballett- oder Tanzerfahrung von Vorteil.
„Wer sich bewirbt, sollte Spaß daran haben, hinter die Kulissen einer internationalen Co-produktion zu blicken und eine Zeitreise ins England der 90er-jahre zu machen“, sagt der Dortmunder. Die Kostüme entwirft übrigens die zweifache Oscar-gewinnerin Jacqueline Durran. Das Szenenbild stammt vom oscar-nominierten Guy Hendrix Dyas, der unter anderem die Kulissen für Christopher Nolans „Inception“entwickelt hat.
Alle Altersgruppen bis 65 Jahre werden gesucht, auch für Kinder bis 15 Jahre gebe es spannende Rollen. Geschwister seien im Vorteil. Und wer bereits etwas Schauspielerfahrung hat, kann sich auch auf eine der kleinen Sprechrollen bewerben. Wichtig sei es, so Weber, dass die Fotos, mit denen man sich bewirbt, möglichst aktuell und authentisch seien. Bisher haben sich schon 1500 Menschen gemeldet. Da ein Live-casting nicht möglich sei, würden die Komparsen mit der Regie-assistentin anhand der Fotos ausgewählt. Schöner sei es natürlich, wenn man die Leute live erleben könnte, „aber in Corona-zeiten geht das leider nicht“, sagt Weber. Er denkt gerne daran zurück, als sie für „Babylon Berlin“in Bonn zum offenen Casting eingeladen hätten – „und 6000 Leute kamen. Da sind wir fast überrannt worden.“
Ein bis sieben Drehtage sollten die Statisten sich im Frühjahr 2021 freihalten. Bis Anfang Februar werden sie benachrichtigt. „Bis dahin sollten sie sich möglichst nicht die Haare schneiden“, sagt Weber. Denn dann könnten die Haare besser gemäß der Mode der 90er-jahre geschnitten werden. Wer einen Bart trägt, muss unter Umständen für die Rollen darauf verzichten. Alle Komparsen werden, wie das gesamte Team, vor dem Dreh auf Corona getestet – und „sollten sich natürlich auch während des Drehs adäquat verhalten“, sagt der 42-Jährige. Für jeden Drehtag gibt es eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 95 Euro.
Der Dreh findet im Münsterland statt, wo genau, verrät Weber nicht. Vermutlich wird es ein Schloss sein. „Die Leute im Münsterland sind sehr filmaffin.“Darauf freut sich Gregor Weber schon, der die Projekte zum Teil auch am Set betreut. Bis Weihnachten werden mehrere von seiner Agentur betreute Projekte abgedreht, darunter der Kölner „Tatort“und die dritte Staffel von „How To Sell Drugs Online (Fast)“für den Streaming-dienst Netflix.