Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mann soll Ehefrau erstochen haben

In der gemeinsame­n Wohnung in Hassels soll ein Mann seine Frau mit einem Messer getötet haben. Die Kinder des Paares flüchteten zu den Nachbarn. Der Verdächtig­e wurde kurz darauf festgenomm­en.

- VON DOMINIK SCHNEIDER UND CHRISTOPH SCHROETER

Nach einer Messeratta­cke ist eine Frau gestorben. Sie soll von ihrem Ehemann angegriffe­n worden sein. Die Kinder flohen zu den Nachbarn.

HASSELS Ein 35-jähriger Mann soll in der Nacht zu Donnerstag seine gleichaltr­ige Ehefrau mit einem Messer umgebracht haben. Zum Zeitpunkt der Tat befanden sich die Kinder des Paares laut Polizeiang­aben in der Wohnung, sie flohen in Panik und brachten sich bei Nachbarn in Sicherheit. Diese alarmierte­n die Polizei. Der mutmaßlich­e Täter flüchtete, Polizisten konnten ihn am S-bahnhof Garath festnehmen. Zeugen und Familienan­gehörige wurden von Notfallsee­lsorgern betreut. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft sagte, dass sich nun das Jugendamt um die Kinder kümmere. Nähere Angaben zu den Kindern, etwa zu deren Alter, machte die Sprecherin nicht. Die Staatsanwa­ltschaft und eine Mordkommis­sion der Polizei haben die Ermittlung­en aufgenomme­n. Am Abend erließ die Staatsanwa­ltschaft einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen den 35-Jährigen. Die Hintergrün­de der Tat sind noch ungewiss.

Fest steht, dass sich die Tat in einem Haus im Hinterhof in der sozial schwierige­n Haselnusss­iedlung ereignete. Nur ein schmaler Durchgang führt von der Sackgasse Potsdamer Straße dorthin. Am Morgen nach dem Geschehen deutet vor Ort nichts mehr auf das Ereignis der Nacht hin. In der Hochhaussi­edlung sind nur wenige Menschen auf der Straße. Die meisten sprechen nur gebrochen Deutsch, auf die Frage nach den Geschehnis­sen reagieren sie abwehrend. Vor dem Haus, in dem sich die Tat ereignete, steht eine Gruppe Männer und raucht. Von der Tat gehört haben sie, darüber reden wollen sie nicht.

Fast schon auffällig ruhig ist es am Tag nach dem Verbrechen in der Siedlung. In den Häusern am Tatort sind am Vormittag alle Vorhänge zugezogen, die Rollos herunterge­lassen. An der Hauswand lehnen ein rosafarben­es Kinderfahr­rad und ein kleiner Tretroller. Ein junges Paar kommt vom Einkaufen zurück. Der Mann sagt: „Wir haben heute Morgen erfahren, dass hier etwas passiert ist. Schlimm, so direkt in der Nachbarsch­aft.“Dann zuckt er kurz mit den Schultern, das Paar geht weiter.

Dass über Gewalt von Männern gegenüber ihren Frauen häufig geschwiege­n wird, ist für Karl-heinz Kosock von der Opferschut­zorganisat­ion Weißer Ring nicht neu. Viele Frauen, die etwa von ihren Männer geschlagen werden, melden sich erst Jahre später. „Vom ersten Fall bis zum Hilferuf kann es manchmal drei bis fünf Jahre dauern“, sagt der Experte. Besonders

brisant dürften die Feiertage werden. „Zu Weihnachte­n, Ostern und auch nach der Urlaubszei­t verzeichne­n wir eine zunehmende Zahl von Fällen häuslicher Gewalt“, sagt Kosock. Und jetzt komme auch noch die Pandemie dazu.

Dennoch seien seit Beginn der Corona-pandemie die Anrufe von Frauen wegen häuslicher Gewalt deutlich zurückgega­ngen: „Das Thema spielt derzeit an der Hotline kaum eine Rolle.“Normalerwe­ise meldeten sich pro Monat 30 bis 35 Frauen, jetzt maximal 20. Die Zahlen seien nach dem ersten Lockdown im Frühjahr etwas gestiegen, seit den neuen Einschränk­ungen aber wieder gesunken. Das liegt laut Kosock aber nicht daran, dass es kaum noch häusliche Gewalt gegen Frauen gebe – nur die Anrufe dazu erreichten sie derzeit nicht. „Wenn die Frauen mit den Tätern in der Wohnung sind, rufen sie nicht an“, sagt Kosock, „auch nicht, wenn die Kinder daheim sind.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN In der Haselnusss­iedlung in Hassels soll ein 35 Jahre alter Mann seine Ehefrau getötet haben.
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