Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Fünf-punkte-plan gegen Corona

GASTBEITRA­G Die Grünen-doppelspit­ze in Nordrhein-westfalen, Mona Neubaur und Felix Banaszak, kritisiert den Kurs des Ministerpr­äsidenten in der Pandemie: Armin Laschet riskiere das Vertrauen der Bevölkerun­g. Die Autoren schlagen neue Grundsätze vor, um di

- VON FELIX BANASZAK UND MONA NEUBAUR

Der Lockdown für NRW ist da, doch von einem klaren Kurs, einer Perspektiv­e in der Krise ist weiter nichts zu spüren. Armin Laschet hat die Verantwort­ung lange nicht angenommen. Vor seinem radikalen Kurswechse­l hat er kostbare Zeit verspielt – jetzt droht die Überlastun­g des Gesundheit­ssystems.

Er riskiert das Vertrauen der Bevölkerun­g. Ohne Vertrauen aber läuft die Corona-bekämpfung ins Leere. Wenn Armin Laschet aktuell vor die Kameras tritt und seinen Zickzackku­rs erklärt oder die jüngste Volte seiner schwarz-gelben Regierung, bleibt immer öfter ein Störgefühl. Hat er das jetzt wirklich gesagt? Jüngst kritisiert­e er Wissenscha­ftler, deren Prognosen für die Pandemie nicht eingetrete­n seien. Man fragt sich: Aufwelche Experten hört denn dieser Ministerpr­äsident? Schon im Frühjahr haben viele Epidemiolo­gen exakt die zweitewell­e prognostiz­iert. Laschet hätte ihnen und nicht nur jenenzuhör­en müssen, die seine Position bestätigte­n. Es ist völlig normal, dass sich durch neue Erkenntnis­se Meinungen ändern. Fehleinsch­ätzungen sind menschlich – diese zuzugeben aber auch. Das hat der Ministerpr­äsident versäumt. Und es waren er und seine Kollegen, die Mitte Oktober die Kanzlerin ausbremste­n und einen härteren Lockdown verhindert­en. So kann es nicht weitergehe­n. Aus dem Prinzip Hoffnung muss eine Strategie nach dem Prinzipvor­sorge werden. Schluss mit kurzfristi­gen Ad-hoc-schließung­enund Lockerunge­n! Wir brauchen eine langfristi­ge Strategie. Deshalb schlagen wir fünf Prinzipien vor, an der sich diepandemi­ebekämpfun­g künftig orientiere­nmuss.

Erstens: Mit einem bundesweit verbindlic­hen Stufenplan können wir verantwort­ungsvoll und kontrollie­rt durch die Pandemie kommen. Anhand von Infektions­zahlen werden Städte und Kreise in Kategorien eingeteilt. Je nach Infektions­geschehen ergreifen sie Maßnahmen – und lockern sie bei Rückgang der Zahlen.

Zweitens: effektiver Schutz. Die Situation in vielen Alten- und Pflegeheim­en ist alarmieren­d. Wir müssen die Bewohner besser schützen und trotzdem Besuche ermögliche­n. Dafür brauchen wir flächendec­kend Schutzausr­üstung für alle in Kliniken, Pflegeeinr­ichtungen, häuslicher Pflege und Rettungsdi­enst – und endlich Kapazitäte­n für Tests.

Drittens: Verantwort­ung. Besonders beim Thema Kita und Schule wälzt Schwarz-gelb diese immer wieder ab. Viele Eltern üben sich im Spagat zwischen den Wünschen ihrer Arbeitgebe­r und der Sorge um die Gesundheit der Familie. Kreativitä­t oder Mitgestalt­ung an einem Plan B für Schulen und Kitas wird nicht angenommen. Es liegt auf der Hand, dass am Wechsel von Präsenz- und Distanzunt­erricht momentan und 2021 kein Weg vorbeiführ­t. Mit mehr Räumen, mehr Lehrperson­al undlüftung­sanlagen in den Klassen.

Viertens: Verlässlic­hkeit. Auch Solo-selbststän­dige, Kulturscha­ffende, Gastronome­n und Betreiberi­nnen von Bühnen fühlen sich nicht gehört. Die Hilfen, die ihnen versproche­n wurden, fließen verspätet und tröpfchenw­eise. Wenn seit zehnmonate­n das Zusammensp­iel zwischen Behörden, Ministerie­n und Ämtern nicht funktionie­rt, muss eine Taskforce her, die sicherstel­lt, dass passgenaue Hilfen schnell ankommen.

Fünftens: Aufrichtig­keit undtranspa­renz. Das Virus wird unser Leben weiterhin bestimmen, auch mit Impfstoff. Die Verantwort­lichen müssen das klar und offen kommunizie­ren.

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FOTO: CAROLINE SEIDEL/DPA Felix Banaszak und Mona Neubaur.

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