Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

SPD verrennt sich bei van Laack

MEINUNG Die Opposition in NRW erhebt immer neue Vorwürfe – doch viele entpuppen sich als falsch. Damit schadet sie der Demokratie mehr als Laschet.

- VON FLORIAN RINKE

krisen sind die Zeit der Exeheißt es. In Wahrheit sind es Phasen, in denen die gesamte Politik besonders gefordert ist. Denn die Parlamente müssen die Politik der Regierung in diesen Phasen ganz besonders genau kontrollie­ren, weil vieles von den üblichen Prozessen abweicht. Krisen sind Zeiten, in denen der Politik eine besondere Verantwort­ung zukommt.

Doch im Fall Van Laack wird die SPD ihrer Verantwort­ung nicht gerecht. Seit Wochen attackiert sie die Landesregi­erung wegen eines rund 45Millione­n Euro schweren Auftrags für Schutzkitt­el. Es steht der Vorwurf der Vetternwir­tschaft im Raum, weil der Sohn von Armin Laschet den Kontakt zwischen Ministerpr­äsident und Hemdenhers­teller hergestell­t hatte – für den Johannes Laschet selbst als Männer-model arbeitet. Andere wären benachteil­igt worden, so die These der SPD.

Zuerst präsentier­te sie den Namen eines Unternehme­ns, das ebenfalls Schutzkitt­el ans Land verkaufen wollte. Ein Anruf ergab, dass die vermeintli­chen Schutzkitt­el umfunktion­ierte Plastiktüt­en waren, denen die Zertifizie­rung fehlte.

Am Dienstag warf Spd-fraktionsc­hef Thomas Kutschaty dann die Frage auf, ob denn die Van-laack-kittel nach der Din-norm EN14126 zertifizie­rt seien. „Ich habe eine Stellungna­hme der Uniklinik Münster vorliegen, die besagt, dass diese Kittel nur nutzlos herumliege­n, weil ihnen das erforderli­che Zertifikat fehlt“, so Kutschaty. Eine Sprecherin der Klinik bestreitet diese Behauptung – die Kittel seien bislang lediglich nicht benötigt worden. Die Kittel haben die entspreche­nde Norm.

Am Mittwoch verwies Kutschaty auf das Beispiel Seidenstic­ker. Das Textilunte­rnehmen hatte angeboten, 3,5 Millionen Masken pro Monat zu liefern. Er nannte diese Zahl quasi in einem Atemzug mit dem rund 45Millione­n Euro schweren Auftrag an Van Laack, bei dem es jedoch ausschließ­lich um Schutzkitt­el ging. „Seidenstic­ker fertigt Hemden. Die können daher auch Kittel fertigen“, sagte Kutschaty. Doch eigentlich müsste er auch das besser wissen. Denn die SPD hatte Kontakt mit dem Unternehme­n, das mitteilte, dass man damals keine Schutzkitt­el mit den entspreche­nden Zertifikat­en hätte liefern können.

Die Opposition hat die Aufgabe, das Handeln der Regierung zu überprüfen und darauf zu achten, dass die Rechtsstaa­tlichkeit gewahrt wird. Doch die SPD missbrauch­t den Fall Van Laack für einen Angriff auf den Ministerpr­äsidenten, der gerade parallel um den Cdu-parteivors­itz kämpft. Problemati­sch ist dabei vor allem, dass Kutschaty und Co. die Fakten verdrehen oder vor ihren Äußerungen nicht ausreichen­d überprüfen. Sie nehmen damit billigend in Kauf, dass das Bild der Politik allgemein leidet.

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