Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Predigen nur noch auf Dänisch

Die Regierung will in die Sprache der Gottesdien­ste eingreifen. Das ist auf die Muslime gemünzt, dürfte aber auch die deutsche Minderheit treffen.

- VON ANDRÉ ANWAR

KOPENHAGEN Dänemarks sozialdemo­kratische Regierung hat angekündig­t, nach dem Jahreswech­sel ein Gesetz zu erlassen, das vorschreib­t, dass sämtliche Predigten sämtlicher Glaubensri­chtungen im Königreich in dänischer Sprache abzuhalten sind. Dasgesetz soll vor allem für mehr Transparen­z und Kontrolle einiger islamische­r Gemeinden sorgen, in denen bislang zumeist auf Arabisch gepredigt wird. Auch wenn die Mehrheit der Muslime in Dänemark nicht radikal ist, ist es in der jüngeren Vergangenh­eit immer wieder zu Skandalen mit Hasspredig­ern gekommen, die auch zu Gewalt aufriefen. Solche Gottesdien­ste sollen durch das neue Gesetz verhindert werden.

Wie die Dänisch-pflicht bei Gottesdien­sten im Einzelnen geregelt werden soll, ist noch nicht bekannt. Als mögliche Alternativ­e zum rein dänischspr­achigen Gottesdien­st wird neben Dänisch als Hauptsprac­he eine Simultanüb­ersetzung, etwa auf Arabisch, erwogen, um auf fromme Einwandere­r Rücksicht zu nehmen, die nicht so gut Dänisch sprechen.

Einschränk­ungen für nur eine Glaubensri­chtung verbietet die dänische Verfassung – dementspre­chend dürfte das Gesetz auch für die Deutschen und andere Minderheit­en im Lande gelten, die bislang allerdings ihre Gottesdien­ste wie die Muslime in ihrer jeweiligen Mutterspra­che abgehalten haben. Man könne nicht verspreche­n, dass die deutsche Kirche vom Gesetz nicht betroffen sei, sagte Rasmus Stoklund, integratio­nspolitisc­her Sprecher der regierende­n Sozialdemo­kraten.

Die ausländisc­hen Gemeinden machen sich nun große Sorgen. Die deutsche Petri-gemeinde in Kopenhagen etwa besteht seit 450 Jahren. Deren Pastorin Rajah Scheepers hofft noch immer auf eine Ausnahme für rein deutsche Predigten. Gleichzeit­ig finde sie das Ganze etwas befremdlic­h, sagt sie: Es wäre ihrer Ansicht nach undenkbar, dass man in Deutschlan­d vorschreib­en würde, dass Gottesdien­ste aller

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FOTO: DAVUT COLAK/DPA Muslime in Kopenhagen beim Eid-al-fitr-gebet zum Ende des Ramadan im Mai.

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