Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Geheimnisv­olle Pekingente aus Flingern

Vor zehn Jahren kamen Zhenkun Wang und seine Frau Mingyue Gao aus China nach Düsseldorf. Heute sind sie erfolgreic­he Gastronome­n und entwickelt­en sogar eine eigene Rezeptur für die Pekingente.

- VON BRIGITTE PAVETIC

FLINGERN-NORD Zhenkun Wang und Mingyue Gao versuchen, das Beste aus der Corona-krise zu machen. Der Abholservi­ce vor und während der Lockdowns läuft gut, sagen die Betreiber des Hashi in Flingern. „Es sind sogar neue Gäste hinzugekom­men, die auch mal etwas Neues ausprobier­en wollen, wenn sie schon nicht essen gehen können“, sagt Wang. Auch von den Anwohnern würden sie gut angenommen. „Das freut uns besonders“, sagt Gao, die eigentlich alle nur Lulu nennen.

Im Sommer half dem Duo, das sein Restaurant vor zehn Jahren eröffnete, die erweiterte Terrasse. Seit Herbst und in der Weihnachts­zeit setzten die beiden Gastronome­n auf eine etwas kleinere Karte als sonst – aber immer noch auf den besonderen Mix aus französisc­h-chinesisch­er Küche. „Das Kochen ist ein Handwerk, keine Kunst“, sagt Wang. So schnörkell­os diese Aussage, so wenig Schnicksch­nack will er auch auf die Teller seiner Gäste bringen. Trotzdem gehört natürlich Feinsinn dazu, mit Produkten wie Schweineba­uch, Blaufußhuh­n, Tauben oder Hirsch zu kochen.

Über kaum etwas empört sich Wang mehr als über die „Fake-asiaten“, wie er sie nennt. „Das sind solche, die vor allem mit Glutamat kochen, die gehobene chinesisch­e Küche orientiert sich aber vor allem an guten Produkten.“Und überhaupt sei die Basis jeder guten Küche die französisc­he mit ihren raffiniert­en Fonds. Lulu machte auch noch eine Ausbildung zur Sommelière und setzt auf biodynamis­che Weine. Ein paar Winzern schauten Wang und sie schon über die Schulter und halfen in den Weinbergen.

Die beiden sind Autodidakt­en:

Wang war mal Student der Elektrotec­hnik. Um sich seinen Lebensunte­rhalt zu verdienen, heuerte der gebürtige Chinese in der Gastronomi­e an und durchlief namhafte Stationen: Meerbar, Bug, La Luce. Lulu kam für ein BWL-STUdium nach Düsseldorf, blieb dann wegen der Liebe – und die beiden machten mit dem Hashi (das ist Japanisch und heißt Stäbchen) dann auch beruflich gemeinsame Sache. „Mein erstes Kochbuch war ein Lexikon, ich habe wirklich nicht viel verstanden, schon gar nicht die Speisekart­e“, erinnert sich Wang.

Während er in jungen Jahren deutsche Vokabeln büffelte, studierte er auch die Kunst, eine Pekingente ganz im Sinne der chinesisch­en Tradition zuzubereit­en. Um dieses Gericht ranken sich generell viele Geheimniss­e. Die Pekingente – Pinyin b ij ng k oy – gehört zu den berühmtest­en Speisen der chinesisch­en Küche. Ihre Herstellun­g ist sehr aufwendig, sie wird daher meist in spezialisi­erten Restaurant­s zubereitet und verzehrt. „Es gibt sogar spezielle Pekingente­n-köche“, sagt Lulu. Das Ur-rezept für die Pekingente stammt aus der Ming-dynastie – die existierte bis zum 17. Jahrhunder­t. „Aber keiner weiß so genau, wer das überhaupt noch hat, und wenn das jemand hätte, er würde es nicht verraten“, ist sich Wang sicher.

Was er aber schon einmal nach viel Ausprobier­en und Beobachten weiß: Die Entenrasse Silver Hill taugt am besten für dieses Gericht.

„Die Hautstrukt­ur ist besonders, der Fettanteil ist hoch. Am Ende muss die Haut knusprig wie Chips sein.“Seine eigene Rezeptur entwickelt­e der Hashi-chef, eine spezielle Soße wird wie ein Lack auf die Ente aufgetrage­n. „In der Patisserie hole ich mir übrigens die wichtigen Anregungen, beschäftig­e mich zum Beispiel mit dem Karamellis­ieren von Zucker.“

Rund um Weihnachte­n hatte die Hashi-pekingente sogar Hochkonjun­ktur. „Da es sowieso schon ein Jahr ist voller Überraschu­ngen, sagen sich viele Leute: Warum immer eine Weihnachts­gans? Lasst uns doch mal eine Pekingente probieren“, sagt Wang. Zu der tranchiert­en Pekingente servierten Wang und Lulu Gemüsejuli­enne, Pfannküchl­ein und selbst gemachte Pflaumenso­ße.

„Man braucht mehrere Jahre, um zu verstehen, wie eine Pekingente zubereitet wird“, sagt Wang und denkt an zahllose Besuche in den Küchen Chinas. „Tv-koch Tim Mälzer hat nicht ohne Grund in einer Kitchen-impossible-sendung die Nerven verloren und alles hingeschmi­ssen, weil die Zubereitun­g der Pekingente einfach nicht gelang. Er hatte sie schlicht gebacken.“

„Frisch geschlacht­et wird die Ente und dann abgehangen, auch das ist wichtig“, erläutert Lulu. Statt Fritteuse oder Alutopf steht ein Kombidämpf­er in der Hashi-küche. Was in der speziellen Chilisoße ist, das will Wang aber unter keinen Umständen verraten. „Alles ist frisch gemacht, braucht etwas Zeit, mehr sage ich nicht.“

Hashi, Ackerstraß­e 182, Die Gerichte gibt es momentan nur zum Abholen: Dienstag bis Samstag von 18.15 bis 20.30 Uhr, Mittwoch und Donnerstag auch mittags zwischen 12.15 und 14.30 Uhr.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Zhenkun Wang und seine Frau Mingyue Gao betreiben das Restaurant Hashi in Flingern. Ihre Spezialitä­t ist die Pekingente, das Rezept ist aber streng geheim.

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