Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Stempelges­chäft Baumann schließt

Das Krefelder Unternehme­n gibt die Filiale an der Steinstraß­e zum 31. Dezember auf.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

STADTMITTE Der Name Baumann ist in Düsseldorf ein Begriff. Seit 1924 schon suchen Geschäftsl­eute, Ärzte und Apotheker den kleinen Laden an der Steinstraß­e auf, um sich dort ihren Rezept- und Unternehme­nsstempel nach Wunsch fertigen zu lassen.

Damals noch eine kleine Manufaktur, profitiert­e das von Georg Baumann und Franz Walther gegründete Geschäft von seiner prominente­n Lage in der Nähe der Königsalle­e und der stetig wachsenden Innenstadt. Immer mehr Unternehme­n ließen sich in der Nachbarsch­aft nieder und beauftragt­en Baumann für ihre Stempel. Aber auch Privatleut­e kamen, um sich Hausnummer- und Briefkaste­nschilder herstellen und gravieren zu lassen.

Später wurde das Portfolio der Firma um Druckplatt­en erweitert, die aus Zink zusammenge­setzt waren. Daran arbeiteten zeitweise mehr als 120 Mitarbeite­r in drei Stockwerke­n, die heute der benachbart­en Sparkasse gehören. Eben jene Filiale schließt nun zum 31. Dezember. Doch für das Unternehme­n mit heutigem Sitz in Krefeld bleibt Düsseldorf weiterhin der wichtigste Wirtschaft­sstandort.

„Dokumente erhalten heute immer noch einen besonderen Wert, wenn ein offizielle­r Stempel dar

ARCHIV: PFW auf kommt“, sagt Geschäftsf­ührerin Norena Aretz. Vor allem die Umstellung der Postleitza­hlen in den 1960er-jahren und nach der Wende sorgten für einen regelrecht­en Boom der Stempel-branche, die den Markt übersättig­en ließ.

Das Traditions­unternehme­n musste sich umstruktur­ieren, fusioniert­e 2003 mit der Klischeean­stalt Aretz und fokussiert sich heute am Krefelder Produktion­sstandort auf die Erstellung und Konzeption von Druckvorst­ufen für die Verpackung­sindustrie . „Aber auch das Geschäft mit Stempeln und Schildern läuft weiter“, sagt Aretz. Im 21. Jahrhunder­t nur eben vermehrt mit digitalen Beauftragu­ngen.

Ein Grund, warum die schon länger im Raum stehende Schließung der Traditions­filiale nun real wird. Der Kundenverk­ehr vor Ort habe immer mehr abgenommen, zumal die Steinstraß­e kaum noch Parkmöglic­hkeiten biete. Zuletzt waren nur noch vier Damen vor Ort im Geschäft. Jetzt kommen die Mitarbeite­r selber zu den Kunden, statt diese zu ihnen, denn Schilder und Stempel sind Maßanferti­gungen, die weiter eine persönlich­e Beratung benötigen. „Es ist schade, aber wir bleiben in Düsseldorf präsent“, sagt Aretz, die die Reaktionen der Kunden auf die Schließung beobachten möchte. „Eine neue Filiale können wir ja immer noch wieder aufmachen.“

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In der Düsseldorf­er Filiale der Stempelfab­rik Baumann wurden seit 1924 neben Stempeln auch Schilder und Druckplatt­en hergestell­t.

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