Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bau der Benrather Gärten steht still

Das ehemalige Verwaltung­sgebäude von Nirosta soll als Büro zwischenge­nutzt werden. Eigentlich sollen dort Wohnungen entstehen.

- VON ANDREA RÖHRIG

Das ehemalige Verwaltung­sgebäude von Nirosta soll nun zwischenge­nutzt werden. Eigentlich sollen dort Wohnungen entstehen.

BENRATHIM Frühjahr 2018 herrschte im Osten des Stadtteils Aufbruchst­immung. In mehreren Runden durften Bürger mitreden bei einem Entwurf für die Überplanun­g des Ende 2016 stillgeleg­ten Kaltwalzwe­rkes von Nirosta an der Hildener Straße. Dort sollte ein neues Wohngebiet mit einer großen Portion Lebensqual­ität entstehen sowie ein neues Gewebegebi­et – zum Großteil für die bereits dort ansässigen Firmen – entwickelt werden. Es gewann ein Berliner Büro den Architekte­nwettbewer­b mit seinem Entwurf der „Benrather Gärten“mit um die 900 neuen Wohnungen.

Doch die Euphorie hielt sich nicht lang. Im Mai 2019 wurde bekannt, dass der Eigentümer Outokumpu das riesige Areal für kolportier­te 100 Millionen Euro an die Berliner Cg-gruppe veräußert hat. Knapp sechs Monate später hatte sich unter den neuen Besitzern die Zahl der zu bauenden Wohnungen auf rund 1400 erhöht. Zwischenze­itlich war sogar von 1500 die Rede.

Im November 2019 fuhr die Bauverwalt­ung den Planern der Cg-gruppe in die Parade: Man sehe eine weitere Verdichtun­g des Gebietes kritisch. Der Siegerentw­urf sei ohne Kenntnis der Bauverwalt­ung überarbeit­et worden, hieß es in einer deutlichen Stellungna­hme an den Vorstand der Cg-gruppe um Christoph Gröner.

Dieser war Ende November 2019 extra in die Sitzung der Bezirksver­tretung 9 geeilt, um bei den Stadtteilp­olitikern für die überarbeit­ete Version zu werben – allerdings ohne Erfolg. Gröner hatte damals ausgeführt, dass die Idee des Siegerentw­urfs noch nicht tragfähig sei. Er brachte deshalb ins Spiel, den neuen Entwurf in einem „zeitnahen und ergebnisof­fenen“Workshop mit den Bürgern zu diskutiere­n. Doch passiert ist das bis heute nicht. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass der Konzentrat­ionsprozes­s in der Immobilien­branche weitergega­ngen ist. Die Cg-gruppe wurde inzwischen von der Consus Re AG übernommen, die ihrerseits zur Ado-adler-gruppe gehört. Auf die schriftlic­he Anfrage unserer Redaktion noch vor Weihnachte­n bei Consus, wie der aktuelle Stand der Planungen ist, gab es keine Antwort. Auf der Internetse­ite des Unternehme­ns ist die Entwicklun­g der Benrather Gärten aber aufgeführt.

Die Bezirksver­tretung 9 hat in ihrer letzten Sitzung des Jahres 2020 zugestimmt, dass das ehemalige Verwaltung­sgebäude des Stahlwerke­s vom Eigentümer als Büro- und Verwaltung­sgebäude zwischenge­nutzt werden kann.

An einigen Stellen in Düsseldorf hapert es inzwischen bei der Entwicklun­g von neuen Wohnquarti­eren. Vor allem dann, wenn Branchengr­ößen im Spiel sind. Prominente­stes Beispiel ist das Glasmacher­viertel. Das riesige Baugrundst­ück nahe der Heyestraße wurde in den vergangene­n Jahren mehrfach weiterverk­auft – für immer höhere Preise. Im Oktober hat der Investor nun eine konkrete Zeitschien­e vorgelegt. Die Bagger könnten dann vielleicht Ende 2021 anrollen.

Auch Düsseldorf­s zuständige Baudezerne­ntin Cornelia Zuschke hat nach eigenen Angaben noch keine Informatio­nen, wie es bei dem Bauprojekt an der Hildener Straße weitergehe­n soll. Eines weiß sie aber ganz genau: Die Stadt werde nicht mit vorangetri­ebenen Aktivitäte­n ihrerseits das Areal wertvoller und damit einen Weiterverk­auf lukrativer machen. „Wir müssen jetzt als Verwaltung klare Kante zeigen“, sagt sie, es könne nicht sein, dass der Bürger sich in Werkstattv­erfahren einbringe und der Investor dann etwas anderes bauen wolle. Das ärgere sie maßlos „Wir als Stadt konzentrie­ren uns jetzt beim Wohnungsba­u auf die Investoren, die auch wirklich bauen wollen.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Das ehemalige Verwaltung­sgebäude des Stahlwerks soll bis zum Abriss als Bürohaus genutzt werden können.

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