Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Bau der Benrather Gärten steht still
Das ehemalige Verwaltungsgebäude von Nirosta soll als Büro zwischengenutzt werden. Eigentlich sollen dort Wohnungen entstehen.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude von Nirosta soll nun zwischengenutzt werden. Eigentlich sollen dort Wohnungen entstehen.
BENRATHIM Frühjahr 2018 herrschte im Osten des Stadtteils Aufbruchstimmung. In mehreren Runden durften Bürger mitreden bei einem Entwurf für die Überplanung des Ende 2016 stillgelegten Kaltwalzwerkes von Nirosta an der Hildener Straße. Dort sollte ein neues Wohngebiet mit einer großen Portion Lebensqualität entstehen sowie ein neues Gewebegebiet – zum Großteil für die bereits dort ansässigen Firmen – entwickelt werden. Es gewann ein Berliner Büro den Architektenwettbewerb mit seinem Entwurf der „Benrather Gärten“mit um die 900 neuen Wohnungen.
Doch die Euphorie hielt sich nicht lang. Im Mai 2019 wurde bekannt, dass der Eigentümer Outokumpu das riesige Areal für kolportierte 100 Millionen Euro an die Berliner Cg-gruppe veräußert hat. Knapp sechs Monate später hatte sich unter den neuen Besitzern die Zahl der zu bauenden Wohnungen auf rund 1400 erhöht. Zwischenzeitlich war sogar von 1500 die Rede.
Im November 2019 fuhr die Bauverwaltung den Planern der Cg-gruppe in die Parade: Man sehe eine weitere Verdichtung des Gebietes kritisch. Der Siegerentwurf sei ohne Kenntnis der Bauverwaltung überarbeitet worden, hieß es in einer deutlichen Stellungnahme an den Vorstand der Cg-gruppe um Christoph Gröner.
Dieser war Ende November 2019 extra in die Sitzung der Bezirksvertretung 9 geeilt, um bei den Stadtteilpolitikern für die überarbeitete Version zu werben – allerdings ohne Erfolg. Gröner hatte damals ausgeführt, dass die Idee des Siegerentwurfs noch nicht tragfähig sei. Er brachte deshalb ins Spiel, den neuen Entwurf in einem „zeitnahen und ergebnisoffenen“Workshop mit den Bürgern zu diskutieren. Doch passiert ist das bis heute nicht. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass der Konzentrationsprozess in der Immobilienbranche weitergegangen ist. Die Cg-gruppe wurde inzwischen von der Consus Re AG übernommen, die ihrerseits zur Ado-adler-gruppe gehört. Auf die schriftliche Anfrage unserer Redaktion noch vor Weihnachten bei Consus, wie der aktuelle Stand der Planungen ist, gab es keine Antwort. Auf der Internetseite des Unternehmens ist die Entwicklung der Benrather Gärten aber aufgeführt.
Die Bezirksvertretung 9 hat in ihrer letzten Sitzung des Jahres 2020 zugestimmt, dass das ehemalige Verwaltungsgebäude des Stahlwerkes vom Eigentümer als Büro- und Verwaltungsgebäude zwischengenutzt werden kann.
An einigen Stellen in Düsseldorf hapert es inzwischen bei der Entwicklung von neuen Wohnquartieren. Vor allem dann, wenn Branchengrößen im Spiel sind. Prominentestes Beispiel ist das Glasmacherviertel. Das riesige Baugrundstück nahe der Heyestraße wurde in den vergangenen Jahren mehrfach weiterverkauft – für immer höhere Preise. Im Oktober hat der Investor nun eine konkrete Zeitschiene vorgelegt. Die Bagger könnten dann vielleicht Ende 2021 anrollen.
Auch Düsseldorfs zuständige Baudezernentin Cornelia Zuschke hat nach eigenen Angaben noch keine Informationen, wie es bei dem Bauprojekt an der Hildener Straße weitergehen soll. Eines weiß sie aber ganz genau: Die Stadt werde nicht mit vorangetriebenen Aktivitäten ihrerseits das Areal wertvoller und damit einen Weiterverkauf lukrativer machen. „Wir müssen jetzt als Verwaltung klare Kante zeigen“, sagt sie, es könne nicht sein, dass der Bürger sich in Werkstattverfahren einbringe und der Investor dann etwas anderes bauen wolle. Das ärgere sie maßlos „Wir als Stadt konzentrieren uns jetzt beim Wohnungsbau auf die Investoren, die auch wirklich bauen wollen.“