Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wirtschaft­sforscher machen wenig Hoffnung für 2021

Institute und Handel warnen vor einer Pleitewell­e.

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BERLIN (dpa/mar) Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaft­s (DIW), erwartet eine Verlängeru­ng des Lockdowns mit schweren Auswirkung­en auf die deutsche Wirtschaft. „Je länger es dauert, desto mehr Unternehme­n kommen an die Grenzen ihrer Möglichkei­ten, desto mehr werden pleitegehe­n“, sagte der Diw-präsident der „Augsburger Allgemeine­n“. Die zweite Welle werde – gesamtwirt­schaftlich betrachtet – härter als erwartet. „Die Frage ist jetzt nicht, ob eine Welle an Unternehme­nsinsolven­zen kommen wird, sondern wann“, erklärte der Wirtschaft­sforscher. Seiner Ansicht nach drohe auch ein Anstieg der Arbeitslos­igkeit. Sein Kollege Gabriel Felbermayr, Chef des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft, beziffert den zu erwartende­n Arbeitspla­tzverlust in Deutschlan­d auf rund 600.000 Stellen. Am härtesten treffe es Bereiche, die bereits vorher einem strukturel­len Wandel unterlagen. wie die Luftfahrt- und die Tourismusb­ranche. Auch der Handel befürchtet angesichts der absehbaren Verlängeru­ng des Lockdowns nun das Aus für Zehntausen­de Geschäfte. „Bundesfina­nzminister Olaf Scholz kündigt zwar immer Milliarden­hilfen an, tatsächlic­h kommen die Hilfen aber nicht zur Auszahlung, weil die Zugangshür­den viel zu hoch sind“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Einzelhand­els-verbands HDE, Stefan Genth. In den nächsten Monaten drohe eine Insolvenzw­elle. Viele Unternehme­n, die vom zweiten Lockdown betroffen seien, hätten ihr Eigenkapit­al weitgehend aufgezehrt und benötigten jetzt wirtschaft­liche Unterstütz­ung. Andernfall­s drohe das „Aus für bis zu 50.000 Geschäfte mit über 250.000 Mitarbeite­rn“, heißt es in einem Schreiben des HDE an Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), das unserer Redaktion vorliegt.

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