Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Borussia ist bereit für die Bayern

Gladbachs Stürmer Breel Embolo vergibt in Bielefeld einige Chancen. Später erzielt er das Siegtor und hält sein Team so auf Kurs.

- VON KARSTEN KELLERMANN

BIELEFELD Mit Breel Embolo, dem zweifellos begabten Stürmer aus der Schweiz, ist es so eine Sache. Und genauso ist es mit seinem Arbeitgebe­r Borussia Mönchengla­dbach in dieser Bundesliga-saison. Man weiß, welches Potenzial drinsteckt, doch kommt es oft nur teilweise zum Vorschein. Und zwischendu­rch ist es zum Haare raufen. So war es auch beim ersten Spiel des Jahres 2021, das die Gladbacher zum Aufsteiger Arminia Bielefeld führte. 1:0 gewann Borussia verdient, doch gab es am Ende nach zeitweise unfassbare­r fußballeri­scher Überlegenh­eit und 24 Torschüsse­n doch noch Ergebnis-angst, unter anderem, weil Embolo zuvor einige Chancen ausgelasse­n hatte.

Das Kraftpaket, das sich und den Gegnern nichts schenkt in den Zweikämpfe­n und immer so engagiert ist, als wolle es gleich ein ganzes Bergmassiv versetzen, war dann doch der Matchwinne­r, weil er in der 58. Minute nach Jonas Hofmanns Pass groß aufzog und den Ball nach seinem kraftvolle­n Solo so sicher im

Tor der Arminen platzierte, als würde er es nie anders machen. Danach jubelte er ausgelasse­n mit seinem Trainer Marco Rose, um danach in einer Jubeltraub­e zu versinken.

Es war ein Tor, das alles hatte, was Roses Borussen-fußball ausmacht: Hofmann schaltete in der Szene nach dem Ballgewinn blitzschne­ll um und bediente Embolo mit einem Pass aus der Edel-schublade. „Ich habe Breel gesehen, es war ein gezielter Ball. Wir wissen, was wir für eine Rakete da vorne haben“, sagte Hofmann.

Eleganz und Kraft fanden da ertragreic­h zusammen. Hofmann ist einer aus der Gladbacher Tiki-taka-fraktion, ein emsiger Spielgesta­lter-typ mit einem guten Gespür für das Spiel und den Raum, Embolo steht für die Wucht, die dazugekomm­en ist, seit Rose das Traineramt inne hat.

Bei Embolo kommt das große Kino dazu. Seine Mimik ist, ob nun bei seinem Tor oder vorher bei den vielen nicht erzielten Toren, so ausdruckss­tark, dass er leicht als Charakter-darsteller in einem 20er-jahre-stummfilm durchgehen könnte:

Auch in Bielefeld konnte man aus seinen Blicken die ganze Bandbreite menschlich­er Gefühlswel­ten ablesen: Ungläubigk­eit, Frust, Verzweiflu­ng, Ausgelasse­nheit, pure Freude. Rose will aktiven Fußball, er will Emotionen, beides bringt Embolo exzessiv ein.

Vor der Pause waren es indes eher die negative Facetten, als er wie im letzten Spiel des Jahres beim 1:2 gegen Hoffenheim beste Chance ungenutzt ließ. „Breel hat sich Chancen erarbeitet, er sollte nach der Halbzeit einfach weitermach­en. Das hat er hervorrage­nd umgesetzt. Er hat dann das das Tor mit maximaler Konsequenz und dem Einsatz seiner Stärken gemacht, indem er seinen Körper und sein Tempo plus einen konsequent­en Abschluss eingebrach­t hat“, sagte Rose.

Embolo hat dreimal in dieser Saison in der Liga getroffen, doch könnte seine Torausbeut­e bei der vielen Chancen, die er hatte, locker längst zweistelli­g sein. Was dann wohl dazu geführt hätte, dass Gladbach die „vier, fünf Punkte“, die in den ersten 14 Spielen zu wenig eingespiel­t wurden, auf dem Konto hätte. Nicht,

dass es allein an Embolo liegt, dass etwas fehlt, doch er verkörpert ein wenig das Missverhäl­tnis von Möglichem und Tatsächlic­hem.

In Bielefeld aber machte Borussia vieles richtig und nahm das Punkte-maximum mit. Borussia bleibt dran, das ist der Status quo dank Embolo. Die Borussen sind damit bereit für die Bayern, die Freitag kommen. Vergangene Saison gab Embolo im Heimspiel als Einwechsel­spieler entscheide­nde kämpferisc­he Impulse, das Spiel noch zum 2:1-Sieg zu drehen. Nun wird er wohl er als Siegtor-schütze von Bielefeld von Beginn an dabei sein.

 ?? FOTO: FRISO GENTSCH/DPA ?? Das Tor des Tages: Gladbachs Breel Embolo setzt sich gegen den Bielefelde­r Amos Pieper durch.
FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Das Tor des Tages: Gladbachs Breel Embolo setzt sich gegen den Bielefelde­r Amos Pieper durch.

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