Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Verwaltung kommt Firmen entgegen
Erst wenn es mehr Möglichkeiten zum Lkw-parken im Reisholzer Hafen gibt, soll der geschützte Radweg weiter gebaut werden.
Eigentlich soll im Reisholzer Hafen eine geschützte Radspur entstehen. Doch jetzt will die Stadt zuerst mehr Parkplätze für Lkw schaffen.
HOLTHAUSEN Auf der Straße Am Trippelsberg, die einmal quer durch den Reisholzer Hafen führt, gibt es einen Interessenskonflikt, der sich stetig verschärft. Zum einen weil dort immer mehr Radfahrer unterwegs sind, zum anderen, weil wegen des steigenden Warentransports durch Lkw sich weitere Logistiker angesiedelt haben.
Die Politik entschied im Mai 2020, Radfahrer mit einer Protected Bike Lane besser zu schützen. Alle paar Meter sollen zehn Zentimeter hohe Schwellen den Radweg von der Fahrbahn abtrennen. Dafür müssen die Parkstreifen auf beiden Seiten wegfallen. Dagegen klagte ein Unternehmer vor dem Verwaltungsgericht, das die Klage abwies. Ein Unternehmer habe kein Recht darauf, dass ihm das Parken auf Dauer gewährt werde. Dagegen hat der Unternehmern Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt.
Um eine Lösung zu finden, schlägt die Stadt nach Gesprächen mit Vertretern der Betriebe Verbesserungsmaßnahmen vor. Bis die umgesetzt sind, soll der Bau des Radweges ausgesetzt werden. In ihrer Sitzung am Freitag, 19. März, soll die Bezirksvertretung 9 angehört werden, eine Entscheidung fällt im Ordnungsund Verkehrsausschuss am 24. März. Die Wendeschleife am Karweg wird bis Ende 2022 für eine halbe Million Euro ausgebaut und die Straße bekommt eine Aufstellfläche für Lkw. Auf der Reisholzer Werfstraße wird auf einer Länge von 100 Metern Parkflächen für Lastwagen eingerichtet.
In ihrer Begründung gibt die Stadt an, dass die Firmenvertreter sich beklagt hätten, im Vorfeld nicht involviert worden zu sein. Problem ist: Die Fahrbahnbreite von 10,80 Meter lässt eine Radverkehrsanlage zu oder einen Streifen für parkende, ladende und haltende Fahrzeuge. Beides gleichzeitig, so die Verwaltung, sei nicht möglich. Auch die Freigabe des Gehweges für Radfahrer komme nicht infrage, da die Kombination von Schwerlastverkehr in Einfahrten und eingeschränkten Sichtverhältnissen ein erhöhtes Unfallrisiko darstelle.
Die Verwaltung hat verschiedene Lösungsmöglichkeiten geprüft. Diese reichen von der Sperrung der Straße Am Trippelsberg für den Radverkehr bis zu seiner Führung im Mischverkehr mit der Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer und der Verbesserung der Sichtbeziehungen durch Parkverbote an Einmündungen an Werkseinfahrten. Letztlich hat sich die Stadt entschieden, Kompensationsmaßnahmen für das Lkw-parken vorzuschlagen.
Schon heute nehmen die meisten Radfahrer den kombinierten Rad-fußweg der Uferstraße. Die Stadt will mit den Wuppertaler Stadtwerken Gespräche aufnehmen, ob sie ihn kaufen, beleuchten und sanieren kann, um ihn als Teil der Radachse auszuweisen. Dann könnten Am Trippelsberg zwischen Reisholzer Werftstraße und Bonner Straße Parkmöglichkeiten am Fahrbahnrand erhalten bleiben.
Die Bürgerinitiative Hafenalarm, die gegen den Ausbau des Hafens mit Containerterminals kämpft, übt scharfe Kritik an den Vorschlägen der Stadt und fordert die Politiker mit einem offenen Brief auf, die vorgestellten Maßnahmen abzulehnen. „Wir halten es für absurd, gerade in der jetzigen Zeit dem Schwerlastverkehr mit öffentlichen Geldern neuen Rangier- und Parkraum im öffentlichen Straßenbereich zu schaffen. Statt einer Verbesserung ist mittlerweile eine Verschlimmerung auf der Strecke des Internationalen Rheinradwegs eingetreten.“