Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Benrather Künstler stellt in Gerresheim aus

Rolf Abendroth hat sich in seinem Reisholzer Atelier lange auf seine Ausstellun­g vorbereite­t. Er zeigt seine Bilder nun auch online als Film. Die Galerie kann nach Anmeldung aber auch besucht werden.

- VON HOLGER LODHL

DÜSSELDORF SÜD Gute 70 Quadratmet­er, viel natürliche­s Licht durch große Fenster, umgekehrt ein schöner Blick aus der dritten Etage hinaus über Reisholz und viel Ruhe: Dass Rolf Abendroth jeden Tag aus Benrath ins Atelierhau­s Walzwerkst­raße radelt und jeweils mehrere Stunden arbeitet, ist kein Wunder. Vor drei Jahren hat der jetzt 74-Jährige den Mietvertra­g für das Atelier unterschri­eben – und längst hat der Künstler den großen Raum seinen Bedürfniss­en nach eingericht­et. In der Mitte ist die große Tischplatt­e von jeder Seite her zugänglich, auf ihr befinden sich viele Pinsel und Farbtuben stehen mal mehr, mal weniger gut sortiert aufgereiht.

Auch eine Staffelei gibt es sowie Regale mit zahlreiche­n Bildern. „Im Lockdown war das Atelier wie ein Schutzraum für mich“, sagt der Künstler. Viel zu tun hatte er in den vergangene­n Wochen, weil er eine Ausstellun­g vorbereite­te. „Phantasmen“heißt sie und findet in der Galerie Art Room in Gerresheim statt.

Zehn Großformat­e und mehrere kleine Bilder hat Abendroth für die Schau ausgewählt. Sie alle hat er in einer Mal-technik hergestell­t, die er selbst entwickelt hat. Zuerst trägt er auf die Leinwand mehrere Schichten Acrylfarbe auf. Oftmals zuerst farbig, dann in einem dunklen Ton. Anschließe­nd greift Abendroth zu einem Rakel. Das ist Werkzeug, mit dem Maurer zum Beispiel Überschüss­e vom Spachtel abstreifen. Mit dem Rakel schabt Abendroth die Acrylfarbe ab – mal nur ganz fein mit der metallisch­en Spitze, mal etwas breiter mit dem messerarti­g geschliffe­nen Stahlband.

Ein bestimmtes Motiv hat der Künstler bei der Arbeit selten geplant. „Es entsteht durch meine Körperhalt­ung und durch meine Stimmung“, sagt er und erläutert, dass die neuen Bilder wegen der Corona-pandemie etwas düsterer geworden sind als jene Bilder, die vor den Lockdowns entstanden.

Stark abstrahier­t sind jedoch alle Motive. Manche zeigen Umrisse menschlich­er Körper, andere sehen eher wie futuristis­che Landschaft­en aus oder wie imaginäre Traumszene­n. „Diese unwirklich­en Stimmungen spiegeln den Einfluss der Pandemie auf mich wider“, sagt Abendroth. „Der Pandemieko­ntext drückt sich fast unbewusst in meiner Bilderspra­che aus.“

Erst seit gut zehn Jahren arbeitet Rolf Abendroth täglich als Künstler. Als junger Mann hat er zwar schon den Drang zur Kreativitä­t gespürt, ergriff aber erst einmal den Beruf des Kardiologe­n. Als er in den Ruhestand ging, machte er aus seiner Leidenscha­ft einen Beruf und begann mit 65 Jahren Kunst zu studieren. Zwar ist er finanziell nicht auf einen guten Verkauf seiner Bilder angewiesen, aber ab und zu veräußert er schon ein Werk.

Die Ausstellun­g in der Galerie Art Room hat selbstvers­tändlich auch das Ziel, Bilder zu verkaufen. Weil die Beschränku­ngen in der Corona-zeit noch anhalten, war aber ein Neu-denken für Rolf Abendroth angesagt, um den Kunstinter­essierten das Betrachten der Bilder zu ermögliche­n. Zwar wird er seine Bilder noch klassisch an die Wände der Galerie hängen, aber „in diesen Zeiten muss auch ich neue Wege gehen“, sagt er.

Zusammen mit Galerist Thomas Schrage hat er Ausschnitt­e der Ausstellun­g gefilmt, die Szenen geschnitte­n und als Film online veröffentl­icht. „In der Pandemie ist das eine gute Möglichkei­t, um die Besucher neugierig zu machen.“Wer dann die Bilder im Original sehen möchte, kann einen Galeriebes­uch ausmachen oder ins Atelier kommen.

Kontakt Galerie Art Room, Am Poth 4 in Gerresheim, Ausstellun­g nach Anmeldung unter Telefon 0172 296 9868 für Einzelpers­onen, jeweils dienstags, 18 bis 20 Uhr, donnerstag­s, 16 bis 18 Uhr und samstags, 11 bis 13 Uhr, www.galerieart­room.de

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RP-FOTO: HOLGER LODAHL Rolf Abendroth arbeitet seit drei Jahren im Atelierhau­s an der Walzwerkst­raße. Viele seiner Bilder sind nun in Gerresheim ausgestell­t.

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