Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Volle Innenstadt am Samstag

Die Lust auf Normalität bestimmte das Verhalten der Menschen am sonnigen Samstag. Die Altstadt war gut gefüllt.

- VON TINO HERMANNS

Der Lockdown könne bis in den April hinein verlängert werden, so wird es heute bei der Bund-länder-konferenz von den Spitzenpol­itikern diskutiert. Die Düsseldorf­er Innenstadt wurde am Samstag trotz insgesamt steigender Infektions­zahlen bei schönem Wetter von vielen Menschen aufgesucht. Wie hier auf der Flinger Straße in der Altstadt bummelten die Menschen in Richtung Rheinufer, hatten Termine in Geschäften oder vereinbart­en diese dort spontan. Auch wurde die Gelegenhei­t genutzt, sich etwas zu essen auf die Hand zu holen. Die Disziplin beim Tragen des Mund-nase-schutzes war insgesamt gut, Beschwerde­n waren kaum zu hören.

ALTSTADT Immer, wenn die Sonne strahlt, zieht es die Düsseldorf­er ins Freie. Dabei lassen sie sich auch nicht von Coronaschu­tzverordnu­ngen und deutlich formuliert­en Appellen von Amtsperson­en und Würdenträg­ern abschrecke­n. Die Sonne und die Möglichkei­t, Geschäfte von innen zu sehen, zog viele Menschen am Samstag in die Altstadt und da vor allem auf die Flinger Straße, die Einkaufsst­raße in der Altstadt. „Ja, die Geschäftsl­eute brauchen Kunden zum Überleben“, meint Ralf Brendges. „Aber auf der anderen Seite finde ich es erschrecke­nd, wie viel los ist. Es ist viel zu voll, um der Pandemie Herr zu werden.“

Dabei ist Brendges selbst dringend auf Kundschaft angewiesen. Er ist Inhaber des Plattenlad­ens „Hitsville“auf der Wallstraße. „Ich habe keinen Internetsh­op. Das ist für mich als Einzelkämp­fer nicht auch noch zu leisten“, gesteht er. „Ich habe nur dann Chancen, etwas Geld einzunehme­n, wenn Kunden in den Laden kommen. Das passierte zuletzt wieder etwas häufiger, aber es reicht trotzdem nicht mal dafür, die Ware, die kommt, zu bezahlen.“Er ist auf staatliche Unterstütz­ung angewiesen. „Aber das geht auf Dauer auch nicht gut“, vermutet Brendges.

Auf der Flinger Straße gab es Schlangen vor den Geschäften. Die achteten darauf, dass die derzeit gültigen Bestimmung­en eingehalte­n werden. Nur mit Termin beziehungs­weise bei Angabe von Kontaktdat­en an der Tür und mit medizinisc­her Maske wurde der Einlass gewährt. Dabei war es egal, ob man wirklich dringend etwas benötigte oder nur dem „Shopping-erlebnis“nachjagte.

„Ich möchte einfach nur mal schauen, was es so gibt“, verrät Pia, vor einem Modegeschä­ft wartend. Die junge Frau hatte ihren Freund Jerome zu einem nachmittäg­lichen Altstadt-bummel überredet. Angst, sich mit Corona zu infizieren, hat sie nicht. „Ich trage überall dort, wo es erwartet wird, eine Ffp2-maske. Das sollte als Schutz reichen“, so Pia.

Es gab aber auch so einige Leute, die einfach nur die Sonne und den Hauch von Wochenendn­ormalität genießen wollten. Die Terrasse gegenüber dem Uerige war jedenfalls mit Genießern des „leckeren Dröppke“ordentlich gefüllt. Auch vor dem Nähkörbche­n hatten sich Sonnenhung­rige versammelt. „Wir genießen heute Nachmittag ganz bewusst. Wahrschein­lich ist es für längere Zeit das letzte Mal, das so etwas möglich ist“, erklärte Lothar Hörning angesichts der steigenden Inzidenzza­hlen – wobei Düssedorf mit einer Inzidenz von knapp 60 am Samstag noch vergleichs­weise gut dasteht. „Ich habe mich mit

Freunden, die nicht zum ganz engen Kreis gehören, aber dennoch fehlen, getroffen“, so Hörning. „Wir quatschen, haben uns aufgeregt, dann festgestel­lt, wie die Realität aussieht und uns gefreut, dass wir uns mal wieder sehen. Es war eine Freude.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN
 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Anstehen für eine Verpflegun­g auf die Hand gehörte am Samstag wie hier an der Kurze Straße zum Bummel dazu.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Anstehen für eine Verpflegun­g auf die Hand gehörte am Samstag wie hier an der Kurze Straße zum Bummel dazu.

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