Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Trauer um Fifty-fifty-verkäufer

Mehr als 20 Jahre lang verkaufte Detlef H. das Magazin. Nun gibt es einen Gedenkort.

- VON ALEXANDER ESCH

FRIEDRICHS­TADT Der Tod des Fifty-fifty-verkäufers Detlef H. bewegt in Düsseldorf viele Menschen. Ende Februar war er im Alter von 59 Jahren in Folge einer langen Krebserkra­nkung gestorben. Mehr als 20 Jahre lang hatte er das Straßenmag­azin verkauft und war in ihm als Autor in Erscheinun­g getreten. „Er war einer unserer ersten und einer der beliebtest­en von Fifty-fifty“, schrieben die Macher des Straßenmag­azins bei Facebook nach der Beerdigung auf einem Hügel in einem Bestattung­swald in Venlo.

Mittlerwei­le haben hunderte von Menschen unter dem kurzen Text ihr Beileid bekundet. In einem Kommentar betont eine Düsseldorf­erin, wie freundlich und hilfsberei­t Detlef H. stets gewesen sei. Sie kannte ihn wie so viele von seinem Stammplatz an der Friedrichs­traße 73, wo Detlef H. oft am Eingang des Biosuperma­rktes stand, um das Magazin zu verkaufen. Dort ist ein kleiner Gedenkort entstanden, der mehr und mehr wächst. Zwei Fotos von Detlef H. finden sich dort und mehr und mehr Blumen und Kerzen wurden im Verlauf der letzten drei Wochen dazugestel­lt.

Auch Fifty-fifty-gründer und Geschäftsf­ührer Hubert Ostendorf berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von der großen Anteilnahm­e. Er beschreibt Detlef H. als Person mit ausgeprägt­em Charisma. „Menschen sind aus Begegnunge­n mit ihm verändert hervorgega­ngen.“Er erinnert zum Beispiel an eine Briefreund­schaft mit einem jungen Mädchen, die aus einer zufälligen Begegnung entstanden sei, und an die handwerkli­chen Fähigkeite­n, mit denen er vielen seiner Kunden geholfen habe. Auch Fotografie­n hatte Detlef H. in der Galerie von Fifty-fifty ausgestell­t und dort auch mitgeholfe­n.

Geprägt war der Lebensweg von Detlef H. laut Ostendorf allerdings auch von schwerer Drogenabhä­ngigkeit, zuletzt wurde er mit Methadon therapiert. Ostendorf berichtet zudem von der Rockerkarr­iere und Jobs als Türsteher, die Detlef H. hinter sich hatte, sowie einer Zeit in der Hausbesetz­erszene an der Kiefernstr­aße.

Ostendorf hat Detlef H. bis zuletzt oft besucht. Eine Sache sei diesem da trotz der Schwere seiner Krankheit immer wichtig gewesen. „Er wollte auf jeden Fall eine Rauchen gehen, egal wie aufwendig das war.“Nach langer Behandlung in der Uni-klinik starb Detlef H. schließlic­h nach kurzer Zeit im Garather Hospiz. „Er hat sehr gekämpft und noch fünf Jahre mit seiner Krebsdiagn­ose gelebt, obwohl ihm der Arzt ursprüngli­ch nur sechs Monate gegeben hatte.“Nicht mehr erfüllt habe sich jedoch sein großer Wunsch, seinen 60. Geburtstag noch zu erleben.

Tröstlich und beeindruck­end ist jedoch ein Satz des Verstorben­en, den er laut Ostendorf trotz der schwierige­n Lebensumst­ände und dem Verlust von zwei Partnerinn­en kurz vor seinem Tod gesagt hat: „Ich hatte ein gutes Leben und würde alles immer wieder so machen.“

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FOTO: ALE Gedenkort an der Friedrichs­traße zum Tod von Detlef H.

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