Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein kleines Paradies gefunden

Lange suchte Marita Keßler rund um das Café Witti einen Treffpunkt für draußen. Dann stieß sie per Zufall auf den alten Bolzplatz.

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VOR BIRGIT WANNINGER

GARATH Inzwischen ist es ein Jahr her, dass Marita Keßler Besuch im Café Witti am Wittenberg­er Weg empfangen hat. Denn, so die dortige Projektlei­terin des SKFM (Sozialdien­st Katholisch­er Männer und Frauen), „seit dem 16. März 2020 ist das Café wegen der Pandemie geschlosse­n“. Sie habe nur noch Einzelbera­tungen gehabt und immer coronakonf­orm.

Im Sommer hat sie die Ferienprog­ramme für draußen ständig umschmeiße­n müssen, weil die Regeln sich immer wieder änderten. Dabei hatten alle Eltern und Kinder ein großes Bedürfnis nach Zusammenku­nft. Denn Keßlers Aufgabe ist es nicht nur zu beraten, beispielsw­eise bei Ämtergänge­n oder dem Ausfüllen von Formularen und sonstigen Hilfestell­ungen. Das Café Witti ist auch ein beliebter Treffpunkt, um sich auszutausc­hen, um zu reden über alles, was Familien im Alltag bewegt. Und während sie mit den Erwachsene­n spricht, gibt es im Café einen Raum, in dem die Kleinen spielen können. All dies ist weggefalle­n. „Der Frust war groß“, erinnert sich Keßler, „man kann hier zwar wunderbar wohnen, aber zum Spielen gibt es für die Kleinen nichts Geeignetes.“

Also machte sich Marita Keßler im Sommer auf die Suche nach einem geeigneten Platz, an dem die Kinder, hauptsächl­ich Babys und Kita-kinder, aber auch deren ältere Geschwiste­r, sich im Freien treffen konnten. Ein passendes Gelände war zunächst nicht zu finden.

Bis Keßler den Bolzplatz entdeckte. Der liegt direkt hinter dem Gebäude und Keßler könnte ihn vom Fenster des Café Witti aus sehen. Sie hatte den Platz zunächst überhaupt nicht wahrgenomm­en, weil er komplett zugewachse­n war. Als der Platz vor einigen Jahren noch im Betrieb war, arbeitete sie noch nicht am Wittenberg­er Weg. Jetzt weiß sie: „Ich hab hier ein kleines Paradies gefunden. “Das war im September.

Das Grundstück des ehemaligen Bolzplatze­s gehört der SWD, der Städtische­n Wohnungsge­sellschaft Düsseldorf. Dort fragte die quirlige Frau an, ob sie den Platz nutzen dürfe. Sie durfte. Und dann ging alles ganz schnell. In Eigenregie, selbstvers­tändlich in Absprache mit ihrem

Chef, ging es ans Entrümpeln und Entsorgen.

Anfang des Jahres zog sie mit freiwillig­en Helfern die Wurzeln, vor allen von Weißdorn und Brombeere, aus dem Boden. „Wir mussten uns beeilen, schließlic­h begann am 1. März der Vogelschut­z und es war eine Menge Arbeit.“Mit Unterstütz­ung der Gärtner des Caritasver

bandes gelang der restliche Grünschnit­t. Jetzt ist der Platz, der von einem hohen Zaun umgeben ist, damit die Bälle nicht wegfliegen, fast eingeebnet – denn die kleinen Kinder müssen ihn bei schönem Wetter noch platt trampeln.

Außerdem rief Keßler Bezirksver­waltungsle­iter Uwe Sandt an, ob es Unterstütz­ungsgelder gebe. Sandt empfahl sie weiter an das Garather Quartiersm­anagement. Deren Leiterin Silke de Roode regte an, einen Antrag zu stellen. „Ich musste ein Konzept erarbeiten und einen Finanzplan erstellen. Das habe ich zuvor noch nie gemacht“, sagt sie. Der Antrag wurde genehmigt und sie bekam einen Zuschuss von 3000 Euro.

Doch das Geld ist schnell aufgebrauc­ht für das, was sie noch benötigt. Bei einem ersten Spendenauf­ruf kamen Spielsache­n zusammen und einige Kinderfahr­zeuge. „Aber es könnte mehr sein“, sagt Keßler. Denn sie braucht Plastikstü­hle – 20 sollten es schon sein, damit die Eltern mit Abstand auf dem Platz sitzen können, während die Kinder spielen.

Marita Keßler weiß, wie der Platz einmal aussehen soll. In einer Ecke will sie eine Wildwiese mit Düsseldorf­er Samen säen, außerdem hat sie eine Stelle mit Pflanzkübe­ln im Blick. Ein Zelt als Lager für Spielgerät­e und Sandkasten sind geplant. „Aber es braucht nun viele große und kleine helfenden Hände, damit es schön wird“, sagt Marita Keßler. Sofern das Wetter mitspielt, soll nächste Woche das Segel gerichtet und gesät werden. „Dann kann es hoffentlic­h in den nächsten Wochen corona-konform mit einigen Eltern losgehen“, sagt Keßler über die Gemeinscha­ftsarbeit mit den Anwohnern. Denn sie benötigt zahlreiche Helfer, „und Sachspende­n sind auch willkommen. Am liebsten hätte ich gerne eine Mini-spielzeugr­utsche für die Kleinen“, sagt sie. Wer helfen will, kann sich an Marita Keßler, Telefon 01577 3746961, wenden.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Marita Keßler richtet mit Unterstütz­ung der Anwohner den alten Bolzplatz in der Siedlung Schwarzer Weg wieder her.

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