Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Aus Müll wird Kunst
Dagmar Hüserich sammelt Müll in der Natur. Daraus bastelt sie kreative Objekte, mit denen sie auf Umweltsünden aufmerksam macht.
STOCKUMWAS für den einen nur fieser Müll ist, ist für Dagmar Hüserich eine Inspiration. Die Stockumerin geht regelmäßig mit Hund Erni am Rheinufer spazieren und sammelt dabei kontinuierlich Müll ein, um die Natur zu schützen. Andere Sammler entsorgen danach schnell ihre Funde, doch Hüserich hat damit anderes im Sinn. Sie schleppt viele der scheinbar nutzlosen Dinge nach Hause, um daraus Kunstwerke zu basteln. Mit den originellen Installationen möchte sie auf kreative Weise zur Müllvermeidung anregen.
Begonnen hat die ungewöhnliche Kunstaktion vor rund vier Jahauch zahlreiche Spaziergänger bestücken seitdem das Gitter, das so laufend seine Form verändert und zu einem Mitmach-kunstwerk wurde. Taue, eine Brille, Schlüssel, Netze, Plastikflaschen, ein Schnuller, Absperrband und ein Kleiderbügel gehören zu den ungewöhnlichen Müllfunden, die dort zurzeit hängen. „Manchmal ist auch ein Hundespielzeug darunter, das dann aber von einem Hundebesitzer schnell mitgenommen wird.“
Für sie interessanten Müll nimmt Hüserich aber mit nach Hause, säubert oder wäscht diesen gründlich und lagert beispielsweise die Trinkhalme, Gitter, Taue, Holzplanken und Feuerzeuge in zahlreichen Kisten ein, um später daraus ein Kunstwerk zu schaffen. Größere Objekte wie eine Boje, eine Puppe oder ein altes Fahrrad „schmücken“die Räume und den Garten. „Nicht immer zur Freude der Familie, aber die ist schon sehr tolerant.“
Einige Stücke wurden aber auch bereits verwendet, die daraus entstandenen Arbeiten fotografiert und die Bilder über Instagram in die ganze Welt gepostet. „Ich möchte nicht mit erhobenem Zeigefinder arbeiten und auch nicht die langweiligen gefüllten Müllsäcke abbilden, sondern mit kreativen Ideen die Aufmerksamkeit wecken und dazu anregen, sich mit dem Thema Müll zu beschäftigen – oder noch besser, diesen zu vermeiden“, sagt die dreifache Mutter. Entstanden sind so beispielsweise Installationen mit den zahlreichen Masken, die nun achtlos in die Landschaft geworfen werden. „Mir ist es absolut unverständlich, warum so etwas oder Zigarettenkippen einfach weggeworfen werden.“
Mit Zigarettenkippen, die im Nordpark eingesammelt wurden, hat Hüserich ihre erste öffentliche Performance gestaltet. Vor dem Aquazoo hat sie aus den Kippen einen Fisch gestaltet, den so genannten Unheil-butt. Dabei bediente sich Hüserich eines Wortspiels, denn der Fischname Butt bedeutet im englischen „Kippe“. Ein Schild klärte darüber auf, dass eine Schuppe (Kippe) bis zu 40 Liter Grundwasser verseuchen kann. „Ich war zuvor mega aufgeregt, aber als ich dann losgelegt habe, habe ich alles um mich herum vergessen“, sagt Hüserich und zieht eine Lasche einer Trinkdose aus ihrer Jackentasche. „Die liegen überall herum und nerven, aber gleichzeitig ist das doch eine coole Schuppe für einen neuen Fisch.“
Für Hüserich bedeutet kreativ sein das pure Glück. Sie hat noch zahlreiche Ideen und möchte, sobald sie mehr Zeit hat, noch viele Projekte umsetzen – diese dann aber auch öffentlich präsentieren. Für eine Ausstellung hatte sie eigentlich das Ballhaus im Nordpark angemietet, doch dann kam Corona dazwischen. „Aber das bleibt weiter mein Traum.“