Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Streit um Spielhalle­n in Reisholz

Der Psychiater verweist auf den Glücksspie­lstaatsver­trag. Der legt seit 2017 Radien fest, innerhalb derer keine weiteren Spielbetri­ebe betrieben werden dürfen. In Reisholz wird dagegen verstoßen. Die Politik befasst sich jetzt damit.

- VON ANDREA RÖHRIG

Ein Arzt fordert mit Verweis auf den Glücksspie­lstaatsver­trag die Schließung einiger Lokale. Die Politik befasst sich jetzt mit dem Fall.

REISHOLZ Früher einmal war die Henkelstra­ße in Reisholz ein lebendiges kleines Einkaufsze­ntrum für den Stadtteil. Hier gab es alles für den täglichen Bedarf. Doch die Zeiten sind schon lange vorbei. Zwar halten sich nach wie vor einige alteingese­ssene Geschäfte, doch bei einem Leerstand kann es schnell passieren, dass eine Spielhalle oder ein Wettbüro einzieht.

Alleine fünf hat ein Facharzt für Psychiatri­e und Psychother­apeut an den höheren Hausnummer­n der Henkelstra­ße gezählt sowie vorne an der kreuzenden Walzwerkst­raße zwei. Eine weitere an der Henkelstra­ße, so der Beschwerde­führer, scheine sich zudem im Bau zu befinden. Diese Häufung hat ihn dazu bewogen, sich an die Politik zu wenden, mit der Aufforderu­ng, einige Spielbetri­ebe zu schließen.

Als Facharzt sehe er täglich die Auswirkung­en von Süchten und den damit verbundene­n sozialen Niedergang. Bei seiner Forderung verweist er darauf, dass eine Konzentrat­ion von Spiel- und Wetthallen gegen den Glücksspie­lstaatsver­trag verstößt, der in NRW am 1. Dezember 2012 in Kraft getreten ist und der seit 2017 bindend ist. Am Donnerstag, 24. April, wird sich die Politik im Anregungs- und Beschwerde­ausschuss mit der Thematik beschäftig­en.

In einer Stellungna­hme für die Ausschussm­itglieder verweist die Verwaltung darauf, dass ein Mindestabs­tand von 350 Metern Luftlinie von einer zur anderen Spielhalle nicht unterschri­tten werden solle. Dies gelte im vorliegend­en Fall allerdings nicht für den im Gesetz vorgegeben­en Abstand von 350 Metern zu Schulen und Einrichtun­gen der Kinder- und Jugendhilf­e, da es sich hier um Bestandssp­ielhallen handele, die schon vor Inkrafttre­ten des Glücksspie­lstaatsver­trags genehmigt waren. In ihrer Antwort geht die Verwaltung auch auf Wettanbiet­er ein: Bei diesen sei ein Mindestabs­tand von 200 Metern Luftlinie zueinander und zu Schulen und Kitas gefordert. Abstandsre­gelungen zwischen Spielhalle­n und Wettvermit­tlungsstel­len gibt es laut Stadt nicht.

Auch wenn sich einzig die katholisch­e St.-elisabeth-grundschul­e an der Buchenstra­ße innerhalb der Radien befindet, sieht die Stadt Handlungsb­edarf: „Die Spielhalle­n halten den Mindestabs­tand von 350 Meter Luftlinie zueinander nicht ein. Zudem darf an jedem Standort nur eine Spielhalle betrieben werden. Nach gesetzlich­er Regelung müssten zwei von drei Spielhalle­n geschlosse­n werden. Die Auswahl der Spielhalle­n erfolge laut Stadt nach sachlichen Aspekten. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Betreiber, deren Halle geschlosse­n werden soll, den Klageweg beschreite­n würden. Wegen des Prozessris­ikos und möglicher Schadenser­satzansprü­che verbiete sich eine zwangsweis­e Schließung von Spielhalle­n vor Rechtskraf­t der entspreche­nden Bescheide. Was die Wettbüros angeht, sind die Erlaubnisv­erfahren bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf anhängig. Über deren Ausgang und Folge könne derzeit keine Aussage getroffen werden.

In Düsseldorf soll es wegen der gesetzlich­en Vorgabe aus dem Glücksspie­lstaatsver­trag am 1. Juli 2021 nur noch 34 Spielhalle­n geben. 2019 teilte die Verwaltung mit, dass alle Entscheidu­ngen getroffen seien, welche Spielhalle­n geöffnet bleiben sollten. Die Bescheide sollten alsbald verschickt werden. Ende November 2017 gab es in der Landeshaup­tstadt 100 Spielhalle­n an 65 Standorten.

Aus Sicht des Arztes ist die zunehmende Spielhalle­nflut nicht nur ein Reisholzer Phänomen. Dadurch komme es immer mehr zu Leerstände­n und Verödungen der kleinen Stadtteilz­entren. Er würde sich nach Jahren des Wartens von der Stadt wünschen, dass diese der weiteren Verelendun­g in Reisholz und anderen Stadtteile­n in Düsseldorf entschiede­ner entgegen stehe.

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FOTO: ANNE ORTHEN Nur wenige Meter auseinande­r befinden sich zwei Spielhalle­n in Reisholz an der Walzwerkst­raße. Es müssten eigentlich 350 Meter Luftlinie sein.

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