Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Weiße Dame ist mehr als eine Werbe-ikone

Seit Mitte der 1920er-jahre schmückt sie Persil-uhren im ganzen Land. Zehn Uhren stehen in Düsseldorf, die elfte kehrt bald zurück.

- VON NICOLE KAMPE

HOLTHAUSEN/OBERKASSEL 1907 revolution­ierten Chemiker von Henkel das Waschen. Vorher mussten die Frauen, an denen vor knapp 100 Jahren die Arbeit meistens hängenblie­b, in einem Kraftakt die schmutzige­n Kleider reiben, schwenken und kneten, damit die Flecken rausgehen. Das neue Waschmitte­l reinigte nicht nur schonender, sondern sparte auch jede Menge Zeit, weil beim Kochen der Wäsche fein perlender Sauerstoff freigesetz­t wurde, der den Schmutz von allein entfernte. Die Geburtsstu­nde von Persil war ein Meilenstei­n für alle Hausfrauen, was Henkel auch sehr früh massiv beworben hatte.

Unter anderem mit der berühmten Weißen Dame, die mit ihrer rechten Hand ihren Florentine­r-hut festhält und in der linken Hand eine Packung Waschmitte­l präsentier­t. Ab 1925 schmückt die „Weiße Dame“nicht mehr nur Plakate, sondern auch große Standuhren, „die damals ein beliebter Treffpunkt an öffentlich­en Plätzen waren“, sagt eine Sprecherin von Henkel. Diese neuartige Werbeidee fand im ganzen Land Anklang, Persil-uhren gab es bald schon in der Hauptstadt Berlin und in vielen anderen deutschen Städten wie Düsseldorf, wo

Spaziergän­ger unter anderem eine Persil-uhr auf der Königsalle­e fanden. „Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Persil-uhren zerstört“, erzählt die Unternehme­nssprecher­in. Weil die Weiße Dame zwischenze­itlich viel mehr als nur Werbeikone war, wurden ab 1983 einige Uhren wieder aufgestell­t, die erste in Lünen/ Westfalen.

Ein Jahr später bekam der Burgplatz in der Düsseldorf­er Altstadt eine neue Persil-uhr; der damalige Oberbürger­meister Josef Kürten enthüllte das Exemplar gemeinsam mit Konrad Henkel. Weitere Uhren folgten. Und sobald eine Persil-uhr aus dem Stadtbild verschwind­et, ganz egal aus welchem Grund, sind schnell Liebhaber da, die sich die Uhr zurückwüns­chen. So wie gerade in Oberkassel.

Mehrfach hat Bezirksver­waltungsst­ellenleite­rin Iris Bürger Anfragen von Leuten bekommen. Dort musste die Uhr wegen des Baus des Hochbahnst­eigs Luegplatz demontiert werden. Die letzten Jahre war sie sicher eingelager­t, und da der Hochbahnst­eig längst eröffnet ist, soll die Weiße Dame mit ihrem hübschen Hut endlich wieder zurück nach Oberkassel. In den 1970er-jahren wurde die Persil-uhr im Linksrhein­ischen aufgestell­t, für viele Düsseldorf­er ist sie ein zeitgenöss­isches Beispiel für die industriel­le Geschichte der Stadt.

Zum 80. Geburtstag des Waschmitte­ls im Jahr 1987 entschied sich das Unternehme­n, die nostalgisc­hen Uhren in 20 ausgewählt­en Städten wieder errichten zu lassen. Heute gibt es Persil-uhren unter anderem in Büsum, Krefeld, im thüringisc­hen Mühlhausen und in Straubing. Das letzte Exemplar, das 5,50 Meter hoch ist, wurde 2018 an der sanierten Baumberger Hauptstraß­e in Monheim aufgebaut.

In Düsseldorf stehen die Persil-uhren vor allem an prägnanten Orten mit viel Publikumsv­erkehr, auf Hauptplätz­en wie dem Burgplatz in der Altstadt. Außerdem sind viel befahrene Straßen und oft frequentie­rte Bahnstatio­nen beliebt gewesen bei der Wahl des Standorts. Insgesamt gibt es in der Landeshaup­tstadt zehn Uhren – eine am Brehmplatz, eine an der Kreuzung Bonner und Henkelstra­ße in Holthausen, die vor einigen Jahren bei einem Verkehrsun­fall demoliert wurde. Sie wurde schnell repariert und wieder aufgestell­t auf dem Kamper Acker, der nur einen Steinwurf entfernt liegt von Henkel.

Außerdem stehen Uhren an der Siegburger­straße/oberbilker Allee, an der Uhlandstra­ße/grafenberg­er Allee, an der Ecke Rather Kreuzweg/ Münsterstr­aße, an der Vennhauser Allee/ecke Schlossall­ee, an der Witzelstra­ße/auf`m Hennekamp, am Rochusmark­t und am Polizeiprä­sidium Jürgenplat­z. Die elfte Uhr wäre dann die am Luegplatz.

Zum Bedauern vieler können die Uhren nicht erworben werden, denn sie stehen nicht zum Verkauf, sondern werden bis heute in unregelmäß­igen Abständen verschenkt. Wie zuletzt das Exemplar, das in Monheim steht. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Firma Henkel gab es die Persil-uhr im Miniatur-format. Sozusagen fürs Wohnzimmer. Auch sie wurde nur an ausgewählt­e Kunden und Personen verschenkt und ist heute ein Sammlerstü­ck.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN 2016 wurde die Persil-uhr am Kamper Acker bei einem Verkehrsun­fall demoliert. Sie konnte aber schnell repariert werden.

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