Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Düsseldorf kann gut durch dritte Welle kommen“
Chefarzt Martin Pin hat eine Prognose für die Intensivstationen erstellt. Eine Überlastung befürchtet er nicht mehr.
DÜSSELDORF Die dritte Welle der Corona-pandemie scheint auch in Düsseldorf vorerst gebrochen. Neben rückläufigen Fallzahlen spricht dafür eine auf die Landeshauptstadt herunter gebrochene aktuelle Prognose zur Belegung der Intensivbetten. Erstellt hat sie Martin Pin, Chefarzt der zentralen interdisziplinären Notaufnahme im Kaiserswerther Diakonie-krankenhaus. Im Gesundheitsausschuss des Rates präsentierte der Mediziner am Mittwoch seine immer wieder aktualisierten Erkenntnisse. „Ohne Gewähr auf absolute Treffsicherheit“, wie er betonte. Denn hinter den Daten steht immer die Annahme, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen im wesentlichen unverändert bleiben. Schwankungen beim Impffortschritt, saisonale Effekte und unerwartete Ausbrüche, all das könne noch zu einer Änderung führen. Die von Pin entwickelten Prognose-tools basieren auf bundesweit verfügbaren Daten, in die dann zusätzlich lokale Besonderheiten, wie die Aufnahme von Patienten aus dem Umland, eingearbeitet werden.
Die gute Nachricht: Die noch vor Eintritt der Notbremse gemachten Berechnungen von Mitte April, die für den 31. Mai von bis zu 117 intensivpflichtigen Covid-patienten in Düsseldorf ausgingen, werden aller Voraussicht nach nicht eintreten. Den „Peak“, also die Spitze der Belegungskurve, erwartet Pin für die kommende Woche. Dann könne sich die Zahl der Covid-patienten von derzeit etwa 60 auf 64 bis 67 erhöhen. Ein Maximalwert, der auch unterschritten werden könnte. „Für die kommenden zwei Wochen ist auch ein Plateau denkbar, das sich über mehrere Tage bei 57 oder 58 Patienten einpendelt.“
Käme es so, würde das eine weitgehende Entwarnung für die Lage auf den Intensivstationen bedeuten.
Insgesamt sind laut Pin in Düsseldorf rund 190 Intensivbetten mit Beatmungsoption verfügbar, jederzeit können bis zu 21 Reservebetten zusätzlich aktiviert werden. Allerdings wird nur ein Teil dieser Betten von Covid-patienten belegt. „Die kritische Marke liegt bei 40 Prozent aller Intensivbetten, 60 Prozent sollten für andere Patienten verfügbar bleiben“, sagte Pin, der aktuell damit rechnet, dass maximal 36 Prozent der Betten für mit dem Coronavirus Infizierte bereit gestellt werden müssen. Tatsächlich ist das Gros der Düsseldorfer Intensivbetten derzeit belegt. Die entsprechende Quote liegt schon länger bei mehr als 90
Prozent. Im Laufe der kommenden zehn Tage könnte sie laut der Prognose aus Kaiserswerth auf bis zu 97 Prozent steigen.
Pin lobte die gute Zusammenarbeit von Kliniken, Gesundheitsamt und Feuerwehr beim Management der Intensivkapazitäten. Einige Male sei die kritische Zahl von zwölf freien Betten unterschritten worden. Innerhalb kürzester Zeit seien dann Reservekapazitäten aktiviert worden. „Düsseldorf dürfte gut durch die dritte Welle kommen, mit etwas Glück könnte es ein guter Sommer werden“, sagte der Mediziner aus dem Florence-nightingale-krankenhaus.