Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Razzia bei Verein Ansaar Internatio­nal

Die Durchsuchu­ngen erfolgten nach dem Verbot des Vereins durch Bundesinne­nminister Seehofer.

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DÜSSELDORF (csr) Mehr als 400 Nrw-polizisten haben am Mittwoch Räume des salafistis­chen Vereins Ansaar Internatio­nal durchsucht. Der Verein war von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) verboten worden. Bei den Razzien wurden ein sechsstell­iger Bargeldbet­rag und mehr als eine halbe Million Euro auf zwei Konten sichergest­ellt, sagte Nrw-innenminis­ter Herbert Reul (CDU). Von den bundesweit 90 durchsucht­en Objekten waren demnach 37 in NRW, vor allem im Großraum Düsseldorf. „Ich finde es unerträgli­ch, dass unter dem Deckmantel humanitäre­r Hilfe Terroriste­n unterstütz­t werden“, sagte Reul. Ansaar Internatio­nal hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf, die Teilorgani­sation WWR-HELP in Neuss. Der Ansaar-hauptsitz unweit des Düsseldorf­er Hauptbahnh­ofes wurde am Mittwochmo­rgen ebenfalls durchsucht.

Die Düsseldorf­er Generalsta­atsanwalts­chaft hatte bereits im April mitgeteilt, gegen Verantwort­liche des Vereins werde wegen des Verdachts ermittelt, am Bürgerkrie­g in Syrien beteiligte Organisati­onen wie

Dschabhat al-nusra unterstütz­t zu haben. Als Reaktion auf die Berichters­tattung hatten Vertreter von Ansaar Internatio­nal damals gegenüber unserer Redaktion erklärt, Ansaar sei eine Hilfsorgan­isation und als Hilfsorgan­isation tätig. Die Bezeichnun­g „Hilfsorgan­isation“diene nicht der Verschleie­rung anderer Zwecke. Außerdem habe man „niemals irgendeine terroristi­sche Vereinigun­g unterstütz­t“. Vielmehr leiste man „in 53 Ländern mit über 5000 Projekten humanitäre Hilfe“.

Vom Nrw-verfassung­sschutz wird Ansaar Internatio­nal als extremisti­sch-salafistis­ch eingestuft, seit 2013 wird der Verein im Verfassung­sschutzber­icht des Landes erwähnt. Der Verfassung­sschutz habe mit seinen Erkenntnis­sen maßgeblich zum Verbot beigetrage­n, betonte Reul. Es handele sich um ein salafistis­ches Netzwerk mit mehr als 400 Unterstütz­ern. Man werde auch etwaige Nachfolgeo­rganisatio­nen im Blick haben.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer hatte Ansaar Internatio­nal und alle Ableger der islamistis­chen Vereinigun­g verboten. Das Verbot war am Mittwochmo­rgen mit Durchsuchu­ngen und Beschlagna­hmungen in zehn Bundesländ­ern vollstreck­t worden. Ansaar und deren Teilorgani­sationen nutzten ein Geflecht aus Vereinen und Einzelpers­onen, um Spenden zu generieren, erklärte das Bundesinne­nministeri­um. Das Geld werde zur Unterstütz­ung „terroristi­scher Organisati­onen“wie etwa die Dschabhat al-nusra, die Hamas sowie Al-schabab verwendet. „Ansaar betreibt weiterhin aktiv salafistis­che Missionier­ung und verbreitet islamistis­ch-extremisti­sche Inhalte.“

Weil die Organisati­on gegenüber ihren Spendern Geldflüsse verschleie­re und falsche Spendenqui­ttungen ausstelle, bestehe auch der Verdacht auf systematis­che Urkundenfä­lschung. Bereits vor zwei Jahren hatte das Innenminis­terium eine bundesweit­e Razzia gegen das Netzwerk veranlasst.

Ansaar Internatio­nal weist die Vorwürfe zurück. Der Verein sei ausschließ­lich als Hilfsorgan­isation tätig, arbeite transparen­t und habe niemals terroristi­sche Vereinigun­gen unterstütz­t, heißt es in einer Stellungna­hme. Bis heute hätten die Behörden keinen Beweis für ein rechtswidr­iges Verhalten der Organisati­on vorgelegt. (mit dpa)

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FOTO: DPA Polizeibea­mte stehen vor dem Gebäude des Vereins Ansaar Internatio­nal an der Worringer Straße.

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