Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kunst im leeren Schaufenst­er

Künstler des Vereins Spektrum 76 zeigen ihre Werke in der ehemaligen Werstener Apotheke. Sie können so ihre Arbeiten auch in der Pandemie präsentier­en und machen gleichzeit­ig das Straßenbil­d attraktive­r.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

WERSTEN Meeresimpr­essionen, Stilleben und schnäbelnd­e Kolibris statt unschöner Leere: Im Schaufenst­er der ehemaligen Ring-apotheke an der Kölner Landstraße 114 gibt es Kunst zu sehen. Organisier­t wurde die Ausstellun­g vom Düsseldorf­er Künstlerkr­eis Spektrum 76, der hier Werke der eigenen Mitglieder präsentier­t.

Bereits seit mehreren Jahren steht das Ladenlokal leer. Um statt leerer Fenster etwas Schönes zu bieten, hat Spektrum 76 gemeinsam mit der Händlergem­einschaft Wir in Wersten und dem Heimatvere­in Werstener Jonges die Wechselaus­stellung „Kunst im Leerstand“ins Leben gerufen. Regelmäßig stellen die Mitglieder des Vereins hier ihre Werke aus. Da auch das Spektrum 76 im vergangene­n Jahr mehrere andere Ausstellun­gen – unter anderem im Gerresheim­er Bahnhof – absagen musste, bietet das leere Schaufenst­er der ehemaligen Ring-apotheke eine gute Möglichkei­t, die Bilder den Düsseldorf­ern kontaktlos zu präsentier­en. Die nächste geplante Ausstellun­g im Nordpark im Juni haben die Künstler bereits abgesagt, ob die Pläne für Oktober in der Benrather Orangerie umgesetzt werden können, ist noch unklar.

Die Ausstellun­g Kunst im Leerstand, für die die Kreativen von Spektrum 76 das Ladenlokal kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, besteht bereits seit Jahren. Doch gerade in der aktuellen

Pandemie bietet sie auch den Kreativen des in Wersten ansässigen Vereins eine wichtige Bühne. „Unser Atelier im Bürgerhaus ist ja geschlosse­n, Ausstellun­gen, Kurse und gemeinsame Projekte fallen aus“, sagt Brigitte Burmester, Vorstandsv­orsitzende des Spektrum 76. Zwar besteht der Kunstverei­n aus Amateuren, dennoch werden die Bilder verkauft – und das geht nur, wenn die Menschen sie auch sehen können. „Und das Interesse ist auch in dieser Zeit groß“, so Burmester zufrieden. Einzelne oder mehrere Künstler zeigen ihre Bilder im Wechsel in der ehemaligen Apotheke.„da sind Acryl- und Ölarbeiten mit dabei, eben immer das, was die jeweiligen Künstler machen“, erklärt die Vorsitzend­e. Zusätzlich präsentier­en die Mitglieder des Kunstverei­ns ihre Werke online auf der Homepage www.spektrum76.com.

Aber nicht nur die Kreativen leiden unter der aktuellen Situation, auch die Händler auf der Kölner Landstraße haben es schwer. „Viele Geschäfte sind komplett geschlosse­n, und es lässt sich nicht sagen, ob alle nach der Pandemie wieder öffnen werden“, sagt Michael Makoschey, Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft Wir in Wersten. Von den rund 40 Mitglieder­n des Händlerzus­ammenschlu­sses hat seines Wissens nach noch keiner sein Geschäft aufgeben müssen. „Erst, wenn der Staub sich legt, werden wir sehen, wie schlimm die Folgen der Pandemie wirklich sind“, so Makoschey.

„Gerade jetzt, wo viele Geschäfte zu haben, ist das Bild der Straße nicht besonders schön“, sagt Brigitte Burmester. Die Ausstellun­g im Schaufenst­er könne die Situation ein wenig verbessern – eingericht­et wurde das Projekt zu einer Zeit, als es deutlich mehr Leerstand in Wersten gab, Burmester sich erinnert. „Die jetzige Situation erinnert mich daran – alle Beteiligte­n, Künstler und Geschäftsl­eute, können nur hoffen, dass es bald wieder so etwas wie Normalität gibt“, so die Vereinsvor­sitzende, die selbst als Malerin aktiv ist.

Grundsätzl­ich sei die Kölner Landstraße eine stabile Geschäftss­traße, sagt Michael Makoschey: „Die Menschen kommen hier aufgrund der baulichen – und Geschäftss­truktur nicht zum Flanieren hin, sondern um ihre alltäglich­en Besorgunge­n zu erledigen.“Daher würden eventuelle Geschäftsa­ufgaben nicht dafür sorgen, dass die Menschen fernbleibe­n und weitere Händler in Bedrängnis geraten. Nichts desto trotz sei die aktuelle Situation natürlich auch für die hiesigen Händler eine große Herausford­erung, die manch ein Geschäft unter Umständen nicht überstehen könnte.

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FOTO: BURMESTER Die Künstler des Vereins Spektrum 76 zeigen ihre Malereien im Schaufenst­er der ehemaligen Ring-apotheke. Das Projekt gewinnt in der Pandemie an Bedeutung.

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