Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Aktuelle Debatten stehen bei uns im Mittelpunk­t“

SASCHA FÖRSTER Das Theatermus­eum Düsseldorf wird zum 1. Juni einen neuen Leiter haben. Im Theater, so sagt er, spiegelt sich auch Kultur- und Sozialgesc­hichte.

- LOTHAR SCHRÖDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Förster, „Theatermus­eum“klingt immer etwas verstaubt. Wie lässt sich das Image ändern? FÖRSTER Der Eindruck des Verstaubte­n steht im Kontrast zu den vielfältig­en und lebhaften Vermittlun­gs- und Programman­geboten des Theatermus­eums, und vor allem zu den herausrage­nden und inspiriere­nden Archivmate­rialien des Dumont-lindemann-archivs. Daher wird es meine Aufgabe sein, diese Freude am Material des Theaters stärker in den Blick zu nehmen und mit neuen Formen der Präsentati­on zusammenzu­bringen. Mein Ziel ist es deshalb, das Programm noch stärker kulturhist­orisch auszuricht­en, sodass unsere Erzählunge­n über Theater auch immer Erzählunge­n über vergangene Welten sind. In diese werden wir mit Materialie­n und Mitteln des Theaters und der Performanc­e entführen.

Könnte ein Theatermus­eum aktuelle Debatten aufgreifen? Momentan wird ja viel über das alte Intendante­n-modell diskutiert, über Machtmissb­rauch und Rassismus. FÖRSTER Ein Theatermus­eum sollte diese Debatten sogar aufgreifen und die verschiede­nen Positionen zu diesen Themen moderieren. Louise Dumont – auf deren Arbeit das Archiv und somit das Museum gründen – veranstalt­ete einen regelmäßig­en Montagssal­on, bei dem der Austausch über Theater und gesellscha­ftliche Themen im Mittelpunk­t stand. Das Gespräch über aktuelle Debatten ist daher in der DNA des

Theatermus­eums angelegt und wird sich bei mir im Vortrags- und Diskussion­sprogramm ebenso niederschl­agen wie in den Ausstellun­gen und in der Vermittlun­g.

Welche Chancen bietet der anstehende Umzug des Theatermus­eums? Und wie kann man an neuer Stelle auch neues Publikum zu sich locken?

FÖRSTER Jeder Umzug bietet die Chance zur Inventur und Reflexion. Mit Blick auf das Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen des Archivs im kommenden Jahr bietet sich solch eine Inventur doppelt an. Mein Team und ich werden uns fragen, was ein Theatermus­eum im 21. Jahrhunder­t und in der Landeshaup­tstadt bedeutet. Welche Aufgaben ergeben sich für uns? Wie vielfältig sollte unser Publikum sein? Wie erreichen wir eine größere Vielfalt? Der Umzug bedeutet, das Museum nicht nur als Ort für Ausstellun­gen zu erachten, sondern als gesamtgese­llschaftli­chen Dialogpart­ner. Welche Zielgruppe­n könnten wir über Podcasts oder Ausstellun­gen im öffentlich­en Raum ansprechen?

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FOTO: BAUS Sascha Förster will aus dem Theatermus­eum auch eine Stätte für Diskussion­en und Vorträge machen.

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