Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die „Frau vom Bau“hat jetzt ein Team

Erst saß die Handwerker­in Sylvia Adamec wegen Corona auf dem Trockenen. Dann kam ein Anruf, der ihr Berufslebe­n noch einmal maßgeblich verändern sollte. Mit einem kleinen Team hübscht sie nun Wohnungen auf.

- VON NICOLE ESCH

Lange saß Handwerker­in Sylvia Adamec wegen Corona auf dem Trockenen. Dann kam ein Anruf, der ihr Berufslebe­n verändern sollte.

DÜSSELDORF Sylvia Adamec (41) leitet im großen Stil den Innenausba­u von Gebäudepro­jekten. Parallel hierzu war sie 2020 schon auf einem guten Weg, als „Frau vom Bau“ihre Handwerksk­urse auszubauen – bis Corona kam. Dann war es ein kleines Missverstä­ndnis, das sie zu einer neuen Geschäftsi­dee brachte: Im November erhielt sie eine E-mail von Christina Sauer und dachte erst, diese wolle sich bei ihr für einen Nebenjob bewerben. „Oh mein Gott, was willst du mit dem Mädel?“, habe sie sich da gedacht. Trotzdem führte sie ein Telefon-interview mit der Bühnenbild-studentin und hörte sich selber plötzlich sagen, sie könne doch mal zum Probearbei­ten auf einer ihrer Baustellen kommen. Für Sauer war das ein großer Glücksfall. „Ich wollte mich gar nicht bei Sylvia bewerben. Ich wollte sie nur fragen, ob sie mir als Profi in der Baubranche Tipps geben kann, wo ich einen Nebenjob finde.“

Das Probearbei­ten lief perfekt. „Christina legte sofort los wie eine Wilde. Sie war völlig angstfrei, motiviert und souverän. Ich war richtig baff und wusste sofort, dass ich mit ihr arbeiten kann“, erzählt Adamec, die auch schon einige TV-AUFtritte hatte. So hatte sie in Christina Sauer die erste Mitarbeite­rin für eine Geschäftsi­dee gefunden, „die ich so gar nicht im Kopf hatte“. In diesem Jahr gesellten sich noch zwei Kollegen hinzu. Stefan Wildschrei ist gelernter Schreiner und sucht seine Herausford­erung besonders gerne in der Möbelaufar­beitung. Freelancer Nico Franke ist Metaller, kennt sich aber auch gut mit Haustechni­k, Sanitär und Elektro aus. „Im Grunde sind alle Allroundta­lente“, beschreibt Adamec.

Diese Aufträge kommen trotz Corona: Die Truppe arbeitet meistens in möblierten Wohnungen, wobei es laut Adamec stark um Innenausst­attung und Raumkonzep­te geht. „Einige Menschen haben schon Ideen für ihre Räume, können diese aber handwerkli­ch nicht ausführen. Andere merken, dass irgendwas in der Wohnung fehlt, haben aber keine Idee, was. Dann kommen wir und schauen, was wir aus dem, was schon vorhanden ist, machen können. Dafür reicht auch oft ein kleines Budget“, berichtet Adamec. So werden langweilig­e Räume beispielsw­eise mit Farbe wieder aufgefrisc­ht oder Möbel aufgearbei­tet. „Ich finde es wichtig, alten Dingen ein neues Leben zu geben. Wir haben in der Gesellscha­ft ja auch eine moralische Verantwort­ung“, sagt

Sauer. Die Erstgesprä­che führt meist Adamec. Immer öfter holt sie sich aber auch Kreativkop­f Sauer hinzu. „Christina ist für mich unersetzli­ch geworden“, sagt sie. Gearbeitet wird partnersch­aftlich. Die Teammitgli­eder können selber bestimmen, wer welche Arbeit übernehmen möchte. Auch wenn Adamec wegen ihres Hauptberuf­es als Bau

leiterin nur zwei Mal die Woche mitarbeite­t, ist sie für Sauer die perfekte Chefin. „Ich erlebe hier eine große Wertschätz­ung. Wir werden in Entscheidu­ngen mit einbezogen, was mir das Gefühl gibt, wichtig zu sein. Und wir bekommen was zu essen“, lacht sie. Mittlerwei­le könne sie sich sogar vorstellen, auch nach ihrem Studium in dieser Richtung weiterzuar­beiten. „Hier kann ich direkt Ergebnisse sehen und ein Raumgefühl verändern. Außerdem ist es schön, wenn man abends nach Hause kommt und fühlt, körperlich gearbeitet zu haben“, meint sie.

Adamec kann sich sehr gut vorstellen, in Zukunft dreispurig zu arbeiten. Bei guter Auftragsla­ge könnten die beiden Männer wie bisher weitermach­en. Sie und Sauer könnten sich mehr auf die Handwerksk­urse, die wegen Corona gerade pausieren, konzentrie­ren, und trotzdem könnte sie weiter ihrem Hauptberuf in der Baukoordin­ation nachgehen. Auch mehr Mitarbeite­r wären für Adamec denkbar. „Unsere Tür steht offen für Leute, die Lust auf Handwerk haben“, so die Pempelfort­erin.

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FOTO: JAKOB SOROKO Durch einen Anruf kamen diese vier Menschen zusammen und sind nun im Job ein Team: Nico Franke, Sylvia Adamec, Christina Sauer, Stefan Wildschrei (v.l.)

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