Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Ende einer überraschenden Amtszeit
An diesem Wochenende leitet die frühere Bundesministerin zum letzten Mal die Ekd-synode.
Es hat mir Spaß gemacht“, sagt Irmgard Schwaetzer. Für die 79-jährige frühere Bundesbauministerin geht am Samstag ein Lebensabschnitt zu Ende: Zum letzten Mal wird sie die in Form einer Zoom-konferenz tagende Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leiten. Online werden die 128 Mitglieder der Synode dann eine neue Präses oder einen neuen Präses wählen.
2013 hatte die frühere FDP-POLItikerin Schwaetzer überraschend das Amt an der Spitze des Kirchenparlaments übernommen. „Als ich zur Synode nach Düsseldorf fuhr, wusste ich nicht, dass ich als Präses zurückfahren sollte“, sagte die Politikerin, die sich im Ruhestand in der Hospizarbeit und der Berliner Domgemeinde engagiert hatte. Die Ex-ministerin wurde zu einem Gesicht des deutschen Protestantismus. Maßgeblich auf ihr Wirken zurückzuführen sind die Beschlüsse, in denen sich das Kirchenparlament klar von Luthers Antijudaismus distanzierte und die Judenmission ablehnte. „Wichtige Schritte im Verhältnis zu unseren jüdischen Geschwistern“, sagt Schwaetzer heute. Aus Sicht der ehemaligen Bundesministerin ist das „sehr wichtig in einer Zeit, in der die Existenz und das Leben der Juden in Deutschland immer wieder gefährdet sind“.
Zudem legte die Synode unter Leitung Schwaetzers Grundsteine für die Zukunft der Kirche. Im Herbst 2020 beschloss die Kirche angesichts sinkender Mitgliederprognosen drastische Einsparziele: 30 Prozent weniger Ausgaben auf Ekd-ebene bis 2030: „Je früher wir anfangen, da den Einstieg zu machen, und Ziele festschreiben, desto besser.“Künftig werde es eine klare Prioritätensetzung in den Dingen brauchen, die die Kirche machen könne, sagt Schwaetzer. „Unser Auftrag bleibt aber unverändert: Das Wort von der Liebe
Gottes in die Welt zu tragen und in der säkularen Gesellschaft mit den Menschen darüber zu reden.“
Klare Prioritäten setzt die Liberale auch in einer anderen Debatte: wie die evangelische Kirche mit dem Karlsruher Sterbehilfe-urteil umgehen soll. „Ich habe sieben Jahre ehrenamtlich in einem Hospiz gearbeitet“, sagt Schwaetzer. Deswegen sei für sie nicht vorstellbar, dass eine diakonische Einrichtung assistierte Suizide „als Regelleistung übernimmt“. „Ich glaube, dass es einen breiten Konsens in der EKD gibt, dass assistierter Suizid keine Option neben vielen anderen sein kann, sondern ausschließlich etwas, was aus einer extremen Notlage im Einzelfall betrachtet werden kann und dann eine Gewissensentscheidung einzelner Menschen ist.“