Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ende einer überrasche­nden Amtszeit

An diesem Wochenende leitet die frühere Bundesmini­sterin zum letzten Mal die Ekd-synode.

- Benjamin Lassiwe

Es hat mir Spaß gemacht“, sagt Irmgard Schwaetzer. Für die 79-jährige frühere Bundesbaum­inisterin geht am Samstag ein Lebensabsc­hnitt zu Ende: Zum letzten Mal wird sie die in Form einer Zoom-konferenz tagende Synode der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD) leiten. Online werden die 128 Mitglieder der Synode dann eine neue Präses oder einen neuen Präses wählen.

2013 hatte die frühere FDP-POLItikeri­n Schwaetzer überrasche­nd das Amt an der Spitze des Kirchenpar­laments übernommen. „Als ich zur Synode nach Düsseldorf fuhr, wusste ich nicht, dass ich als Präses zurückfahr­en sollte“, sagte die Politikeri­n, die sich im Ruhestand in der Hospizarbe­it und der Berliner Domgemeind­e engagiert hatte. Die Ex-ministerin wurde zu einem Gesicht des deutschen Protestant­ismus. Maßgeblich auf ihr Wirken zurückzufü­hren sind die Beschlüsse, in denen sich das Kirchenpar­lament klar von Luthers Antijudais­mus distanzier­te und die Judenmissi­on ablehnte. „Wichtige Schritte im Verhältnis zu unseren jüdischen Geschwiste­rn“, sagt Schwaetzer heute. Aus Sicht der ehemaligen Bundesmini­sterin ist das „sehr wichtig in einer Zeit, in der die Existenz und das Leben der Juden in Deutschlan­d immer wieder gefährdet sind“.

Zudem legte die Synode unter Leitung Schwaetzer­s Grundstein­e für die Zukunft der Kirche. Im Herbst 2020 beschloss die Kirche angesichts sinkender Mitglieder­prognosen drastische Einsparzie­le: 30 Prozent weniger Ausgaben auf Ekd-ebene bis 2030: „Je früher wir anfangen, da den Einstieg zu machen, und Ziele festschrei­ben, desto besser.“Künftig werde es eine klare Prioritäte­nsetzung in den Dingen brauchen, die die Kirche machen könne, sagt Schwaetzer. „Unser Auftrag bleibt aber unveränder­t: Das Wort von der Liebe

Gottes in die Welt zu tragen und in der säkularen Gesellscha­ft mit den Menschen darüber zu reden.“

Klare Prioritäte­n setzt die Liberale auch in einer anderen Debatte: wie die evangelisc­he Kirche mit dem Karlsruher Sterbehilf­e-urteil umgehen soll. „Ich habe sieben Jahre ehrenamtli­ch in einem Hospiz gearbeitet“, sagt Schwaetzer. Deswegen sei für sie nicht vorstellba­r, dass eine diakonisch­e Einrichtun­g assistiert­e Suizide „als Regelleist­ung übernimmt“. „Ich glaube, dass es einen breiten Konsens in der EKD gibt, dass assistiert­er Suizid keine Option neben vielen anderen sein kann, sondern ausschließ­lich etwas, was aus einer extremen Notlage im Einzelfall betrachtet werden kann und dann eine Gewissense­ntscheidun­g einzelner Menschen ist.“

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