Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Hochsommer für einen Tag
Am Sonntag kann es im Rheinland bis zu 30 Grad warm werden. Das heiße Intermezzo währt aber nur sehr kurz – und kann zu Kreislaufproblemen führen.
DÜSSELDORF Am Sonntag kommt der Sommer – allerdings nur für einen Tag. Innerhalb von 24 Stunden wird die Polarluft über Deutschland von einem Saharasturm abgelöst. „Das sind natürlich extreme Unterschiede“, sagt Bernd Hussing, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Von rund zwölf Grad am Freitag steigt das Thermometer am Samstag auf 15 bis 19 und am Sonntag bis auf 28 oder 29 Grad. „Hier und da können es im Rheinland auch 30 Grad werden“, sagt Hussing. „Das könnte bei vielen Menschen zu Kreislaufproblemen führen.“
Denn es ist kein strahlender Sommertag, der am Wochenende bevorsteht, sondern es wird eher wolkig und windig. Als milchig-trüb prognostiziert Hussing den Sonntag, eher so, wie man es im Hochsommer manchmal erlebt. Der Grund dafür ist ein Tiefdruckgebiet über Großbritannien, das warme Saharaluft nach Deutschland pumpt. Allerdings machen sich Ausläufer des Tiefs schon mit Wolken bemerkbar, bevor es dann schon am Montag zu uns herüberzieht. Ab dann ist laut
Hussing vorerst wieder „normales Frühlingswetter“angesagt mit Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad und einem Mix aus Sonne und Regen, wahrscheinlich über die gesamte kommende Woche hinweg. „Der Sommer ist nur eine Eintagsfliege“, sagt der Meteorologe.
Am wärmsten wird es wohl im Bonner Raum; am Niederrhein werden zwar auch hohe Werte erwartet, allerdings bleibt es dort durch den starken Wind etwas kühler. Laut den Computermodellen fällt die Hitze auf den Tagesverlauf; würde sich das Tief nur leicht verschieben, hätte die wärmste Phase auch auf die Nachtstunden fallen können, erklärt Hussing. Der plötzliche Wechsel sei darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Wochen Nordwestwinde vorherrschend waren, weil sich über Großbritannien ein stabiles Hochdruckgebiet eingenistet hatte. Diese Nordwestströmung führte kalte Luft nach Deutschland.
Nach Angaben des DWD war es hierzulande der kälteste April seit 40 Jahren. Die vorläufige Bilanz der Meteorologen: Der Temperaturdurchschnitt des als launenhaft geltenden Monats lag in diesem Jahr bei 6,1 Grad und damit um 1,3 Grad unter dem Wert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 lag die Abweichung sogar bei minus 2,9 Grad.
Für die Landwirtschaft in Nordrhein-westfalen hat das Folgen. So kommen die Pflanzen auf den Äckern nur langsam in Schwung. Der Regen der vergangenen Tage und die höheren Temperaturen am kommenden Wochenende dürften die Pflanzen aber zum Wachsen animieren, berichtete die Landwirtschaftskammer NRW. Das Getreide habe sich bei dem kalten Wetter unterschiedlich entwickelt, die meisten Flächen sähen aber gut aus. „Viele Pflanzen haben wegen der Kälte rötlich verfärbte Blattspitzen“, so die Kammer. „Einige Sorten reagieren zusätzlich mit gelben Blättern.“Diese Symptome würden bei warmer Witterung aber schnell wieder verschwinden. Bei Zuckerrüben sei das Wachstum wegen der Kälte nicht in die Gänge gekommen. Die Maisaussaat in NRW ist so gut wie abgeschlossen. „Auch hier warten die Landwirte auf wärmeres Wetter, damit das Wachstum losgeht.“
Aber das scheint sich ja nun allmählich einzustellen. Und vor den Eisheiligen muss man sich auch nicht fürchten. Die liegen in diesem Jahr zwischen dem 11. und 15. Mai, also in der kommenden, eher milden Woche. Hussing: „Und eisig war es ja lange genug.“