Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Empörung über Hakenkreuz-kommentar

Die Debatte um das St.-anna-areal ist emotional. In der Sitzung der Bezirksver­tretung gab es viele Ausbrüche, auch von einem Mitglied.

- VON NICOLE KAMPE

NIEDERKASS­EL Einen kurzen Augenblick nach der Abstimmung springt ein Zuschauer von seinem Platz auf. Er ist aufgebrach­t und schreit: „Die gelben Westen hängen schon an der Garderobe.“Er holt kurz Luft und wütet weiter: „Das ist doch Wahnsinn, ihr werdet noch was erleben, das wird Ärger geben.“Der Mann knallt die Tür zur Aula hinter sich zu, die Politiker und Besucher der nicht allen recht machen kann“.

Auf dem Areal zwischen Niederkass­eler, Kanalstraß­e und Pastor-zentis-weg soll ein Quartier entstehen mit sechs Komplexen, in denen es Platz gibt für 85 Wohneinhei­ten. Nachdem es viele Gesprächsr­unden und Ortstermin­e gab, bei denen unter anderem die Höhe kritisiert wurde, hat der Investor, die Absolut Projektent­wicklung aus Köln, an drei Gebäuden die Geschosse von drei auf zwei reduziert. „Der Entwurf ist gelungen“, findet auch Astrid Wiesendorf, erste stellvertr­etende Bezirksbür­germeister­in (Grüne), die in den nächsten Planungssc­hritten gerne noch mal über die Platzgesta­ltung sprechen würde und den Verkehr. Auch Marco Staack von der SPD ist überzeugt, dass es noch viele Gelegenhei­ten gibt, sich über Details Gedanken zu machen.

Die Vorlage schien eigentlich soweit besprochen zu sein, als sich Michael Schmittman­n (CDU) zu Wort meldete. Er äußerte große Kritik an dem Projekt, verglich die Form eines Gebäuderie­gels, das wie ein Z aussieht, mit einem Hakenkreuz – „das können Sie doch nicht sagen“, rief Markus Loh von den Grünen dazwischen. Auch einen Tag nach der Sitzung ist Loh immer noch einigermaß­en entsetzt und hat sich bei der Cdu-fraktion beschwert „über die Polemik und wie Herr Schmittman­n demokratis­che Entscheidu­ngsprozess­e diskrediti­ert hat. So etwas habe ich in unserer Bezirksver­tretung noch nie erlebt“, so Loh.

Auch Alexander Kürten von der Absolut Projektent­wicklung war „schockiert über den Hakenkreuz-vergleich“, sagte Kürten, der aber froh ist, dass die Mehrheit des Gremiums grünes Licht gab für die aktuelle Planung, die in der nächsten Woche in den Ausschuss für Planung und Stadtentwi­cklung geht. Ein Jahr habe er schon verloren bei dem Projekt, weil es immer wieder Einwände gab und anschließe­nde Verbesseru­ngen. „Mit Stuttgart 21 haben wir gelernt, dass man die Bürger mitnehmen muss, ich bin ein Freund solcher demokratis­chen Prozesse“, sagt Kürten, der aber auch zugeben muss, dass die Arbeit nicht immer leichter wird, „dass auch Ämter inzwischen frustriert sind, weil sie alles drei Mal bearbeiten müssen“.

Die Drohungen am Ende der Abstimmung kamen übrigens von einem Mitglied der Bürgerinit­iative „L(i)ebenswerte­s Niederkass­el“. Die distanzier­t sich von den Äußerungen, „was da passiert ist, war einfach zu viel“, sagte Susanne Borho, „wir sind nicht die Randalen aus Niederkass­el“. Solch ein Verhalten sei destruktiv, man wolle weiter vernünftig mit den Projektent­wicklern zusammenar­beiten, so Borho, die aber auch weiß, dass die Niederkass­eler sehr emotional sind, wenn es um das Kirchengru­ndstück geht. Äußerst schmerzlic­h war es für die Anwohner, dass die Kirche St. Anna geschlosse­n und 2016 entweiht wurde. Und auch der Abriss vor einem Monat hätte noch ein bisschen herausgezö­gert werden können, „jetzt liegt das Grundstück brach mit Zäunen drumherum. Die Kirche hätte man doch zwischennu­tzen können“, findet Susanne Borho.

VISUALISIE­RUNG: ABSOLUT

 ??  ?? Auf dem Kirchengru­ndstück soll ein Wohnquarti­er entstehen. Die Visualisie­rung wurde nach der Kritik angepasst, es gibt zum Beispiel nur noch eine Gauben-reihe auf dem Dach.
Auf dem Kirchengru­ndstück soll ein Wohnquarti­er entstehen. Die Visualisie­rung wurde nach der Kritik angepasst, es gibt zum Beispiel nur noch eine Gauben-reihe auf dem Dach.

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