Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Empörung über Hakenkreuz-kommentar
Die Debatte um das St.-anna-areal ist emotional. In der Sitzung der Bezirksvertretung gab es viele Ausbrüche, auch von einem Mitglied.
NIEDERKASSEL Einen kurzen Augenblick nach der Abstimmung springt ein Zuschauer von seinem Platz auf. Er ist aufgebracht und schreit: „Die gelben Westen hängen schon an der Garderobe.“Er holt kurz Luft und wütet weiter: „Das ist doch Wahnsinn, ihr werdet noch was erleben, das wird Ärger geben.“Der Mann knallt die Tür zur Aula hinter sich zu, die Politiker und Besucher der nicht allen recht machen kann“.
Auf dem Areal zwischen Niederkasseler, Kanalstraße und Pastor-zentis-weg soll ein Quartier entstehen mit sechs Komplexen, in denen es Platz gibt für 85 Wohneinheiten. Nachdem es viele Gesprächsrunden und Ortstermine gab, bei denen unter anderem die Höhe kritisiert wurde, hat der Investor, die Absolut Projektentwicklung aus Köln, an drei Gebäuden die Geschosse von drei auf zwei reduziert. „Der Entwurf ist gelungen“, findet auch Astrid Wiesendorf, erste stellvertretende Bezirksbürgermeisterin (Grüne), die in den nächsten Planungsschritten gerne noch mal über die Platzgestaltung sprechen würde und den Verkehr. Auch Marco Staack von der SPD ist überzeugt, dass es noch viele Gelegenheiten gibt, sich über Details Gedanken zu machen.
Die Vorlage schien eigentlich soweit besprochen zu sein, als sich Michael Schmittmann (CDU) zu Wort meldete. Er äußerte große Kritik an dem Projekt, verglich die Form eines Gebäuderiegels, das wie ein Z aussieht, mit einem Hakenkreuz – „das können Sie doch nicht sagen“, rief Markus Loh von den Grünen dazwischen. Auch einen Tag nach der Sitzung ist Loh immer noch einigermaßen entsetzt und hat sich bei der Cdu-fraktion beschwert „über die Polemik und wie Herr Schmittmann demokratische Entscheidungsprozesse diskreditiert hat. So etwas habe ich in unserer Bezirksvertretung noch nie erlebt“, so Loh.
Auch Alexander Kürten von der Absolut Projektentwicklung war „schockiert über den Hakenkreuz-vergleich“, sagte Kürten, der aber froh ist, dass die Mehrheit des Gremiums grünes Licht gab für die aktuelle Planung, die in der nächsten Woche in den Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung geht. Ein Jahr habe er schon verloren bei dem Projekt, weil es immer wieder Einwände gab und anschließende Verbesserungen. „Mit Stuttgart 21 haben wir gelernt, dass man die Bürger mitnehmen muss, ich bin ein Freund solcher demokratischen Prozesse“, sagt Kürten, der aber auch zugeben muss, dass die Arbeit nicht immer leichter wird, „dass auch Ämter inzwischen frustriert sind, weil sie alles drei Mal bearbeiten müssen“.
Die Drohungen am Ende der Abstimmung kamen übrigens von einem Mitglied der Bürgerinitiative „L(i)ebenswertes Niederkassel“. Die distanziert sich von den Äußerungen, „was da passiert ist, war einfach zu viel“, sagte Susanne Borho, „wir sind nicht die Randalen aus Niederkassel“. Solch ein Verhalten sei destruktiv, man wolle weiter vernünftig mit den Projektentwicklern zusammenarbeiten, so Borho, die aber auch weiß, dass die Niederkasseler sehr emotional sind, wenn es um das Kirchengrundstück geht. Äußerst schmerzlich war es für die Anwohner, dass die Kirche St. Anna geschlossen und 2016 entweiht wurde. Und auch der Abriss vor einem Monat hätte noch ein bisschen herausgezögert werden können, „jetzt liegt das Grundstück brach mit Zäunen drumherum. Die Kirche hätte man doch zwischennutzen können“, findet Susanne Borho.
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