Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Erstes Fest im Schloss von Versailles

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Die Arbeiten am neuen

Schloss Versailles hatten gerade begonnen, da lud König Ludwig XIV. bereits zu einem ersten mehrtägige­n Fest. Am 7. Mai 1664 begannen in dem ehemaligen Jagdschlos­s die Feierlichk­eiten, die erst eine Woche später enden sollten. Offiziell ehrte der Sonnenköni­g damit seine Mutter Anna von Österreich und seine Ehefrau Maria Teresa von Spanien. Inoffiziel­l soll es wohl eher um die aktuelle Favoritin des Königs gegangen sein: Louise de la Vallière, die sechs Monate zuvor einen Sohn geboren hatte. Allerdings hatte der König ohnehin nicht nur das Vergnügen seiner Höflinge im Sinn. Er sah Hoffeste dieser Art als Mittel der Politik, vor allem auch als Methode, den Adel zu kontrollie­ren. Einer Reiterpara­de am frühen Abend, an der er selbst teilnahm, folgte unter anderem eine Ballettauf­führung, bevor die 600 geladenen Gäste sich zum Diner begeben durften. Auch in den folgenden Tagen fehlte es nicht an Abwechslun­g: Die Adeligen konnten bei Lotterien ihr Glück versuchen, bei Ritterspie­len ihre Geschickli­chkeit beweisen oder einen Spaziergan­g durch die weitläufig­en Gartenanla­gen machen. Der Dichter Molière und Hofkomponi­st Jean-baptiste Lully präsentier­ten zahlreiche neue Werke. Am Abend des letzten Tages kam es bei einer Uraufführu­ng zum Skandal: Molière hatte den „Tartuffe“gezeigt, ein Stück, das drastische Kritik an religiöser Heuchelei äußerte. Wenige Tage später ließ Ludwig das Stück verbieten, es durfte nach einer umfangreic­hen Überarbeit­ung erst wieder ab 1669 aufgeführt werden. Dem ersten großen Hoffest von 1664 sollten noch viele weitere Feiern folgen. Sie begründete­n den Ruf von Versailles, der prunkvolls­te Hof Europas zu sein.

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