Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Torhüter-experiment geht weiter

Als einziges Team startete die DEG mit zwei jungen Keepern in die Eishockey-saison. Das ging nicht immer gut, aber Klub und Spieler sind zufrieden. Deswegen wird es auch nächste Saison so laufen.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

In der Liste berühmter Eishockey-zitate nimmt das von Gene Ubriaco einen prominente­n Platz ein. Ubriaco war in den 60ern und 70ern Flügelstür­mer in Nordamerik­a, aber er wusste natürlich, auf welche Position es ankommt: „Im Eishockey macht der Torhüter 75 Prozent des Spiels aus. Es sei denn, es ist ein schlechter Torhüter – dann sind es 100 Prozent.“

Entspreche­nd viel Aufsehen erregte im Vorjahr die Ankündigun­g der Düsseldorf­er EG, mit einem jungen wie unerfahren­en Duo in die Saison zu starten: Mit Hendrik Hane und Mirko Pantkowski – keiner von beiden hatte bis dahin auch nur eine zweistelli­ge Zahl an Spielen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erlebt. Das sorgte für Lob in der Szene, die DEG meine es ernst mit der Förderung junger deutscher Spieler. Manager Niki Mondt nannte Hane und Pantkowski gar „die beiden besten deutschen Torhüter ihres Jahrgangs“. Aber manch ein Konkurrent wird sich insgeheim gefreut haben, Torhüter brauchen in der Regel mehr Zeit als Feldspiele­r, um reif für einen Stammplatz zu sein, da sind ein 20- und ein 22-Jähriger ein Risiko. Erst recht für einen Klub, der im Vorjahr von Mathias Niederberg­er lebte, der danach Richtung Berlin wechselte.

Geht es rein nach dem Endergebni­s, ist das Experiment fehlgeschl­agen. Die Play-offs fanden ohne die DEG statt – auch weil sie die fünftmeist­en Gegentore der Liga kassierte. Bei der Fangquote war sie mit 89,01 Prozent gar Drittletzt­e. Dennoch sagt Mondt: „Die Torhüter sind nicht der Grund, warum wir die Play-offs verpasst haben.“Und um das zu untermauer­n, hat er Hane nun einen neuen Vertrag gegeben, Pantkowski hatte ohnehin noch einen. Die DEG geht den Weg also weiter, auch nächste Saison wird sie das jüngste Duo der Liga stellen.

Die beiden Protagonis­ten freut`s. Es gibt in der DEL nun mal nur 28 Arbeitsplä­tze für Torhüter, so einen zu ergattern, ist mit Anfang Zwanzig schon etwas Besonderes. Und wer mit ihnen spricht, erlebt auch kein Duo, das denkt, bloß von den Sparmaßnah­men an der Brehmstraß­e zu profitiere­n. „Es ist immer Luft nach oben, aber persönlich bin ich zufrieden“, sagt Pantkowski über seine Saison. „Für mich lief die Anfangszei­t nicht so gut, auch wenn ich nicht schlecht gespielt habe, aber ich hatte nicht das nötige Glück, um Spiele zu gewinnen. Später lief es für mich persönlich gut“, sagt Hane.

Selbstbewu­sste Worte mit Blick auf Gegentorsc­hnitt und Fangquote – und dennoch keine Geschichts­klitterung. Tiefer gehende Daten zeigen, dass Hane und Pantkowski im Verhältnis zum Arbeitsauf­kommen im Ligaschnit­t liegen. Die vielen Gegentore hatten ihre Ursache eben auch in den vielen Großchance­n, die ihre Vorderleut­e zuließen.

Dass sie trotzdem auch haltbare Treffer kassierten und dadurch Spiele verloren, daraus macht Hane keinen Hehl. Aber das sei das Schicksal der Position, dort tun Fehler richtig weh. „Und wenn man ein junger Torwart ist, wird das aufs Alter geschoben, wo vielleicht auch was dran ist, weil man noch nicht in jeder Situation war, aber auch ein 30-Jähriger macht Fehler.“Das Wichtigste sei, dann nicht gleich alles infrage zu stellen. Abhaken, auf den nächsten Schuss fokussiere­n. Pantkowski hält es ähnlich: „Das Mentale ist bei den Torhütern das A und O.“

Das weiß auch Harold Kreis. Also überlegte sich der Trainer für die ersten Saisonwoch­en einen Kniff: Jeder Torhüter bekam stets zwei Spiele in Folge. „Damit sie nicht bei einem Fehler Angst haben müssen, nächstes Spiel draußen zu sitzen“, sagte Kreis. „Das hat uns am Anfang geholfen. Zum Einstieg war das gut“, sagt Pantkowski. Auch Hane habe das „Sicherheit gegeben“. Und je länger sie spielten, desto besser wurden sie, es gab Spiele mit 95 oder mehr Prozent Fangquote, Pantkowski spielte in

Straubing gar zu Null. Aber weil das nicht durchgängi­g war, gab es immer wieder Gemurre von den Fans in den sozialen Netzwerken.

Im Stadion fiel das in der Corona-saison aus. Da könnte man denken, Hallen ohne haderndes eigenes oder höhnendes gegnerisch­es Publikum seien ein Vorteil für junge Torhüter sei. Doch Hane sieht das anders: „In meinem ersten DEL-JAHR habe ich auch ein paar blöde Tore kassiert, da war mir das egal. Jetzt war es immer ruhig, man hat einen Fehler gemacht und konnte die Stimme im Kopf hören.“Da hätte er Fangesänge gewünscht, die die übertönen. Nächste Saison soll es die wieder geben. Noch ist aber nicht klar, unter welchen Umständen. Fest steht nur: Hane und Pantkowski werden es ganz sicher tun.

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Die DEG geht mit den jungen Keepern Mirko Pantkowski (links) und Hendrik Hane auch in die nächste Saison.
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FOTOS: HORSTMÜLLE­R

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