Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Generalpro­be für den Klassiker

Der Stutenprei­s ist für die Galopper Standortbe­stimmung für „1000 Guineas“.

- VON DANIEL DELIUS

Fortuna-vorstand Klaus Allofs wird am heutigen Samstag um 13.30 Uhr seinen Tribünenpl­atz beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschwe­ig pünktlich zum Anpfiff eingenomme­n haben. Zeitgleich dürfte auf der Grafenberg­er Galopprenn­bahn das Feld für das erste Rennen des Tages auf die Reise gegangen sein. Beim Reiter- und Rennverein ist Allofs als Vizepräsid­ent aktiv, ehrenamtli­ch natürlich, doch an diesem Tag gehen halt berufliche Verpflicht­ungen vor.

Hier wie dort ist die Szenerie ähnlich: Kein Zuschauer vor Ort. „Wettbewerb­e im Berufsreit­sport und Pferderenn­en sind zulässig“, regelt es die Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes NRW, natürlich unter strengen Auflagen. Von „Rennen“ist offiziell schon gar nicht mehr die Rede, man spricht von „Leistungsp­rüfungen.“Jeder Jockey etwa muss sich vor einem Renntag einem Schnelltes­t unterziehe­n, nachdem es in der jüngeren Vergangenh­eit diesbezügl­iche Fälle gegeben hat, was inzwischen schon mit routiniert­er Selbstvers­tändlichke­it hingenomme­n wird.

Dass sich bei den Galoppern wie überall eine gewisse Frustratio­n breitgemac­ht hat, liegt an den geringer gewordenen Verdienstm­öglichkeit­en. Da die Veranstalt­er erhebliche Einnahmeau­sfälle etwa durch entgangene Eintrittsg­elder zu verzeichne­n haben, wurden bundesweit die Rennpreise gekürzt. Der Sieg etwa in einem Basisrenne­n deckt kaum die Unterhalts­kosten für ein Pferd im Monat. Die an den Gewinnen prozentual beteiligte­n Trainer und Jockeys sind folgericht­ig auch betroffen. Immerhin: Die Zahl der Rennpferde im Training in Deutschlan­d ist mit 2280 im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben.

In Grafenberg hofft man, die weitläufig­e Anlage spätestens im Sommer wieder mit Leben füllen zu können. Der Renntag Anfang August rund um den Henkel-preis der Diana zieht in der Regel eine fünfstelli­ge Besucherza­hl an, vergangene­s es Jahr waren es an diesem Tag wenige hundert, doch etwas mehr sollten es diesmal bei der derzeitige­n Entwicklun­g schon sein. Aktuell sitzt die Rennsport-community daheim und schaut sich die Rennen auf einem Tv-stream an – gewettet werden kann schließlic­h auch vom Sofa aus.

Sportlich geht es ohnehin alles seinen gewohnten Gang, denn an diesem Samstag steht der Henkel-stutenprei­s an, ein wichtiger Test für einen Klassiker der Saison, das am 30. Mai anstehende Rennen mit dem traditions­beladenen Titel „1000 Guineas“. Hier wie dort geht es für dreijährig­e Stuten über 1600 Meter, heute liegen 15.000 Euro als Preisgeld zur Verteilung bereit, in drei Wochen sind es dann stolze 125.000 Euro. Doch selbst für die geringere Prämie reist mit Izlaz eine Stute aus Frankreich an. Für sie wird es aber gegen einige der einheimisc­hen Kandidatin­nen nicht leicht. Markus Klug, derzeit die Nummer eins der deutschen Trainer, schickt von Köln aus zwei Stuten nach Düsseldorf, Kollege Peter Schiergen ist ebenfalls mit einem Duo dabei, darunter die Favoritin Novemba.

Deren Jockey Bauyrzhan Murzabayev, 28 Jahre alter Kasache, in den letzten beiden Jahren Deutscher Meister seines Berufsstan­des, hat Anfang des Jahres den Arbeitgebe­r gewechselt, ging von Andreas Wöhler wegen eines finanziell lukrativen Angebotes an den Kölner Schiergen-stall. Bereut hat er es bisher kaum: Die aktuelle Rangliste führt er schon wieder an.

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FOTO: IMAGO Der Ranglisten­erste Bauyrzhan Murzabayev ist Favorit.

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