Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Die Himmelgeister Natur soll geschützt werden
UMWELT UND NATUR Jagdpächter Gerolf Blittersdorf hat für seine Schrankenaktion viel Zuspruch erhalten. Diese ist mit der Stadt abgestimmt.
HIMMELGEIST Als im vergangenen Corona-frühjahr das Wetter es erlaubte, sich am Rheinufer zu sonnen, strömten Menschen nicht nur aus Düsseldorf nach Himmelgeist. Dass es dort einen schönen Sandstrand gibt, hatte sich durch die sozialen Medien rasend schnell herumgesprochen. Das Naturschutzgebiet des Himmelgeister Rheinbogens zieht aber auch jede Menge Spaziergänger und Fahrradfahrer an. Gerolf Blittersdorf, seit 1. April wieder Jagdpächter vom Arenbergschen Besitz im Rheinbogen, beobachtet schon seit einigen Jahren, dass es einen erhöhten Besucheransturm auf das Gebiet gibt. Er kennt das Revier seit über 20 Jahren.
Er war es auch, der in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde drei Wege in der Jücht, die zum Rhein führen und im Privatbesitz sind, mit Holzschranken abgesperrt hat. Auf Anfrage teilt die Stadt dazu mit: „Aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde im Gartenamt sind die Absperrungen zulässig, denn sie untermauern ein ohnehin an dieser Stelle bestehendes Betretungsverbot.“
In der vergangenen Woche ist Blittersdorf also tätig geworden und hat die Holzschranken gesetzt, und zudem noch jeweils Schilder angebracht, die auf das Naturschutzgebiet und das Betretungsverbot verweisen. „Ich habe das Gefühl, dass diese Maßnahme schon erste Erfolge zeigt“, sagt er bei einem Ortstermin am Freitagnachmittag. Auch die Reaktionen in den sozialen Medien stimmen ihn positiv: „Es gab eigentlich nur wenig Negatives.“
Er selbst hat beobachtet, dass Radfahrer nun vor der Schranke stehen bleiben und dann ihren Weg auf dem großen geteerten Rundweg fortsetzen. Das ist erlaubt und bleibt es auch. Verboten ist hingegen auf den Stichwegen zum Rhein auch das Reiten. Auf dem Schild steht „Bitte nicht reiten“und lässt vermeintlich Spielraum, auch wenn darunter steht, dass der Weg gesperrt ist. „Ich würde mir wünschen, dass manche Schilder deutlicher wären. Denn das Reiten ist hier eindeutig verboten“, sagt Blittersdorf. Die Forstwege dürfen ausschließlich von Personen aus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft betreten oder befahren werden, dazu zählen Jäger und auch Angler mit gültigem Angelschein.
Die Überarbeitung der Beschildeung ist in Arbeit. Auf Anfrage teilt die Stadt mit: „Aktuell kartiert die Untere Naturschutzbehörde im Rheinbogen die Schildstandorte und überprüft, ob und an welchen Stellen möglicherweise zusätzliche Schilder aufgestellt und gegebenenfalls mit erläuternden Piktogrammen versehen werden. In diesem Zusammenhang prüft die Untere Naturschutzbehörde auch die Lesbarkeit der Schilder.“
Damit sich die Schranken der Natur anpassen, hat Jagdpächter Blittersdorf sie aus Holz gefertigt: „Ich wollte keine rot-weiße Aluminumschranke. Das hätte hier nicht hingepasst.“Es geht dem Naturfreund aber nicht darum, dass er dieses schöne Fleckchen Erde für sich hat. „Hier brüten viele Vögel, darunter auch bedrohte wie der Rotund der Schwarzmilan.“Aber auch Nachtigall, Baumfalke, Bluthänfling und Flussregenpfeifer bauten dort ihre Nester. Die benachbarten Ackerflächen böten zudem Hasen und Kiebitzen ein Zuhause. „Es ist so, dass auch eine Kulturlandschaft neue Lebensräume für bestimmte Tiere bietet.“Bejagt wird aktuell nur der Fuchs, der aus den Industriebrachen des Reisholzer Hafens in das Naturschutzgebiet drängt. Den Bestand der Hasen hat Blittersdorf aktuell im Blick: „Der erholt sich gerade wieder.“Auch über den liegengelassenen Müll ärgert er sich. „Papiertaschentücher und Corona-masken sind schädlich für Tier und Umwelt.“Damit die Menschen hier erst gar nicht rasten, sind entlang der Eichenallee auch keine Ruhebänke oder Mülleimer aufgestellt.
Im engen Austausch steht der Jagdpächter mit Cdu-ratsherr André Tischendorf. Gemeinsam mit der Verwaltung überlegen sie, an welchen Stellen Poller Sinn machen, um Fahrzeuge aus dem Naturschutzgebiet zu halten. Auf Blittersdorfs Wunschliste gibt es weitere Punkte: Etwa, dass der Ordnungsdienst wie vor ein paar Jahren wieder verstärkt kontrolliert und Bußgelder verteilt. Und dass auch das Schifffahrtsamt am Rheinufer tätig wird und Schilder aufstellt, dass das Betreten auch dort verboten ist. Denn lediglich bis zur ersten Buhne darf das Rheinufer genutzt werden; doch vor allem bei Sommerwetter halten sich viele nicht daran.