Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Tommi Stumpff lässt Wut cool klingen

Der Düsseldorf­er Künstler gehört zu den Helden der 80er-jahre-musik. Nach einer langen Abwesenhei­t kehrt er zurück – gerade zur rechten Zeit.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Das ist eine gute Gelegenhei­t, auf einen Künstler hinzuweise­n, der allzu häufig vergessen wird, wenn es darum geht, gute Musik aus Düsseldorf aufzuzähle­n. Tommi Stumpff nämlich, der soeben eine neue Platte veröffentl­icht hat. Sie heißt „Alles Idioten“.

Stumpff wurde als Thomas Peters in Düsseldorf geboren, und er war Teil der Band KFC, zu der auch Trini Trimpop gehörte, der später bei den Toten Hosen trommelte. Das erste

Soloalbum von Stumpff trug den besten Titel, den man seinem Debüt 1982 geben konnte: „Zu Spät Ihr Scheißer. Hier ist: Tommi Stumpff“.

Stumpff arbeitete mit dem legendären Conny Plank zusammen, seine Musik wurde immer härter, immer elektronis­cher. Bald wurde er zum Helden eines Genres, das Electronic Body Music heißt und vielleicht am prominente­sten von den Gruppen Front 242 und Nitzer Ebb repräsenti­ert wird. Angedüster­te Musik in der Tradition von DAF und Die Krupps ist das. Musik, zu der man sich zackig bewegt und das Kinn hebt. Musik, die als akustische­s Gegengift zu latentem Weltekel und Unverständ­nis über das Fehlverhal­ten anderer taugt. Musik, die klingt, als lebten Kraftwerk auf der Dark Side of the Moon.

Tommi Stumpff veröffentl­ichte zwei Meisterwer­ke in diesem Genre. Zunächst 1988 das Album „Terror II“, dessen Hit „Und so sterbt alle“nur aus zwei Textzeilen besteht: „Die Welt ist schlecht / Und die Menschen sind böse“. Und, im Jahr darauf, „Ultra“, das schwarz gewandete

Titel wie „Lobotomie“, „Das Fegefeuer“und „Massaker“versammelt­e und sich so hart gab, dass man gar nicht anders konnte, als sich ihr zu ergeben. Textprobe: „Befehl: Fühle neu! Befehl: Kontrolle alles! Befehl: Adrenalin! Kommando: Ekstase! Bei Fuß.“Selten klang Wut so cool. Jedenfalls sollte allen klar sein, dass diese beiden Platten unbedingt in den Kanon großer Veröffentl­ichungen aus Düsseldorf gehören.

Stumpff zog sich Anfang der 90er-jahre aus dem Musikgesch­äft zurück, er arbeitete in der IT. Umso erfreulich­er ist, dass das Werk des 63-Jährigen gerade eine kleine Renaissanc­e erlebt. Die alten Platten wurden wiederverö­ffentlicht. Und eine neue ist soeben erschienen. „Alles Idioten“kommt in der LP-VERsion auf herrlich griftgrüne­m Vinyl. Es bietet sechs Stücke, die den alten Geist atmen und zwar wie früher klingen, aber trotzdem zeitgemäß, denn schon damals war Stumpff ja seiner Zeit voraus.

Info „Alles Idioten“erscheint als CD, LP und Stream.

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FOTO: STEFAN WEIMBS Tommi Stumpff alias Thomas Peters mit seiner Band.

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