Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Pascal Wiese bekam nach seiner Ausbildung keine feste Stelle. Nun sprüht der 25-Jährige erfolgreic­h bunte Motive auf Häuser.

- VON HOLGER LODAHL

OBERBILK Mit einem ersten erfolgreic­hen Bild hat es angefangen. Patrick Wiese hatte sich mit einigen Freunden getroffen, um eine Hauswand mit Farbe zu verschöner­n. Der jetzt 25-Jährige übertrug das gewünschte Motiv von einem Handy-foto in mehreren Schritten auf die Hausmauer – wo es eine Größe von sechs Metern hatte. Das Bild kam gut an und sorgte für Aufmerksam­keit, so dass sich bald andere Hausbesitz­er und Firmeninha­ber an den Vennhauser wandten und fragten, ob er auch deren Fassaden gestalten könne. er. Nach der zehnten Klasse begann er deshalb mit dem Fachabitur in Gestaltung und lernte unter anderem das Designen von Logos und die Grundlagen der Farbwirkun­g. An ein Studium in diesem Bereich dachte er nie, er wollte praktisch arbeiten und machte in einem Autohaus mit Werkstatt eine Ausbildung zum Fahrzeugla­ckierer. „Ein cooler Handwerksb­eruf“, sagt er auch heu

Reparatur, die später möglichst unauffälli­g ist.“Seine fertigen Motive auf Hauswänden sollen dagegen Aufmerksam­keit erregen, möglichst von jedem Passanten betrachtet werden. Seine Lieblingsm­otive sind die Gesichter älterer Menschen. „Sie sind aussagekrä­ftig, erzählen von einem langen Leben und stellen künstleris­ch eine Herausford­erung dar“, sagt er.

Sie von der Vorlage vom Minibildsc­hirm des Handys auf einige Meter Größe auf eine Hauswand zu übertragen, sei eine tüftlige Handwerksa­rbeit. Das Motiv unterteilt er in viele Einzelquad­rate, die er dann groß auf das Raster der Mauer überträgt. Die einzelnen Flächen füllt er gemäß der Vorlage mit Farben. Für größere Komponente­n setzt er auf die Sprühdose eine breitere Düse auf, für feine Konturen eine entspreche­nd kleine Düse, auch Cap genannt.

Seine bis jetzt aufwendigs­te Arbeit ist die Fassade des Eckhauses an der Siemens- und Arminstraß­e. Die Eigentümer­firma wollte, dass die illegalen Sprayereie­n auf der Wand mit Motiven aus dem Düsseldorf­er Stadtbild überdeckt werden. Ein Auftrag für Patrick Wiese, der sich unter anderem für eine alte Straßenbah­n, das Düsseldorf­er Sport-maskottche­n Tosi und die blechernde Drachenfig­ur vor dem Volksgarte­n entschied. Um zudem den Mieter des Gebäudes, eine Firma für Schläuche, Rohre und Verschraub­ungen, optisch mit in die Fassadenge­staltung einzubinde­n, hat der junge Künstler auch einige der Produkte zu separaten Bildern verknüpft. „Wenn ich fertig bin, wird es weniger illegale Sprayereie­n geben“, glaubt Wiese. Andere Graffiti-maler würden jene anderer nicht einfach verunstalt­en. Der Wunsch des Auftraggeb­ers, illegale Schmierere­ien zu verhindern, könnte sich damit erfüllen.

Dass er nun auf Leitern an Hauswänden steht und sprüht, statt maschinell die Reparature­n von Autokaross­en unsichtbar werden zu lassen, hat er nie bereut. Zwar verrät er nicht, wie viel sein Auftraggeb­er für das große Wandbild zahlt, „aber es ist schon angemessen“, sagt er. Und hofft, dass der kommende Sommer noch viele Aufträge bringt. Garagentor­e, Wände, Mauern: „Düsseldorf hat noch viele Flächen, die es zu verschöner­n gilt“, sagt er.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Pascal Wiese hat sich bekannte Düsseldorf­er Motive für seine künstleris­chen Fassaden-sprühereie­n in Oberbilk ausgesucht.
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RP-FOTO: HOLGER LODAHL Die klassische Düsseldorf­er Straßenbah­n hat auch einen Parkplatz auf der Mauer gefunden.

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