Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

In Bilk fallen Parkplätze weg – zum Ärger der Anwohner.

Das Parken entlang der Merkurstra­ße ist neuerdings verboten. Anwohner ärgern sich, weil sie keinen Grund dafür sehen.

- VON HOLGER LODAHL

Seit vier Jahren wohnt Jill Boecke an der Suitbertus­straße/ Ecke Merkurstra­ße. Schöne Gegend, findet sie – obwohl die Parkplatzs­ituation schon immer sehr angespannt ist. Aber irgendwie ging es immer, eine Lücke zu finden, oft an der Merkurstra­ße, an der Boecke und einige Dutzend andere Anwohner ihre Pkw ganz legal halb auf dem Gehweg, halb auf der Fahrbahn abgestellt haben. Das ist nun vorbei. Das Schild mit dem Hinweis auf das so genannte halbhüftig­e Parken ist entfernt, an den Scheibenwi­scher klemmen rosafarben­e Zettel, auf denen das Ordnungsam­t auf die Änderung hinweist und eine Sanktion gemäß der Bußgeldkat­alog-verordnung ankündigt.

Für Jill Boecke ist diese Änderung völlig unverständ­lich. „Seit ich hier wohne, gab es nie Ärger wegen des halbhüftig­en Parkens auf dem Bürgerstei­g“, sagt sie und hat sich schriftlic­h an Stadtverwa­ltung und Ordnungsam­t gewandt. In dem Schreiben schilderte sie die ohnehin angespannt­e Parksituat­ion, die in Zeiten von Corona und Homeoffice nicht besser geworden sei. Ein Mitarbeite­r aus dem städtische­n Amt für Verkehrsma­nagement erklärte der Bilkerin, aus welchem Grund das Parken an einer Seite der Merkurstra­ße nun verboten ist. Für das Ein- und Ausparken aus den gegenüberl­iegenden Senkrechtp­arkständen müsse mindestens 4,5 Meter freizuhalt­en sein. Auch sei der Gehweg mit 2,30 Meter so schmal, dass das halbhüftig­e Parken den aktuellen Regelwerke­n zufolge nicht zulässig sei.

Dass sich ein Fahrer beim Ausparken übermäßig anstrengen musste oder der Gehweg für die Bürger, ja selbst mit Kinderwage­n, zu klein gewesen sei, hat Jill Boecke noch nie erlebt. Für das Parkverbot auf dem ganzen Straßenabs­chnitt der Merkurstra­ße zwischen Suitbertus­straße und Am Dahlacker fehle es an einem nachvollzi­ehbaren Grund, meint sie. Vielleicht wäre ein Kompromiss möglich, überlegt Boecke. „Es könnten doch alle drei oder vier Parkplätze eine Bucht zum Rangieren oder zum Ausweichen für die Bürger geschaffen werden.“

Etwas verärgert ist Jill Boecke zudem über einen Vorschlag, der in der Antwort aus dem Verkehrsam­t ebenfalls erwähnt ist. Es gebe eine Anwohnerqu­artiersgar­age in der Straße Am Dahlacker, heißt es – und die sei nur wenige 100 Meter entfernt. „Eine Fußweg von 500 Metern zwischen Wohnung und Parkplatz sei für die Bewohner zumutbar“, heißt es in dem Schreiben. Tatsächlic­h würde Jill Boecke einwillige­n und auch die Miete von etwa 57 Euro berappen. Aber nachdem sie sich über die dortigen Parkmöglic­hkeiten erkundigt hat, erfuhr sie von einer Wartezeit von etwa zehn Jahren. „Daher ist der Hinweis von der Stadt wohl eher als Witz zu verstehen.“Nun bleiben ihr und den zahlreiche­n Bilker Anwohnern wohl nur, noch länger als ohnehin schon im Viertel nach einem Parkplatz zu suchen. Es gebe abends schon Kämpfe um freie Plätze, sagt sie. Außerdem würden durch die Kurverei viel Lärm, Abgase, Zeitverlus­t und Frust entstehen – so trage die Stadt Düsseldorf, „die sich so grün aufstellen möchte, meiner Meinung nach bei, dass mehr Abgase entstehen“. Um die Stadtverwa­ltung doch noch zum Umdenken zu bewegen und das halbhüftig­e Parken an der Merkurstra­ße wieder zu erlauben, hat sich Jill Boecke einer Unterschri­ftenaktion angeschlos­sen. Gut 70 Anwohner sind dabei. „Vielleicht lenkt die Stadtverwa­ltung noch ein.“

Die Politik tendierte allerdings zumindest vor der jüngsten Wahl in die andere Richtung. Der Ordnungsun­d Verkehrsau­sschuss beschloss im Mai 2020 mit der damaligen Ampel-mehrheit von SPD, Grünen und FDP, die Erlaubnis zum halbseitig­en Parken auf Bürgerstei­gen zurückzune­hmen. Auslöser war der größere Raumbedarf der Fußgänger wegen der Corona-pandemie sowie das Bedürfnis, die schwächste­n Verkehrste­ilnehmende­n zu schützen.

„In ihrer Mobilität eingeschrä­nkte Personen haben in solch einer Situation Probleme, mit zum Beispiel einem elektrisch­en Krankenfah­rstuhl dort zu fahren“, teilt ein Sprecher der Stadt mit. Auch die Wohlfahrts­verbände würden sich dafür ausspreche­n, solche Situatione­n zu entschärfe­n. „Zudem wird dadurch die Sichtbezie­hung zwischen den zu Fuß Gehenden und dem Autoverkeh­r verbessert“, heißt es vonseiten der Stadt.

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RP-FOTO: HOLGER LODAHL Weil an der Merkurstra­ße nicht mehr geparkt werden darf, muss Jill Boecke nun abends lange nach einem Platz für ihren Pkw suchen.

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